Das Hilfspaket und seine Folgen
Neue Milliarden für Griechenland sollen Europa endlich stabilisieren.
Brüssel. Mit einem Kraftakt will Europa Griechenland vor der Pleite retten und den Euro-Raum stabilisieren. Ein Überblick über die Pläne.
Der Hilfsplan hat nach Angaben von EU-Experten einen Umfang von 159 Milliarden Euro. Zu den öffentlichen Hilfen von 109 Milliarden Euro, die vom Europäischen Rettungsfonds EFSF und vom Internationalen Währungsfonds aufgebracht werden, kommt ein Beitrag der Privatgläubiger wie Banken und Versicherungen von 50 Milliarden Euro. Der internationale Bankenverband IIF rechnet vor, dass die Institute gut ein Fünftel ihres Griechenland-Engagements abschreiben.
Im Euroland drohte ein Flächenbrand: Italien stand kurz davor, an den Rand des Abgrunds zu geraten, weil die Finanzmärkte immer höhere Zinsen verlangten. Das neue Paket beruhigt die Märkte, denn die Botschaft lautet: Wir lassen kein Euroland hängen, wir springen um jeden Preis ein. Deswegen ist der Gipfelbeschluss viel mehr als nur ein Griechenland-Paket — es ist ein „Stopp“-Schild in Richtung Spekulation.
Wir haben 1999 zwar eine einheitliche Währungsunion bekommen — aber keine einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik. Jetzt, da sich die Folgen dramatisch zeigen, muss dieser Mangel behoben werden: Deswegen sollen die Euroländer künftig die gesamte Wirtschaftspolitik besser abstimmen. Und deswegen soll auch mehr Geld fließen, um die ökonomischen Unterschiede abzubauen — im Falle Griechenlands wurde das mit dem „Marshall Plan“ für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen.
Eine Pleite Griechenlands könnte die Euro-Zone in den Abgrund reißen — denn deutsche, französische und andere Banken sind dort mit Milliarden engagiert. Zudem wäre eine Rückkehr zur Drachme für Griechenland nach Einschätzung einiger Volkswirte „ökonomischer Selbstmord“: Die Griechen müssten die neue alte Währung abwerten, was die Rückzahlung der Euro-Schulden dramatisch teuer machen würde.
Zwar schließen die EU-Verträge aus, dass ein Euro-Land für ein anderes haftet. Doch unter dem Druck der Ereignisse wandelt sich das Wesen der Währungsunion. Sie wird zu einer Transferunion. Der Euro ist mehr als eine Währung, er ist ein „Ausdruck großer Verbundenheit“ in Europa, lautet die Botschaft.
Die Erklärung des Gipfels http://dpaq.de/Ldy4L