Der iPad – das ideale Drittgerät
Apple will die Computerwelt mit der „digitalen Schiefertafel“ revolutionieren.
Berlin. Diesmal scheint selbst Steve Jobs ungeduldig zu sein. Spannte der Apple-Chef die Zuschauer sonst lange auf die Folter, ehe er die neuesten Wunder aus seiner Hightech-Schmiede präsentierte, geht es diesmal ganz schnell: Kaum hat er die Bühne in San Francisco betreten, hält Jobs das neue Gerät in den Händen, mit denen der US-Konzern die Computerwelt revolutionieren will - das iPad.
Es ist ein Tablet-Computer, ein flacher Bildschirm mit eingebautem Rechner. Nachdem manch’ anderer Hersteller gescheitert ist, könnte Apple dieser Geräteklasse zum Durchbruch verhelfen. Es ist schick, schnell, unerwartet günstig - und doch noch lange nicht perfekt.
Mit diesem Gerät will Apple etwas schaffen, was ihm schon mit dem Musikspieler iPod gelungen ist: die Nutzungsgewohnheiten der Nutzer zu revolutionieren. Eigens für das iPad präsentiert Jobs eine digitale Bücherei namens iBooks. Das macht den Verlagen Hoffnung: So wie die Musikindustrie ihre Musik inzwischen über den Apple-Musikladen iTunes verkauft, könnten sie über iBooks endlich Geld im Internet verdienen. Das Wasser abgraben dürfte das iPad tatsächlich als erstes den E-Book-Readern zum Lesen digitaler Bücher. Die zeigen bisher meist nur schwarz-weiße Texte an - beim iPad ist alles bunt, weshalb es genauso gut für Kinderbücher oder Lehrbücher geeignet ist.
Helfen dürfte dabei auch der Preis des iPad - denn das Gerät ist überraschend günstig. Ab 499 Dollar ist es zu haben, damit kann es mit normalen Laptops mithalten. Und das iPad dürfte noch billiger werden - denn im Gegensatz zum iPhone bindet Apple es nicht an exklusive Vertragspartner. Die Mobilfunkanbieter dürften sich daher einen Subventionswettbewerb liefern, um das iPad zusammen mit Verträgen fürs mobile Internet zu verkaufen.
Ein Manko bleibt aber: Das iPad ist ein Drittgerät, Handy und Computer kann es nicht ersetzen. Und es hat noch weitere Nachteile. Das iPad verfügt nicht über eine Kamera, USB-Anschlüsse hat es auch nicht. Digitalkameras können daher nur über einen Adapter angeschlossen werden, USB-Sticks und Festplatten gar nicht. Die verbreitete Flash-Technik läuft auf dem Gerät auch nicht, weshalb viele Internetseiten nicht funktionieren.
Auch ist es im Gegensatz zu Computern nicht möglich, mehrere Programme gleichzeitig zu öffnen, etwa den Browser und das Schreibprogramm; nur Musik kann parallel gehört werden. Spektakuläre Innovationen bei der Hardware sind im iPod nicht zu erkennen. Es fehlt beispielsweise ein superbrillanter Bildschirm der OLED-Technik. Von dem erstmals verbauten Prozessor aus Apple-Eigenproduktion gibt es keine Daten.
Außerdem kann Apple aussperren, was der Konzern nicht auf das iPad lassen will: Wie beim iPhone lassen sich Anwendungen nur über den Appstore von Apple installieren. Einen anderen Internetbrowser etwa lässt der Konzern darin nicht zu, auch Microsoft Office oder Photoshop lassen sich nicht installieren. Das ist für Handys wie das iPhone kein Problem - doch Computernutzer dürften sich eingeschränkt fühlen.
Auch die Konkurrenz steht in den Startlöchern, Microsoft hat für Mitte des Jahres einen Tablet-PC mit dem Namen Slate angekündigt. Helfen dürfte Apple aber eins: der Apple-Bonus. Für viele gehört es zum Lebensstil, die neuesten Apple-Geräte ihr Eigen zu nennen.