Deutsche Autobauer sehen Chancen in USA - Sorgen in China
Detroit (dpa) - Die deutsche Autoindustrie steuert 2015 auf ein weiteres Rekordjahr in den USA zu. Denn die US-Konjunktur brummt und der Sprit ist extrem billig. Dagegen bereitet das nachlassende Tempo in China den Herstellern Sorgen.
Der Preisdruck im weltgrößten Automarkt steigt.
Gerade die Nachfrage nach großen Modellen flaute zuletzt ab, die Preise der wichtigen Gewinnbringer gerieten unter Druck, sagte BMW-Vertriebschef Ian Robertson am Montag zum Beginn der Autoshow in Detroit, dem ersten großen Branchentreffen des Jahres. Der Trend sei so stark, dass die Münchner gar einige für China bestimmte Neuwagen in andere Märkte verschifften. Nach Angaben einzelner Händlerorganisationen stehen in dem Riesenreich derzeit so viele Autos auf den Höfen wie noch nie.
Daimler-Chef Dieter Zetsche kann diesen starken Druck indes „nicht beobachten“. Die Stuttgarter sind nach einer längeren Durststrecke in China derzeit aber auch mit einer ausgesprochen frischen Modellpalette unterwegs. Während etwa BMWs 7er-Flaggschiff inzwischen in die Jahre gekommen ist und erst 2016 in neuer Generation zu den Händlern rollt, profitierte Daimler vergangenes Jahr kräftig von seiner 2013 komplett überarbeiteten S-Klasse.
Nach einem starken ersten Halbjahr sackte das Wachstum in China in der zweiten Hälfte kräftig ab. Am Ende blieb ein für chinesische Verhältnisse bescheidenes Jahres-Plus von 9,9 Prozent auf 19,7 Millionen Fahrzeuge. 2015 dürfte das Wachstum mit acht Prozent noch schmaler ausfallen.
Auch in den USA buhlen die Händler mit finanziellen Anreizen um die Kunden - die Rabatte liegen laut Experten aber noch auf einem unproblematischen Niveau. Kein Wunder: Die Konjunktur brummt, der Arbeitsmarkt ist robust und die Zinsen sind niedrig. Die Amerikaner leisten sich wieder neue Autos. Für die großen Spritschlucker gaben die Autohäuser sogar weniger Nachlass.
Deutschlands Autoindustrie jedenfalls sieht nach einem Rekordjahr 2014 weiterhin gute Perspektiven in den USA. „Die Zukunftsaussichten für das laufende Jahr und darüber hinaus lassen noch größere Chancen für unsere Industrie erkennen“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbands VDA. Während politische Risiken andere Weltregionen belasteten, erwiesen sich die USA als Zentrum des Wachstums für die Branche. Wissmann bezeichnete den niedrigen Spritpreis als „Turbo“ für die gesamte US-Wirtschaft.
2014 steigerten die deutschen Hersteller ihren US-Absatz um zwei Prozent auf das Rekordniveau von knapp 1,4 Millionen Fahrzeugen. Der Markt insgesamt legte allerdings um sechs Prozent zu und erreichte damit wieder sein Vorkrisenniveau - vor allem die Nachfrage nach Spritschluckern wie Pick-up-Trucks und Geländewagen stieg angesichts des niedrigen Benzinpreises.
Davon profitieren die deutschen Hersteller weniger als die US-Autobauer: Denn sie sind besonders stark im sogenannten Pkw-Segment. 2014 blieben sie in diesem Bereich mit 953 000 verkauften Neuwagen auf Vorjahresniveau, der Absatz deutscher „Dickschiffe“ lag trotz des kräftigen Anstiegs um 8 Prozent mit rund 405 000 Fahrzeugen deutlich niedriger. 2015 traut der VDA dem US-Automarkt ein Plus von rund zwei Prozent auf 16,7 Millionen Neufahrzeuge zu.
Während die Premiummarken Audi, BMW, Porsche und Mercedes auf Rekordverkäufe in den USA zurückblicken, schwächelt der Branchenriese VW mit seiner Hausmarke. Seit eineinhalb Jahre sind die US-Verkäufe trotz eines Marktbooms auf Talfahrt. US-Chef Michael Horn zeigte sich zuversichtlich, dass die VW-Kernmarke in den nächsten zwei Jahren dank überarbeiteter Modelle und neuer Technik die Position in den USA halten beziehungsweise leicht ausbauen könne. Schub geben soll etwa eine für Ende 2016 angekündigte große Geländelimousine (SUV) mit Arbeitsnamen CrossBlue.