Deutsche Bank gerät ins Visier der US-Ankläger
New York/Frankfurt (dpa) - Die Negativschlagzeilen über die Deutsche Bank in den USA reißen nicht ab. Immer öfter fällt bei der Aufarbeitung der Finanzkrise und ihrer Folgen der Name des Frankfurter Geldhauses.
Es scheint, als hätten US-amerikanische Staatsanwälte und Politiker bei der Suche nach den Schuldigen für das Desaster einen neuen Lieblingsgegner ausgemacht. Die Bank selbst sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Die „New York Times“ berichtete in ihrer Montagausgabe von einer neuen Front, die sich für die Deutsche Bank auftut: Demnach verlangen die Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten New York und Delaware von dem Institut Informationen über bestimmte Hypothekengeschäfte. Die Ermittlungen kreisen demnach darum, ob diese Geschäfte sauber dokumentiert wurden und damit rechtskräftig sind.
Sollte dies nicht der Fall sein, drohten kostspielige Rechtsstreitigkeiten, warnte die Zeitung. Geprellte Investoren könnten Wiedergutmachung verlangen. Gerade in den USA und noch dazu in der Finanzbranche erreichen Schadenersatz-Summen schnell einen dreistelligen Millionenbetrag oder gehen sogar in die Milliarden. Ein Sprecher der Deutschen Bank in Frankfurt wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.
Konkret geht es um die Rolle der Deutschen Bank als sogenannter Trustee. Dieser Treuhänder kommt in den USA immer dann ins Spiel, wenn Banken etliche kleine Hauskredite zu großen Paketen bündeln und an Investoren weiterverkaufen. Der Trustee hat dafür zu sorgen, dass alle Unterlagen stimmen und dass die Investoren letztlich ihr Geld von den Kreditnehmern erhalten.
Die Deutsche Bank ist neben der Bank of New York Mellon einer der größten Spieler auf diesem Markt, der zwar keine riesigen Profite, aber dafür stabile Einnahmen verspricht. Auch die Bank of New York Mellon ist nach Angaben der „New York Times“ von den Staatsanwälten kontaktiert worden. Bislang stand das eher dröge Verwaltungsgeschäft der Trustees nicht im Fokus der Ermittler.
Die Frankfurter kämpfen an immer mehr Fronten in den USA: Staatsanwälte in New York City werfen der Deutschen Bank Betrügereien bei Kreditbürgschaften vor, Ankläger in Los Angeles bezichtigen sie rüder Methoden bei Zwangsräumungen. Ein Untersuchungsausschuss des Senats hatte dem Geldhaus in einem viel beachteten Bericht vorgeworfen, mit seinem Verhalten die Finanzkrise befeuert zu haben.
Die Deutsche Bank weist die bislang erhobenen Vorwürfe zurück. „Wir halten die gegen uns in den USA erhobenen Klagen für unbegründet, gleichwohl nehmen wir sie sehr ernst“, hatte Vorstandschef Josef Ackermann Anfang Mai gesagt. „Die Bank hat ihre Lehren aus der Finanzkrise gezogen. Ich selbst betone seit Jahren, dass kein Geschäft es wert ist, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen.“
In den USA läuft die juristische Aufarbeitung der Finanzkrise jetzt erst richtig an. Die Bündelung und der Weiterverkauf von Eigenheim-Krediten in den Vereinigten Staaten hatte den Grundstein für die Beinahe-Katastrophe gelegt. Weil viele US-Hausbesitzer ihre Raten ab dem Jahr 2007 nicht mehr zahlen konnten, ging zahlreichen Investoren rund um den Globus am Ende das Geld aus. Das gesamte Finanzsystem drohte zu kollabieren, was nur das massive Eingreifen von Staatsseite verhinderte. In jüngerer Zeit sorgten zudem unrechtmäßige Hauspfändungen für Aufruhr.
Die Finanzmarktregulierer, Staatsanwälte und Politiker hatten sich bislang vor allem die US-Investmentbank Goldman Sachs vorgeknöpft, um die Verfehlungen der Finanzbranche aufzuzeigen. Nun scheint es, als sei die Deutsche Bank an diese Stelle gerückt. Die Deutsche Bank sei zwar nicht das einzige Kreditinstitut, das gegen das Gesetz verstoße, hatte die Staatsanwaltschaft von Los Angeles erklärt. „Sie ist aber der schlimmste und am wenigsten zugängliche Übeltäter.“