Deutsche Wirtschaft überrascht positiv
Wiesbaden/Luxemburg (dpa) - Europas Konjunkturlokomotive Deutschland kommt in Fahrt und zieht die Eurozone allmählich aus der Wirtschaftskrise.
Dank der kräftig gestiegenen Nachfrage nach deutschen Produkten ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größten europäischen Volkswirtschaft im Schlussquartal 2013 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
Das Wachstum fiel etwas stärker aus als erwartet. Für das Gesamtjahr 2013 bestätigte die Behörde ein BIP-Plus von 0,4 Prozent.
Auch andere Euroländer wie Frankreich, Italien oder die Niederlande überraschten positiv: Damit kommt die Wirtschaft im Euroraum langsam in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 18 Euro-Ländern stieg im vierten Quartal 2013 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag in Luxemburg in einer ersten Schätzung mit.
Damit verfestigt sich der Aufwärtstrend. Im dritten Quartal hatte die Wirtschaft in den Euro-Ländern nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent erreicht.
Experten sehen die Eurozone vor einer anhaltenden Wirtschaftsbelebung - trotz verbleibender Risiken wie einem erlahmenden Reformwillen in den Euro-Krisenländern, sagte Allianz-Ökonomin Ann-Katrin Petersen: „Die Wirtschaftsstimmung hat sich in den meisten EWU-Ländern in den letzten Monaten klar verbessert, die Kapazitätsauslastung im Euroraum steigt und Weltwirtschaft und Welthandel dürften stärker zulegen als noch 2012/2013.“ Davon würden insbesondere auch die Euro-Krisenländer profitieren, deren Wettbewerbsfähigkeit zuletzt gestiegen sei.
In Deutschland kamen die positiven Impulse zum Jahresende anders als zuletzt vor allem vom Außenhandel. Nach den vorläufigen Berechnungen der Statistiker stiegen die Exporte von Oktober bis Dezember sehr viel stärker als die Importe. „Die Erholung der Weltkonjunktur hat die deutschen Exporte gestärkt, vor allem nach England und in die USA. Zudem hat sich die Nachfrage aus den Euro-Partnerländern stabilisiert“, sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank.
Dagegen verharrten die staatlichen Konsumausgaben auf dem Niveau des Vorquartals, während die privaten Ausgaben sogar leicht zurückgingen. Angesichts der geringen Arbeitslosigkeit, der niedrigen Inflation, steigender Löhne und der guten Verbraucherstimmung überraschten die Zahlen sehr, sagte Schulz: „Wir gehen aber weiter davon aus, dass der Konsum auch 2014 das deutsche Wachstum anschieben wird.“
Erfreulich entwickelten sich erneut die Anlageinvestitionen: In Ausrüstungen und Bauten wurde deutlich mehr investiert als im Vorquartal. „Damit zogen die Investitionen im Quartalsvergleich zum dritten Mal in Folge an - nachdem sie von Ende 2011 bis Anfang 2013 um zusammen 7,5 Prozent eingebrochen waren“, betonte Unicredit-Ökonom Andreas Rees. Verunsicherte Unternehmer hatten ihre Investitionen in Maschinen und Anlagen lange Zeit zurückgestellt. Der von der Euro-Schuldenkrise ausgelöste Investitionsstau sei überwunden.
Damit dürfte das Konjunkturtal durchschritten sein. Rechnerisch wird die deutsche Wirtschaftsleistung 2014 selbst um 0,6 Prozent steigen, wenn das saison- und kalenderbereinigte BIP in allen vier Quartalen 2014 auf dem Niveau des Schlussquartals 2013 verbleibt, erklärten die Statistiker. Experten rechnen aber mit einem deutlich stärkeren Aufschwung. Die Regierung erwartet ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent.
Profitieren wird Deutschland auch von der Erholung in den Europartnerländern, in die 35 Prozent der deutschen Exporte gehen, wie Rees betonte. Bereits Ende 2013 hat nicht nur die Wirtschaft in den Niederlanden mit 0,7 Prozent Wachstum zum Vorquartal überrascht - dem stärksten Plus seit Ende 2010.
Italiens Wirtschaft wuchs erstmals seit Mitte 2011 wieder, wenn auch nur um 0,1 Prozent. Frankreich und Spanien legten um 0,3 Prozent zu, Portugal meldete 0,5 Prozent. Damit haben die Länder in der Peripherie wieder zum Kern der Euro-Zone aufgeschlossen. BayernLB-Ökonom Johannes Mayr sagte: „Insgesamt zeigen die heutigen Daten, dass die Konjunkturerholung im Euroraum im Winterhalbjahr an Breite und Dynamik gewonnen hat.“