Dax-Konzerne schütten Rekord-Dividende aus

Frankfurt/Stuttgart (dpa) - Wohl dem, der Aktien hat: Während Sparbuch und Co. kaum noch etwas abwerfen, eilen die Kurse an den Börsen von Rekord zu Rekord.

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Doch das ist längst nicht alles, was Aktionären derzeit Freude macht. Hinzu kommt für die Anteilseigner der 30 Dax-Konzerne der üppigste Geldregen aller Zeiten, wie die Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) in einer Studie errechnet hat.

Demnach schütten Deutschlands Börsenschwergewichte in diesem Jahr zusammen 29,5 Milliarden Euro aus. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie nie zuvor. „Die Dax-Konzerne haben im vergangenen Jahr insgesamt Rekordgewinne erwirtschaftet - die Aktionäre können sich entsprechend auf die bisher höchste Dividenden-Auszahlung überhaupt freuen“, sagt EY-Börsenexperte Martin Steinbach.

Größter Dividendenzahler ist nach den Angaben die Allianz: Der Versicherungskonzern zahlt seinen Aktionären 3,1 Milliarden Euro - 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Siemens (2,7 Mrd Euro, plus 7 Prozent) und Daimler (2,6 Mrd Euro, plus 9 Prozent) zeigen sich besonders großzügig. Über den stärksten Zuwachs können sich die K+S-Anteilseigner freuen: Der Düngemittelkonzern hat die Ausschüttung mehr als verdreifacht - von 48 auf 172 Millionen Euro.

Und dabei müssen sich die Anteilseigner nicht mal Sorgen machen, dass sich die Konzerne mit ihren Rekord-Dividenden übernehmen, wie Steinbach betont: „Die Gewinne steigen stärker als die Dividendenausschüttung - das deutet darauf hin, dass es die Unternehmen insgesamt nicht übertreiben und darauf achten wollen, dass sie ausreichend liquide Mittel vorhalten.“ Denn der gesamte Jahresüberschuss aller 30 Dax-Konzerne stieg im vergangenen Geschäftsjahr um 14 Prozent auf 67,3 Milliarden Euro - also stärker als die Ausschüttungen.

Und: Die Zukunftsaussichten sind rosig. Der niedrige Ölpreis und der schwache Euro befeuern den Export, wichtige Absatzmärkte wie die USA entwickeln sich gut, die Eurozone kommt allmählich in Schwung und der Binnenmarkt brummt dank Rekordbeschäftigung und steigender Löhne ohnehin. „Wir erwarten ein Wachstum der deutschen Wirtschaft um 2,2 Prozent in diesem Jahr“, sagt Steinbach. Das dürfte die Gewinne der Unternehmen weiter sprudeln lassen. Zudem treibt die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank die Börsenkurse nach oben.

Insgesamt zahlen 20 Unternehmen ihren Aktionären in diesem Jahr mehr Dividende als 2014, nur zwei schütten weniger aus: Eon und die Deutsche Lufthansa. Die von Billigkonkurrenz und Streiks gebeutelte Fluggesellschaft hat die Dividende sogar ganz gestrichen - und ist damit neben der Commerzbank das einzige Dax-Unternehmen, bei dem die Aktionäre leer ausgehen.

Die EY-Experten sind jedenfalls überzeugt: Der Trend bei den Dividendenausschüttungen der Börsenschwergewichte zeigt eindeutig nach oben. Steinbach betont: „Die auf breiter Front gestiegenen Dividenden zeigen auch, dass die Dax-Konzerne sich mehrheitlich in guter Verfassung und weiter auf der Erfolgsspur sehen. Alles in allem stehen die Chancen auf weiter steigende Dividenden also gut.“

Allerdings profitiert nur eine Minderheit der Menschen in Deutschland davon: 2014 hatten nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts nur noch 8,4 Millionen Menschen oder rund 13 Prozent der Bevölkerung Geld in Aktien oder Aktienfonds angelegt. Allein 2014 trennten sich demnach rund eine halbe Million Deutsche von Aktien, seit dem Höchststand im Jahr 2001 kehrten fast 4,4 Millionen Anleger den Börsen den Rücken. „Es ist schwer verständlich, dass sich Anleger jetzt von Aktien trennen“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Zumal der Dax seit Jahresanfang eine beeindruckende Rekordjagd hingelegt hat: Mitte März sprang das wichtigste deutsche Börsenbarometer erstmals über die Marke von 12 000 Punkten. Allerdings wurden zuletzt auch mahnende Stimmen lauter, die einen Rückschlag auf dem Aktienmarkt fürchten. „Der Schwachpunkt von Aktien ist und bleibt die mangelnde Untermauerung des jüngsten Kursanstiegs durch eine entsprechende Verbesserung der Unternehmensgewinne“, warnen Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Sie wissen aber auch: Derzeit gibt es kaum Anlagealternativen.