Verbraucherzentrale Das Internet lässt die Preise tanzen

Berlin (dpa) - Im Internet fahren die Preise manchmal Achterbahn. Da kann die gleiche Designer-Jeans in einem Online-Shop an einem Tag 79,95 Euro und am nächsten 199,95 Euro kosten.

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Und der Preis für ein paar modische Sportschuhe kann tagelang zwischen 39,99 Euro und 59,99 Euro hin und her pendeln. Wer zum richtigen Zeitpunkt kauft, darf sich freuen. Wer aber im falschen Moment zuschlägt, zahlt drauf.

Aufgefallen ist das Preis-Jo-Jo bei Jeans und Sneakern dem Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Brandenburg, das im Frühjahr die Preisgestaltung bei 16 Online-Händlern von A wie ATU bis Z wie Zalando unter die Lupe nahm.

Das Ergebnis der Studie: 15 der 16 untersuchten Händler änderten regelmäßig die Preise für Teile ihres Sortiments - bei einzelnen Produkten fast täglich. Zum Teil waren die Schwankungen erheblich, besonders viele registrierten die Verbraucherschützer bei Elektronik- und medizinischen Produkten.

An sich sind häufige Preisänderungen im Handel nichts wirklich Neues. Jeder Autofahrer kennt sie von der Tankstelle. Doch wer im Internet einkauft, sieht sich plötzlich überall damit konfrontiert.

Online-Shops wie Amazon verändern die Preise viel öfter als der Laden nebenan. Der auf E-Commerce spezialisierte Marktforscher Metoda zählte im vergangenen Jahr innerhalb eines Monats bei knapp 2000 erfassten Online-Shops mehr als 17 Millionen Preisveränderungen. Allein bei Amazon.de wurden über 3,6 Millionen davon registriert.

Möglich ist das nur, weil Preise im Online-Handel inzwischen oft vom Computer festgesetzt werden, der mit seinen Algorithmen dabei eine Vielzahl von Faktoren von den Konkurrenzangeboten über die eigenen Lagerbestände bis hin zum Wetter berücksichtigt.

Für den Verbraucher ist das Ganze schwer durchschaubar. „Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt“, warnt Marktwächter-Teamleiterin Kirsti Dautzenberg. Am Ende könne sich der Online-Handel mit dem Preis-Durcheinander selbst schaden, glaubt sie. „Denn die fehlende Transparenz lässt das Vertrauen der Kunden schwinden.“

Doch nicht nur denen ist das Preis-Durcheinander unheimlich. Sogar die Monopolkommission - ein wichtiges Beratergremium der Bundesregierung - dringt mittlerweile auf eine verstärkte Beobachtung der oft undurchschaubaren Preisbildung im Internet-Handel.

Es sei nicht auszuschließen, dass die Preisfestsetzung mit Hilfe von Algorithmen am Ende zu höheren Preisen für die Verbraucher führe, warnten die Experten in einem vor wenigen Wochen veröffentlichten Gutachten. Die betroffenen Märkte müssten „systematisch auf Wettbewerbsbeeinträchtigungen“ untersucht werden.

Hilflos ausgeliefert sind die Verbraucher dem Treiben der Händler und ihrer Computer allerdings nicht. „Es ist das alte Spiel. Wenn sie günstigere Preise haben wollen, müssen sie sich als Kunde bei der Suche mehr Mühe geben und mehr Zeit investieren. Dann finden sie wahrscheinlich noch ein günstigeres Angebot“, rät der Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU.

Dabei hilft im Zweifelsfall auch das Internet. Mit Preissuchmaschinen wie idealo.de oder guenstiger.de, aber auch mit Preistrackern wie camelcamelcamel. Letztere Website bietet für Amazon Preisverlaufsdiagramme, die dabei helfen, den aktuellen Preis einzuschätzen - und auch einen Preisalarm, der den Verbraucher informiert, wenn ein Wunschpreis erreicht wird.