Deutsche Konjunktur rappelt sich nur langsam auf

Berlin/Mannheim/Essen (dpa) - Ein langer Winter, die Flutschäden und weiter schwache Investitionen - in den Himmel wachsen die Konjunkturaussichten in diesem Jahr nicht. Die Wirtschaftsforscher des RWI haben ihre Wachstumsprognose für 2013 leicht auf 0,4 Prozent und für 2014 auf 1,9 Prozent gesenkt.

Die anhaltende Rezession im Euro-Raum und die schwache Weltkonjunktur hätten dazu geführt, dass die Exporte im zweiten Quartal dieses Jahres deutlich sanken, teilte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) am Dienstag in Essen mit. Auch die Investitionen seien weiterhin rückläufig. Getragen werde die deutsche Konjunktur vor allem von den privaten Konsumausgaben. Im März hatte das RWI noch ein Wachstum von 0,6 Prozent für dieses Jahr und von 2,1 Prozent für 2014 erwartet.

Dennoch: Die Stimmung deutscher Finanzexperten hat sich im Juni etwas stärker aufgehellt als erwartet. Die Befragten geben sich für die deutsche Konjunktur vorsichtig optimistisch. Die ZEW-Konjunkturerwartungen stiegen um 2,1 Punkte auf 38,5 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim mitteilte. Besser war die Stimmung zuletzt vor drei Monaten.

„Die Finanzmarktexperten halten an ihrer Einschätzung fest: Die deutsche Konjunktur dürfte im zweiten Halbjahr 2013 an Fahrt aufnehmen“, kommentierte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Die Konjunkturbelebung dürfte jedoch zaghaft verlaufen: „Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer erwartet, dass es im kommenden Halbjahr keine wesentlichen Konjunkturimpulse geben wird.“

Die Bewertung der aktuellen Lage trübte sich unterdessen leicht ein. Der entsprechende ZEW-Indikator sank im Monatsvergleich um 0,3 Punkte auf 8,6 Zähler.

Dazu passen eher durchwachsene Zahlen vom deutschen Handwerk. Schlechtes Wetter und weniger Arbeitstage haben hier im ersten Quartal das Geschäft vermiest. Die Umsätze lagen 6,5 Prozent unter dem Wert aus dem Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Besonders stark war der Einbruch am wetterabhängigen Bau und im Kfz-Gewerbe mit je minus 9,2 Prozent. Dort machte sich die Absatzkrise für Autos negativ bemerkbar.

Doch der Blick geht nach vorn: Laut aktuellem Mittelstandspanel des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) sind 87 Prozent der Befragten für die kommenden sechs Monate positiv gestimmt. 41 Prozent der Mittelständler erwarten eine „gute oder sehr gute“ Geschäftslage, 46 Prozent eine „befriedigende“.

Auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Düsseldorf geht nicht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutscht. Die Wahrscheinlichkeit für ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung sei derzeit sehr gering, urteilte das gewerkschaftsnahe Institut.