Trotz schlechter Nachrichten Deutsche Bank betont Finanzstärke

Frankfurt/Main (dpa) - Eine Serie von Negativmeldungen zwingt die Deutsche Bank wie im Herbst 2016 zur Betonung ihrer Stärke. „Auf Konzernebene steht unsere Finanzstärke außer Frage“, schreibt Vorstandschef Christian Sewing in einer Botschaft an die Mitarbeiter des Dax-Konzerns.

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„Unsere Kredit- und Marktrisiken sind so gering wie selten. Spekulationen darüber, dass uns durch die politische Unsicherheit in Italien erhebliche Belastungen drohen könnten, sind vollkommen unbegründet.“

Am Donnerstag hatten Medienberichte, wonach Aufseher in den USA das US-Geschäft der Deutschen Bank zu einem „Problemfall“ erklärt haben, die Aktie auf Talfahrt geschickt. Die Papier verlor zeitweise gut acht Prozent und schloss bei 9,157 Euro - so schwach wie nie zuvor.

Am Freitag senkte dann auch noch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den Daumen: Die Bonitätswächter stuften das langfristige Emittentenrating für die Deutsche Bank um eine Stufe von „A-“ auf „BBB+“ herunter. Somit könnte es für die Bank mittelfristig teurer werden, sich am Markt Geld zu besorgen.

Die Analysten von Standard & Poor's begründeten die schlechtere Bewertung der Kreditwürdigkeit damit, dass sie „erhebliche Umsetzungsrisiken“ bezüglich der Strategie sehen und davon ausgehen, dass die Bank sich weiterhin schlechter entwickeln werde als Wettbewerber: „Die Deutsche Bank bleibt für einige Zeit ein negativer Ausreißer.“ Zugleich äußerte sich S&P zuversichtlich, dass das Management die eingeleiteten Umbauschritte „mit Nachdruck umsetzen“ und „das längerfristige Ziel eines stabileren und besser funktionierenden Geschäftsmodells erreichen wird“.

Sewing, den der Aufsichtsrat in einer Krisensitzung Anfang April zum Nachfolger von John Cryan beförderte, setzt beispielsweise im Investmentbanking - und dort im seit langem schwierigen US-Geschäft - den Rotstift an. Unter anderem das Aktiengeschäft soll schrumpfen. Vergangene Woche hatte das Geldhaus angekündet, die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern von derzeit gut 97 000 auf deutlich unter 90 000 senken zu wollen. Der Stellenabbau hatte schon unter Cryan begonnen. Spekuliert wird, dass in der nach Integration der Postbank neu aufgestellten Privatkundensparte 5000 bis 6000 Stellen wegfallen.

„Wir müssen liefern - und zwar schnell und konsequent“, bekräftigte Sewing. Auch er habe „die schlechten Nachrichten satt“. Aber es gebe „keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Ja, der Aktienkurs notiert auf einem historischen Tief. Aber wir werden beweisen, dass wir eine andere Bewertung an den Finanzmärkten verdient haben.“

Das US-Geschäft des Instituts ist seit längerem eine Baustelle. 2015 und 2016 fiel der US-Ableger beim Stresstest der Notenbank Fed durch und wurde in den vergangenen Jahren wegen etlicher Regelverstöße zur Verantwortung gezogen. Darüber hinaus musste die Deutsche Bank Milliarden wegen Marktmanipulationen und anderer Vergehen zahlen.

Nach Informationen von „Financial Times“ und „Wall Street Journal“ (Donnerstag) setzte nun die US-Einlagensicherung FDIC die US-Tochter des Geldhauses auf eine Liste von „Problembanken“. Auslöser dafür sei eine frühere Einschätzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gewesen, der Hauptaufseherin für die Deutsche Bank in den Vereinigten Staaten. Demnach stufte die Fed den US-Ableger der Deutschen Bank bereits vor gut einem Jahr auf eine der untersten Kategorien ihrer internen Bewertungsskala herab mit dem Status „in Schwierigkeiten“.

Die aktuelle Entwicklung erinnert an den Herbst 2016: Damals wurde sogar über Staatshilfe für Deutschlands größtes Geldhaus spekuliert, weil dem Institut in den USA eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar für Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise drohte. Auch damals stürzte die Aktie ab, der damalige Konzernchef Cryan versuchte, unter anderem via „Bild“-Zeitung, Sorgen zu beschwichtigen. Am Ende gelang es, die Strafe auf die gut Hälfte herunterzuhandeln. Doch der Aktienkurs kam seither nicht dauerhaft aus dem Keller.

Am Freitag erholte sich die Deutsche-Bank-Aktie in einem insgesamt positiv gestimmten Markt und war mit deutlich über drei Prozent Plus am Nachmittag einer der Werte mit dem größten Sprung im Deutschen Aktienindex. Mancher Beobachter traut dem Frieden aber nicht: Anke Reingen vom Analysehaus RBC Capital senkte das Kursziel auf acht Euro und warnte, eine Investition in das Papier berge spekulative Risiken.

Selbst im fernen Australien hat Deutschlands größtes Geldhaus Ärger: Dort droht die Wettbewerbsaufsicht ACCC mit einer Kartellklage im Zusammenhang mit einer 2,3 Milliarden Dollar schweren Platzierung von Aktien im Jahr 2015. Betroffen sind außer der Deutschen Bank die Citigroup und die Australia and New Zealand Banking Group (ANZ). Ein Sprecher der Deutschen Bank in Frankfurt erklärte, das Institut werde sich energisch gegen die Vorwürfe verteidigen.