GM fährt bei Opel die harte Tour
Das Tischtuch zwischen Management und Belegschaft scheint zerschnitten.
Rüsselsheim. Bei der Sanierung von Opel wählt die US-Konzernmutter General Motors (GM) den harten Weg. Die Entscheidung gegen das Werk im belgischen Antwerpen kam zwar nicht überraschend, aber zumindest für die Arbeitnehmer zur Unzeit. Mitten in den festgefahrenen Verhandlungen um die Beiträge der Belegschaft zur Rettung des Autobauers hat der neue Chef Nick Reilly Pflöcke eingeschlagen, die den Gewerkschaften die Zornesröte ins Gesicht treiben. Ob Management und Belegschaft noch gemeinsam in die Zukunft fahren, scheint nach der Antwerpen-Entscheidung fraglicher denn je.
Nach wie vor ungeklärt ist auch die Frage staatlicher Milliardenhilfen für den angeschlagenen Autobauer. Auch die Politik wird vor vollendete Tatsachen gestellt, denn noch immer hat GM nach der Kehrtwende im Magna-Poker den aktualisierten Überlebensplan für sein Europageschäft nicht vorgelegt. Erst auf Basis eines detaillierten Konzepts für Deutschland lasse sich auch die Frage einer möglichen Bürgschaft durch Bund und Länder beantworten, erklärte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) kühl. Immerhin rund 2,7 Milliarden Euro will GM in ganz Europa einsammeln.
Die Stimmung am Stammsitz Rüsselsheim hat einen neuen Tiefpunkt erreicht: Bei ihrer vorerst letzten Begegnung zu Wochenbeginn hatten sich Reilly und der einflussreiche Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz, der sich gerade auf eine weitere vierjährige Amtszeit vorbereitet, nur wenige Minuten etwas zu sagen.
Immer wieder hatten Franz und andere Gewerkschafter in den vergangenen Monaten wiederholt, zu welchen Bedingungen die Beschäftigten mitziehen würden. Von diesen ist noch keine einzige erfüllt: Keine betriebsbedingten Kündigungen, die Umwandlung in eine AG und eigene Anteile als Gegenleistung für Lohnverzicht und Mehrarbeit. Und eben der Erhalt sämtlicher Standorte, eine Bedingung, auf die GM nun offensichtlich pfeift. Auch in Bochum gibt es keine Freude über das Aus für das belgische Schwesterwerk, denn schnell werden wohl auch an der Ruhr Arbeitsplätze auf der Streichliste stehen.
Dass die Zeit für den Sanierer Reilly drängt, ist unbestritten. Allein im vergangenen Jahr hat GM in seinem Europageschäft erneut Milliarden Dollar verbrannt, obwohl mehr als eine Million Autos in Westeuropa verkauft werden konnten. Entscheidungen zur Neuaufstellung des Unternehmens und zum angestrebten Abbau von Überkapazitäten um 20 Prozent lassen seit mehr als einem Jahr auf sich warten. Man sei derzeit so weit von einer Opel-Rettung entfernt wie seit Jahren nicht mehr, heißt es in der IG Metall. Für die kommende Woche sind laut Opel immerhin neue Gespräche vereinbart.