Das Radar immer fest im Blick

Aus dem Alltag eines Fluglotsen: Achim Krüger über Gewitter, Pausenzeiten und Überstunden.

Köln. Wenn der Himmel bewölkt ist oder eine Gewitterfront durchzieht, wird von Achim Krüger höchste Konzentration verlangt. „Gerade bei solchen Wetterlagen muss jedes Flugzeug geleitet werden. Keine Maschine kann auf ihrem Kurs bleiben“, beschreibt der Fluglotse seine Arbeit im Kölner Tower. Jeder Flieger müsse dem Gewitter ausweichen. Man dürfe das Radarbild keine Sekunde aus den Augen lassen.

Ein Lotse müsse mit den Gedanken immer zwei Schritte voraus sein. „Wir sind darauf trainiert, zu jedem Augenblick Höchstleistung bringen zu können“, berichtet Krüger.

Nach zwei Stunden Arbeit am Radar muss jeder Fluglotse mindestens 20 Minuten Pause machen. „Danach setzen wir uns an eine andere Position“, so Krüger. Das sei notwendig, damit keine Routine aufkommt, diese mache nämlich unaufmerksam.

Insgesamt geht der Dienst acht Stunden. Es gibt vier unterschiedliche Schichten: Früh-, Tag-, Spät- und Nachtdienst — eigentlich ähnlich wie in vielen Jobs, wären da nicht die Überstunden. „Auf jedem Tower herrscht chronische Personalknappheit. Trotzdem müssen bestimmte Positionen rund um die Uhr besetzt werden, sonst kommt es zu Verspätungen im Flugverkehr“, sagt Krüger.

Laut der derzeitigen Regelung müssen die Lotsen unentgeltlich bis zu 150 Überstunden im Monat ableisten. „Das ist einfach zu viel. Die Kollegen sind mittlerweile froh, wenn sie alle acht Wochen mal ein freies Wochenende haben“, so der Lotse. Dieser Zustand könne noch schlimmer werden, wenn sich bei den derzeitigen Tarifverhandlungen die Arbeitgeberseite durchsetze. „Die Deutsche Flugsicherung will die Überstundenzahl auf 250 erhöhen“, sagt Krüger. Dies werde man nicht zulassen, die meisten würden jetzt schon am Limit arbeiten. Eine Gehaltserhöhung sei bei den Verhandlungen eher zweitrangig. Wichtig sei, dass die Überstundenzahl auf 80 gesenkt werde.

Für Krüger persönlich spielt das Ergebnis der Verhandlungen keine Rolle mehr. Er hört kommendes Jahr auf. Es sei Zeit. „Ich habe nun 38 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Heute bin ich nicht mehr so belastbar wir früher“, erklärt der Fluglotse. Er sei immer einer der Ruhigsten gewesen, heute bekäme er dagegen ab und zu in brenzligen Situationen ein kribbeliges Gefühl.

Fluglotsen können sich übrigens mit 51 Jahren in ein sogenanntes Übergangsversorgungsverhältnis verabschieden — sie befinden sich dann noch in einem Angestelltenverhältnis, müssen aber nicht mehr arbeiten. Mit 55 Jahren müssen sie ausscheiden. Das ist Pflicht. Dieses Austrittsalter basiert auf mehreren medizinischen Gutachten und Studien.