Deutsche Bank muss sich US-Milliardenklage stellen

New York (dpa) - Die Deutsche Bank muss sich für missglückte Hypotheken-Geschäfte zu Zeiten der Finanzkrise verantworten. Die US-Aufsichtsbehörde FHFA hat das Frankfurter Institut auf milliardenschweren Schadenersatz verklagt.

Die Deutsche Bank soll für „substanzielle Verluste“ geradestehen, die die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac nach dem Kauf von ihren Hypotheken-Papieren erlitten hätten. Die Forderungen seien haltlos, sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher. „Wir werden uns energisch dagegen zur Wehr setzen.“

Es geht um mehrere Geschäfte im Wert von insgesamt 14,2 Milliarden Dollar (10,0 Mrd Euro) aus den Jahren 2005 bis 2007. Die FHFA wirft der Deutschen Bank vor, falsche Angaben zu den verkauften Hypotheken-Papieren gemacht zu haben. Die Behörde spricht in ihrer am Freitag beim Bezirksgericht von Manhattan eingereichten Klage von einem Schaden von „mehreren Milliarden Dollar“, ohne die Summe allerdings genauer zu beziffern.

Insgesamt hat die Aufsichtsbehörde Klagen gegen 17 Banken eingereicht, darunter die Bank of America, die Citigroup, JPMorgan Chase oder Goldman Sachs. Die FHFA wirft ihnen vor, die Kreditqualität beschönigt zu haben. Als die US-Immobilienblase im Jahr 2007 platzte und die Preise für Eigenheime purzelten, konnten viele Hausbesitzer ihre Schulden nicht mehr begleichen - die Hypothekenpapiere verloren schlagartig an Wert. Für die Verluste bei Fannie Mae und Freddie Mac musste letztlich der amerikanische Steuerzahler aufkommen.

„Fannie und Freddie sind der Inbegriff eines erfahrenen Investors“, sagte der Deutsche-Bank-Sprecher und verwies auf billionenschwere Hypotheken-Geschäfte der zwei Finanzfirmen. „Sie haben die Kredite, von denen sie heute sagen, sie hätten nicht in den Angeboten sein dürften, oftmals handverlesen.“

Die „New York Times“ hatte bereits über die drohenden Klagen berichtet. Am späten Freitag machte die Aufsichtsbehörde schließlich Ernst und ging vor Gericht. Denn langsam laufen die Fristen ab, in denen die Banken zu belangen sind. Deshalb rollt derzeit eine regelrechte Klagewelle von Investoren über die USA hinweg - auch die Deutsche Bank ist bereits zuvor attackiert worden. So fühlt sich die französisch-belgische Finanzgruppe Dexia ebenfalls von ihr übers Ohr gehauen. Hier geht es um einen Hypotheken-Deal über 1 Milliarde Dollar.

Die Summen, die bei Fannie Mae und Freddie Mac kursieren, sind um ein Vielfaches höher. Die staatlichen Immobilienfinanzierer gehören zu den größten Opfern der Finanzkrise. Die Firmen kaufen im Auftrag der US-Regierung von anderen Banken Hypotheken-Papiere auf, in denen Hunderte oder Tausende einzelne Hauskredite gebündelt sind. Damit soll es den Banken ermöglicht werden, neue Kredite zu vergeben - was wiederum den Immobilienmarkt ankurbelt. So die Idee. Doch als der Immobilienmarkt zusammenbrach, kollabierten auch Fannie und Freddie um ein Haar.

Im Juli hatte die Aufsichtsbehörde FHFA bereits die Schweizer Großbank UBS wegen fragwürdiger Hypotheken-Geschäfte im Wert von 4,5 Milliarden Dollar verklagt. Am Schlimmsten traf es bei der jetzigen Klagewelle die Bank of America, weil sie zu Zeiten der Finanzkrise die beiden großen Marktteilnehmer Countrywide und Merrill Lynch geschluckt hatte. Hier lautet die im Raum stehende Gesamtsumme auf 57,5 Milliarden Dollar. Bei JPMorgan Chase geht es um Hypotheken-Deals über 33 Milliarden Dollar.

Die Banken müssen sich auch noch an einer zweiten Front verteidigen: Die Staatsanwälte der 50 US-Bundesstaaten und zahlreiche Finanzmarktregulierer ermitteln wegen Tausender fehlerhafter Hauspfändungen. Auch hier steht die Deutsche Bank am Pranger, wenngleich sie selbst keine Kredite an Eigenheim-Besitzer vergeben hat. Überdies müssen sich die Frankfurter gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, bei staatlichen Kreditprogrammen betrogen zu haben. In allen Fällen streitet die Deutsche Bank ein Fehlverhalten ab.