Deutscher Euro aus Holland?
Geld: Deutsche Drucker kämpfen um die Aufträge der Bundesbank und gehen auf die Straße.
Frankfurt. Der Euro ist noch längst kein echter Europäer, wenn es um den Druck der Geldscheine geht. Nur die Hälfte der Notenbanken in den 16 Mitgliedsstaaten schreibt ihre Aufträge an die Drucker europaweit aus. Dass ausgerechnet die Deutsche Bundesbank mit dem größten Bargeldvolumen nun den Vorreiter unter den großen Euro-Ländern gibt, erbost die inländischen Druckunternehmen Bundesdruckerei und Giesecke & Devrient (G&D). Die Bundesbank will ihre Noten künftig in Holland und Frankreich drucken lassen, während andere Staaten wie Frankreich, Italien und Spanien ihre Euro-Produktion abschotten.
Rund 400 Arbeitsplätze in Berlin, München und Leipzig stehen auf dem Spiel. Morgen wollen die Beschäftigten unter der Verdi-Flagge in Frankfurt demonstrieren.
Konkret geht es um den Druck von Euroscheinen für das Jahr 2011, die nach dem Willen der Bundesbank zu 80 Prozent in Betrieben in Frankreich und den Niederlanden hergestellt werden sollen. Die Bundesdruckerei in Berlin sollte dem Vernehmen nach erstmals leer ausgehen, während G&D nur den kleinsten Teilauftrag für 5-Euro-Noten bekommen sollte. Den vorläufigen Zuschlag erhielten die Druckereien Royal Joh. Enschede und die französische Oberthur. Sie gehören zu den 14 von der Europäischen Zentralbank (EZB) zertifizierten Betrieben, die sich bewerben dürfen. Nach Einsprüchen der unterlegenen Bieter ist das Verfahren aber noch einmal verlängert worden.
Die deutschen Drucker sehen sich einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt, sagt der Berliner Verdi-Experte Andreas Fröhlich. Denn während die Konkurrenz mit sicheren inländischen Aufträgen im Rücken im deutschen Verfahren mit Kampfpreisen mitbieten könne, seien die ausländischen Märkte für die Deutschen verschlossen. Bei der wieder verstaatlichten Bundesdruckerei, die seit 1879 deutsche Banknoten druckt und 7,4 Milliarden Euro-Scheine hergestellt hat, stünden in Berlin an die 200 Arbeitsplätze auf der Kippe. Die gleiche Zahl für die Standorte München und Leipzig nennt der Betriebsrat von G&D, ein Unternehmen, das schon seit 1854 Geld und Wertpapiere herstellt.
Sauer ist man in den Betrieben auch wegen bereits geleisteter Millioneninvestitionen für die künftige zweite Generation der Euro-Banknoten.