Der Pharma-Standort NRW hat an Boden verloren
Nach einer Erhebung des Verbands forschender Unternehmen sank die Zahl der Beschäftigten um 3500 auf 11 000.
Düsseldorf. Zu einer Konsequenz haben die Überschüsse der Krankenkassen bereits geführt: die Praxisgebühr wird 2013 abgeschafft. Die Pharmaindustrie wird zwar nicht dagegen sprechen, doch dass man selbst auch Wünsche hat, sagt Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen.
Die frühere SPD-Gesundheitsministerin in NRW und spätere Vorstandschefin der Krankenkasse Barmer GEK machte auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf auf den Zusammenhang aufmerksam: „Entlastungen der Gesetzlichen Krankenversicherung sind nun einmal Belastungen der Industrie, die Wachstumsaussichten und Investitionsbereitschaft tangieren — auch in NRW.“
Die Pharmabranche fühlt sich weiterhin durch die 2010 zur Stabilisierung der gesetzlichen Kassen eingeführten Zwangsrabatte und ein Preismoratorium eingeschränkt. Allein der Zwangsrabatt belaste die Industrie in diesem Zeitraum mit sechs bis acht Milliarden Euro, sagte Fischer und fügte hinzu, dass sich für die forschende und entwickelnde Industrie immer die Frage stelle, ob es sich lohnt, zu investieren.
Oft werde die Pharmabranche nur als Kostenfaktor gesehen, dabei sei sie auch für NRW ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Als Steuerzahler und mit seinen gut bezahlten Arbeitsplätzen. Elf Prozent der Beschäftigten der deutschen Pharmaindustrie arbeiten laut der Verbandsstudie in NRW.
In absoluten Zahlen sind das 11 000 Menschen. Aber: Sowohl die Zahl der Beschäftigten — 2009 lag sie um 3500 höher — als auch Umsatz und Investitionsneigung gehen zurück. Die Rahmenbedingungen der Pharma- und Gesundheitswirtschaft gehörten auf die politische Agenda, folgert Fischer.
Derzeit ist NRW mit seinem Zugpferd Bayer drittgrößter Pharmastandort hinter Baden-Württemberg und Hessen. Im Forschungszentrum Aprath in Wuppertal forschen und entwickeln 1300 Wissenschaftler neue Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs- und Herzkreislauferkrankungen.