Der Keks-König träumt von Kammermusik

Werner M. Bahlsen, Chef des gleichnamigen Gebäckherstellers, feiert am Samstag seinen 65. Geburtstag.

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Hannover. Ginge es nach dem Kinoknüller „Fack ju Göhte“, wäre Werner M. Bahlsen am Ziel. In einer Szene ist ein Schüler im Snackautomaten eingesperrt. Die Maschine bietet nur einen Bahlsen-Riegel an — null Konkurrenz. Ganz so ist die reale Welt für den Marktführer unter den Süßgebäckherstellern freilich nicht.

Daher ist Konkurrenzbeobachtung bei Bahlsen Chefsache. „Regelmäßig“ beäugt der Firmenlenker in Supermärkten die Produkte. „Klar! Und in allen Ländern, in denen ich bin, mache ich das“, sagt Werner M. Bahlsen. Morgen wird er 65, sein Keksimperium mit 526 Millionen Euro Umsatz feiert am 1. Juli 125jähriges Jubiläum.

Grund genug, aufzuhören? Nicht für Bahlsen, der sich in fünf Jahren, also mit 70, immer noch in der Firmenzentrale in Hannover sieht. „Ich denke schon, dass ich hier die Geschicke noch mitbestimmen werde. Nicht alleine, aber mit den Kollegen“, sagt er anlässlich des nahenden Geburtstags, den er „im kleinen Familienkreis“ begehen will.

Arbeit für sein Unternehmen mit den beiden Dachmarken Bahlsen und Leibniz gibt es genug. „Ich sehe uns in einer internationalen Rolle. Wir sind stark in Deutschland, aber wir haben in vielen Regionen der Welt, zum Beispiel im arabischen oder asiatischen Raum, noch großes Potenzial, und das testen wir gerade aus“, sagt der Lenker der Firma, deren Produkte etwa die Österreicher als Kornland kennen oder die Polen als Krakuski.

Firmenchef Bahlsen lernte sein Handwerk von der Pike auf als Konditor. Anfang der 1970er Jahre studierte er Betriebs- und Volkswirtschaft in Zürich und Genf, und absolvierte eine Trainee-Ausbildung in der Keksindustrie in den USA. Bahlsen reizt auch nach 65 Jahren die Kombination aus Kaufmann und Konditor, denn neben dem Handwerk gehe es „auch um Technologie und um Zahlen, das Produkt muss sich rechnen“. Ihn begeistere oft der Nachwuchs: „Junge Leute zu erleben, die anpacken und mit neuen, zum Teil auch unbequemen Ideen das Geschäft vorantreiben.“

Neue Ideen hat Bahlsen auch für den Keks der Zukunft. „Der schmeckt süß, ist richtig lecker, hat eine emotionale Form und es gibt ihn auch mal in ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen.“ Eine emotionale Form bei Keksen, das sei einer „der nicht nur gut schmeckt, sondern alle Sinne anspricht“.

Dabei sind Kekse in Massen eigentlich ungesund. Diplomatisch sagt der Firmenchef dazu: „Wenn ich mit diesem Unternehmen im Rücken Verzicht auf Genuss predigen würde, würde das nicht passen. Ich finde, man soll das Leben genießen und sich nicht kasteien — aber alles in Maßen.“

Zumindest für einen Tag könnte sich der Keks-Unternehmer auch in anderer Rolle sehen. Als Cellist, um „einfach mal den ganzen Tag nur Kammermusik zu machen“.

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