Metro-Chef Cordes in der Klemme
Düsseldorf (dpa) - Eigentlich ist Eckhard Cordes ein Mann, der Kritik aushalten kann. Doch im Metro-Konzern ziehen sich über dem Vorstandsvorsitzenden derzeit dunkle Wolken zusammen:
Was in Medienberichten und aus Aufsichtsratskreisen in diesen Tagen nach außen geplaudert wird, muss dem Metro-Chef und ehemaligen Daimler-Manager schwer unter die Haut gehen. Schenkt man dem Glauben, hat Cordes kaum noch Chancen auf eine Verlängerung seines Vertrags, der im Oktober 2012 ausläuft und frühestens im November dieses Jahres verlängert werden kann.
Dabei steht der 60-jährige Sohn eines Lederhändlers in Neumünster von mehreren Seiten unter Beschuss. Da sind einmal Aufsichtsräte des Arbeitnehmerflügels, die dem Vorstandsvorsitzenden vor allem sein rigides Sparprogramm Shape aus dem Jahr 2009 mit Stellenstreichungen vorwerfen.
Bis 2012, so die Shape-Vorgaben für die Vertriebslinien Großhandel (Cash & Carry), Lebensmittel (Real), Elektronikfachmärkte (Media-Saturn) und Warenhaus (Galeria Kaufhof), soll ein Ergebnispotenzial von 1,5 Milliarden Euro gehoben, die Effizienz und Produktivität erhöht werden. Die Hälfte davon ist bis heute geschafft und der angekündigte Abbau von rund 15 000 Arbeitsplätzen weltweit über die Bühne gegangen.
Doch das Fitnessprogramm Shape ist keineswegs nach dem Geschmack der Gewerkschaft, die die Personalie Cordes auch aus diesem Grunde kritisch sieht. „Vorstandsverträge werden auf Zeit geschlossen, damit Aufsichtsräte die Möglichkeit haben, gegebenenfalls die Weichen personell neu stellen“, sagte unlängst ein Verdi-Sprecher.
Auch die Kapitalseite ist so glücklich über die Entwicklung des Unternehmens nicht, wenngleich der Konzern 2010 ein Rekordergebnis erzielte und den Familienclans Haniel und Schmidt-Ruthenbeck die bislang höchste Dividende überwiesen hatte. Vor allem der Kurs der Metro-Aktie hält nicht die Erwartungen der Anteilseigner. Seit Ende vergangenen Jahres kennt das Papier nur eine Richtung - nach unten. Von Anfang Dezember 2010 schrumpfte die Notierung von 58 Euro auf aktuell knapp über 31 Euro.
Seine Versprechungen, sich von Aktivitäten zu trennen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, hat Cordes bislang nicht umsetzen können: Sowohl Real wie auch Galeria Kaufhof, die auf der Verkaufsliste stehen, gehören weiterhin zum Metro-Konzern. Auch der zögerliche Einstieg ins Online-Geschäft bei Europas größter Elektronikfachmarktkette Media-Saturn wird ihm vorgeworfen.
Und dort tobt seiner einiger Zeit eine Dauerfehde zwischen Cordes und dem Minderheitsaktionär Erich Kellerhals. Der Mitbegründer der Kette sähe am liebsten einen Wechsel an der Metro-Spitze. Cordes möchte das Vetorecht von Kellerhals, der 21 Prozent an Media-Saturn hält (Metro 75 Prozent), kippen und damit die lähmenden Entscheidungsprozesse beenden. Dabei ist er sich der Zustimmung des Aufsichtsrates gewiss. Doch der Mitbegründer von Media-Saturn wehrt sich mit Händen und Füßen und hat Gerichte angerufen - Ende offen.
Und dann macht in dieser komplizierten Gemengelage auch noch ein Wort die Runde, dass bei einer Sitzung des Aufsichtsrats im vergangenen Juli gefallen sein soll. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, soll sich Cordes gegenüber dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Klockhaus im Ton vergriffen haben, das Wort „Arschloch“ sei gefallen. Doch Klockhaus blieb gelassen: Das sei nur Flachs gewesen, die Äußerung sei nach einer Sitzung beim Bier gefallen. „Ich habe ihm das nicht übelgenommen“, sagte er dem Blatt.
Hier habe wohl jemand dem Vorstandschef Schaden zufügen wollen „und zwar gezielt“, betonte Klockhaus. Der promovierte Betriebswirt Cordes gibt nicht auf: „Er ist entschlossen zu kämpfen“, heißt es im Metro-Konzern, „und er wird die Dinge aushalten“. Die Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck, die die Mehrheit an Metro halten, wollen sich angeblich für eine Vertragsverlängerung stark machen.