Das Auto der Zukunft: Selbstfahrend und digital vernetzt
Düsseldorf. Die Welt der Autobauer steht kurz davor, aus den Fugen zu geraten. Bei den Fahrzeugen von morgen geht es nicht mehr um starke Motoren, breite Reifen und windschnittige Formen.
Die Mobilität der Zukunft wird vielmehr Teil einer digitalen, vernetzten Welt sein.
Wie grundlegend die Veränderungen ausfallen könnten, lässt sich auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) vom 17. bis 27. September in Frankfurt schon bestaunen. Selbstfahrende Autos gehören dort zu den Topthemen. BMW wird seinen neuen 7er vorstellen, der im Oktober auf den Markt kommt. Das Besondere: Er fährt von allein in die Garage und in Parklücken — als weltweit erstes Serienauto. Daimlers ab 2016 verfügbare E-Klasse kann das auch. Der Fahrer steigt vorher aus und schaut zu — wenn er möchte.
Aber das markiert erst den Anfang. Der nächste Schritt wird der Übergang zum automatisierten Fahren sein. Dann übernimmt das Auto vollständig die Kontrolle. In etwa fünf Jahren dürfte es soweit sein. Auf dem Weg dorthin sind Daimler, VW & Co. aber nicht allein. Der US-Konzern Google arbeitet seit Jahren an der Technik für selbstfahrende Fahrzeuge und testet einen Stadtwagen aus eigener Entwicklung. Apple-Leute denken ebenfalls über Lösungen nach. Sony erwägt den Einstieg.
„Google hat kein Interesse an Auto-Hardware. Google will ein Mobilitätssystem in großen Städten erschaffen“, sagt Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Er kann sich eine Zukunft vorstellen, in der die Autoindustrie die Fahrzeuge baut, aber Apple oder Google das Gehirn liefern. Das Auto wäre dann ein Computer auf vier Rädern. Die Platzhirsche denken aber nicht daran, das Terrain kampflos aufzugeben. „Wir wollen keine Lieferanten werden, die keinen direkten Kundenkontakt mehr haben und Hardware an Dritte liefern“, betont Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Auch deshalb kauften Daimler, Audi und BMW vor wenigen Wochen für 2,8 Milliarden Euro gemeinsam Nokias digitalen Kartendienst Here. Bei diesem Geschäft geht es nicht nur um Orientierungshilfen für selbstfahrende Autos: Die traditionellen Hersteller wollen die Kontrolle im Cockpit nicht verlieren.
Die Übernahme verdeutlicht, dass der Kampf zwischen Autobauern und IT-Konzernen um Kunden und deren Daten längst entbrannt ist. Große Zulieferer wie Continental und Bosch mischen dabei ebenfalls mit. Überleben kann nur, wer bereit und in der Lage ist, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen. So will allein die deutsche Autoindustrie in den nächsten drei bis vier Jahren 16 bis 18 Milliarden Euro investieren, um ihre Modelle für die digitale Zukunft fit zu machen.
Mobilität von morgen bedeutet allerdings viel mehr, als mit dem Auto von A nach B zu fahren. Vor allem in den Städten haben junge Leute immer weniger Interesse daran, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen. Die Autohersteller basteln deshalb auch an Carsharing-Modellen und entwickeln Apps, die sich nicht nur an Autokäufer wenden. Ziel ist es, die Fahrzeuge als Teil der Lösung zu positionieren.