Tarifkonflikt: Lufthansa zahlt mehr und spart

Der Tarifkonflikt mit den Flugbegleitern ist beigelegt. Eine neue Lohnstruktur entlastet den Konzern.

Wiesbaden. Streiks bei der Lufthansa sind vom Tisch, und der von Schlichter Bert Rürup auf den Weg gebrachte Tarifvertrag öffnet dem Konzerne neue Sparperspektiven. Auf den ersten Blick scheinen 33 Millionen Euro zusätzliche Personalkosten ein dicker Batzen für ein Unternehmen, das in diesem Jahr einen operativen Verlust einfliegen wird. Aber der Blick auf die lange Laufzeit bis Ende 2014 und die Gegenleistungen des Personals zeigen, dass Lufthansa-Chef Christoph Franz auf seinem Sparkurs ein gutes Stück vorangekommen ist.

Europas größter Luftverkehrskonzern kann nun wie geplant seine Billigtochter Germanwings zum EasyJet-Konkurrenten ausbauen und jahrelange Millionenverluste eindämmen. Die Kosten liegen um 40 Prozent unter denen der Kerngesellschaft Lufthansa Passage, die 30 Maschinen an die Tochter abgibt. Übrigens meist ohne das teure Personal, das weitgehend bei der Lufthansa bleiben wird, wie Personalvorstand Peter Gerber erläuterte. Germanwings wird für seinen Punkt-zu-Punkt-Verkehr abseits der Drehkreuze Frankfurt und München neue Flugbegleiter zu eigenen, deutlich niedrigeren Tarifen einstellen können.

Alle neuen Flugbegleiter bei der Lufthansa Passage starten ab 2013 zwar mit höheren Tarifgehältern, können dafür aber nie mehr die Gehälter der Alt-Lufthanseaten erreichen. Der frühere Rentenpapst Rürup denkt in langen Fristen und hat die Tarifstruktur kräftig umgestülpt. Nach schnellen Steigerungen in den ersten Berufsjahren kommt am Ende weniger und in längeren Schritten hinzu, eine Lebensstellung bei der Lufthansa wird zumindest in der Kabine weniger attraktiv.

Mehr Luft zum Atmen bekommt die Lufthansa durch einen neuen Arbeitszeitkorridor. In den kommenden zwei Jahren können Arbeitszeit und Einkommen der Flugbegleiter um fünf Prozent gekürzt werden.

Ufo-Chef Nicoley Baublies kommentierte den Abschluss so: „Künftig kann jeder Flugbegleiter gut von seinem Gehalt leben, gerade auch die Berufsanfänger.“