Dax-Chefs sprechen eher Kauderwelsch als Klartext
Stuttgart (dpa) - Die meisten Dax-Chefs sprechen einer Studie zufolge ein unverständliches Kauderwelsch. Auf einer Skala von 0 bis 10 habe sich die Verständlichkeit der Reden der Firmenchefs gegenüber dem Vorjahr im Schnitt nur von 3,8 auf 4,6 verbessert.
Das ergab eine Untersuchung der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem „Handelsblatt“.
Demzufolge waren die Beiträge der Vorstandschefs eher so unverständlich wie Doktorarbeiten (0) und nicht so leicht zu verstehen wie Radio-Nachrichten (10). Das geht aus den am Montag veröffentlichten Details zu der vorab im „Handelsblatt“ erschienenen Studie hervor.
Die untersuchten Rede-Manuskripte für die diesjährigen Hauptversammlungen enthielten Bandwurmsätze, abstrakte Begriffe und nicht erklärte Fachbegriffe.
Außerdem spickten die Manager ihre Reden mit Wörtern, die beim Scrabble oder Galgenmännchen-Spiel beste Chancen hätten: SAP-Co-Chef Bill McDermott sprach von „Business-to-Business-to-Consumer-Wirtschaft“, Münchner-Rück-Chef Nikolaus von Bombard streute das Wort „Nicht-Leben-Rückversicherungsgeschäft“ ein.
Die unverständlichste Rede hielt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse AG, Reto Francioni. Er schaffte es, 52 Wörter in einem einzigen Satz unterzubringen. Francioni halbierte damit seinen Wert vom Vorjahr und brachte es nur noch auf 1,3 auf dem Verständlichkeits-Index. Nicht viel besser schnitten Wolfgang Reitzle von der Linde AG (1,4) sowie Post-Chef Frank Appel (1,6) ab.
Siemens-Chef Peter Löscher brachte immerhin 46 Wörter in diesem Satz unter: „Und es ist nicht nur der Ort, an dem unsere eigenen Städteplaner und Technikexperten an Infrastrukturlösungen von morgen arbeiten, sondern es ist eine Plattform für den Austausch zwischen unseren Experten und kommunalen Entscheidern der Städte und dient damit der Anbahnung von Kontakten, Lösungen und künftigem Geschäft.“
Am besten zu verstehen war BASF-Chef Kurt Bock, der auf dem Verständlichkeits-Index mit 7,4 bewertet wurde. Er verdrängte Telekom-Chef René Obermann auf Platz zwei. Platz drei belegte RWE-Chef Peter Terium.
Das Problem: „Viele Vorstandsvorsitzende denken vor allem an Analysten und Wirtschaftsjournalisten, wenn sie auf der Hauptversammlung sprechen“, sagte Studienautor Frank Brettschneider. „Sie vergessen, dass sie auch in die breite Öffentlichkeit wirken können.“