Das Land der Barzahler
Noch halten die Deutschen Schein und Münze die Treue. Doch Kartenzahlung wird beliebter.
Frankfurt. Von schwedischen Verhältnissen ist Deutschland weit entfernt: In dem skandinavischen Land kann, so ist zu lesen, inzwischen sogar die Kollekte in mancher Kirche per Kreditkarte entrichtet werden.
Die meisten Deutschen dagegen halten Münze und Schein die Treue — obwohl sich auch hierzulande immer mehr Menschen vom elektronischen Bezahlen überzeugen lassen.
Mastercard, Visa und Co. dürften die jüngsten Zahlen der Bundesbank für 2011 Auftrieb verleihen. Zwar bezahlen die Deutschen nach wie vor die Hälfte ihrer Ausgaben für Waren und Dienstleistungen in bar (53 Prozent). Doch der Umsatzanteil des Bargeldes sinkt stetig. In der letzten Bundesbankstudie für das Jahr 2008 betrug er noch 58 Prozent.
„In Deutschland gibt es immer noch eine hohe Bargeldverliebtheit, aber der Trend geht ganz klar zum elektronischen Bezahlen“, meint der Deutschland-Chef des Kreditkartenanbieters Mastercard, Christian Stolz. „Innovationen wie kontaktloses Bezahlen, Bezahlen mit dem Smartphone werden dazu führen, dass zunehmend mehr Menschen auf Bargeld verzichten.“
Noch werden in Deutschland Beträge bis 50 Euro fast ausschließlich bar beglichen, im Schnitt haben die Menschen 103 Euro Bargeld im Portemonnaie, davon 5,90 Euro in Münzen. Die Einzelhändler freut’s, für sie sind Schein und Münze das günstigste Zahlungsmittel. Die Kosten liegen zwischen 0,08 und 0,2 Prozent des Umsatzes, bei Kartenzahlungen sind es immerhin schon 0,3 Prozent.
In anderen europäischen Ländern ist elektronisches Bezahlen weitaus beliebter als in Deutschland. In Schweden etwa liegt der Bargeldanteil im Einzelhandel nach Zahlen der Europäischen Zentralbank nur noch bei knapp 27 Prozent.
In Dänemark sind es nach diesen im Oktober veröffentlichten Daten für das Jahr 2009 rund 35 Prozent, in Griechenland und Rumänien ist das Zahlen mit Karte eine absolute Ausnahme: Der Bargeldanteil liegt dort bei jeweils 95 Prozent. In Deutschland sorgt auch die Angst vor einer Geldentwertung durch Inflation bislang nicht für eine massenhafte Flucht ins Plastikgeld.