Deutsche Bank: BHF-Verkauf ist ins Stocken geraten

Frankfurt/Hamburg (dpa) - Die Deutsche Bank kommt beim Verkauf ihrer Privatbanktochter BHF nicht voran.

Als einziger Interessent habe der belgischen Finanzinvestor RHJ International Schwierigkeiten mit der Finanzierung und lasse seine Übernahmeabsicht daher vorerst ruhen, berichtete die „Financial Times Deutschland“. Das Geschäft drohe zu platzen, weil es RHJ nicht geschafft habe, einen Co-Investor aufzutreiben.

Das habe das Unternehmen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) mitgeteilt. Sprecher von Deutscher Bank, RHJ und Bafin lehnten eine Stellungnahme ab. In Frankfurter Bankenkreisen hieß es aber, der Verkaufsprozess laufe weiter und die Verhandlungen würden fortgesetzt.

Die BHF mit Hauptsitz in Frankfurt beschäftigt 1500 Mitarbeiter an 13 Standorten und hat ihre Schwerpunkte in der Vermögensverwaltung und im Geschäft mit wohlhabenden Kunden.

Die Deutsche Bank hatte Anfang Juli exklusive Verhandlungen mit RHJ aufgenommen, bis Ende August hätte der Prozess laut Zeitung abgeschlossen sein sollen. Doch Europas Schuldenkrise habe es in diesem Zeitraum für RHJ immer schwerer gemacht, Kapital für die Übernahme einer Bank aufzutreiben.

Die Zeitung berichtete, RHJ verhandele intensiv mit einer Reihe potenzieller Co-Investoren. Die Deutsche Bank habe bis November Exklusivität bei den Verhandlungen zugesagt. Die Bafin tue sich aber schwer, das Institut in der unsicheren Lage an den Finanzmärkten aus dem vergleichsweise sicheren Schoß der Deutschen Bank herauszulassen. Sie will eine Garantie, dass jeder neue Eigentümer die BHF bei einer eventuellen Schieflage rasch mit frischem Kapital aufpäppeln kann.

Chef von RHJ ist der frühere Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer. Der ehemalige Investmentbanker will RHJ zu einem europäischen Finanzdienstleister entwickeln. Er hatte sich im vergangenen Jahr den britischen Vermögensverwalter Kleinwort Benson von der Commerzbank zurückgekauft. Außerdem ist der Finanzinvestor, der zwischenzeitlich auch an dem Autobauer Opel interessiert war, an der Quirin Bank beteiligt.

Die BHF gehört seit der Übernahme von Sal. Oppenheim 2009 zum Deutsche-Bank-Konzern und stand von Anfang an auf der Verkaufsliste von Bankchef Josef Ackermann. Doch Interessenten gab es wenige, zudem sollen die Gebote weit unter dem von der Deutschen Bank veranschlagten Buchwert von 600 bis 650 Millionen Euro gelegen haben. Der nach langen Verhandlungen geplante Verkauf an die Liechtensteiner Bank LGT war im April am Veto der Behörden gescheitert. Damals kündigte die Deutsche Bank an, die BHF behalten zu wollen.