Dax-Konzerne trotzen der Schuldenkrise
Stuttgart (dpa) - Die Dax-Konzerne stemmen sich gegen die europäische Schuldenkrise und gehen gut aufgestellt in den Jahresendspurt. Die Schwergewichte der deutschen Wirtschaft steigerten im dritten Quartal 2011 den operative Gewinn um sechs Prozent auf 25,7 Milliarden Euro.
Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf 276 Milliarden Euro zu. Das geht aus einer Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens Ernst & Young hervor, die der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Stuttgart vorlag.
„Die Abschwächung der weltweiten Konjunktur hat das Wachstum und die Gewinnentwicklung einiger deutscher Top-Konzerne zwar durchaus gebremst“, sagte Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young. „Nach wie vor ist die Lage aber absolut zufriedenstellend. Von einem Einbruch kann derzeit keine Rede sein.“ Die meisten Unternehmen hätten auch ihre Jahresprognose nicht gesenkt - trotz der sich eintrübenden Aussichten. „Falls tatsächlich eine echte Krise bevorsteht, sind die deutschen Top-Konzerne dafür ausgesprochen gut gerüstet.“
Das Umsatzwachstum der Riesen auf dem Börsenparkett hat sich seit Jahresbeginn zwar von Quartal zu Quartal verlangsamt - zuletzt allerdings nur noch gering. Im ersten Vierteljahr verbuchten die Konzerne im Vergleich zum Vorjahresquartal noch ein sattes Erlösplus von 16 Prozent, im zweiten Quartal waren es noch acht Prozent. Beim operativen Ergebnis EBIT sah die Entwicklung anders aus: Während zu Beginn 2011 noch ein Plus von 14 Prozent stand, war es von April bis Juni ein Rückgang von zehn Prozent.
Im dritten Quartal verbuchte jedes zweite der im Leitindex notierten Unternehmen einen Rückgang beim operativen Gewinn. Besonders hart traf es die Energieriesen: Wegen des Atomausstiegs brach der Gewinn bei RWE um satte 70 Prozent ein, bei Eon um 30 Prozent. Die Commerzbank wurde mit voller Wucht von der Griechenanland-Krise getroffen und rutschte mit einem operativen Verlust von 855 Millionen Euro sogar in die roten Zahlen.
Mit besonders hohen operativen Gewinnen glänzten dagegen die Autobauer Volkswagen und Daimler sowie die Deutsche Telekom, bei der sich das rigide Sparprogramm auszahlte. Den fettesten Zuwachs verbuchte allerdings der Softwarekonzern SAP mit einem Plus von 146 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro. Das lag aber nicht nur daran, dass die Kunden dem Weltmarktführer für Unternehmenssoftware seine Programme aus der Hand rissen. Die Walldorfer profitierten vor allem von einem Triumph im Rechtsstreit mit dem Erzrivalen Oracle - sie konnten ihre Rückstellungen deutlich zurückfahren.
Beim Umsatz legten drei von vier Unternehmen im dritten Vierteljahr zu. Besonders tat sich VW hervor - die Wolfsburger waren dank der brummenden Autokonjunktur mit einem Plus von 25 Prozent auf 38,5 Milliarden Euro sowohl beim Zuwachs als auch bei der Höhe der Erlöse Spitze. Umsatzrückgänge verbuchte dagegen die Deutsche Telekom, RWE, Fresenius Medical Care, Metro, Fresenius SE und Beiersdorf.
Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf 3,35 Millionen - das sind 0,3 Prozent mehr als Ende Juni und 2,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Für das Schlussquartal 2011 rechnet Harms mit einer Abschwächung des Wachstums. „Die nach wie vor hohe Nachfrage in Ländern wie China, Indien und Brasilien kann die schwache Entwicklung in wichtigen europäischen Absatzmärkten nicht vollständig ausgleichen“, sagte Harms. „Die Schuldenkrise ist derzeit das Konjunkturrisiko Nummer 1 und bremst die Zuversicht der Unternehmen und damit deren Investitionsbereitschaft.“
Für mögliche Engpässe bei der Kreditvergabe seinen die Firmen aber gut gerüstet, sie hätten die gute Geschäftsentwicklung in den vergangenen Monaten genutzt und die Kassen gefüllt. Insgesamt hatten die Konzerne Ende September 77 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln zur Verfügung, zu Beginn der Finanzkrise 2008 waren es nur 46 Milliarden Euro.