Deutscher wird Chef von Vatikanbank
Rom (dpa) - Ein Deutscher übernimmt das Ruder bei der geheimnisumwobenen Vatikanbank IOR. Der Frankfurter Finanzexperte und Anwalt Ernst von Freyberg (54) wird neuer Chef des Instituts, wie der Vatikan am Freitag in Rom mitteilte.
Damit geht eine monatelange Suche nach einem neuen IOR-Präsidenten zu Ende. Papst Benedikt XVI. habe dem Vorschlag der zuständigen Kardinalskommission zugestimmt, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Es dürfte eine der letzten wichtigen Personalentscheidungen in Benedikts Pontikfikat sein, das er am 28. Februar beenden will.
Für den Posten habe es insgesamt 40 Kandidaten gegeben, die von einer Agentur ausgesucht worden seien, sagte Lombardi weiter. Die zuständige Kardinalskommission habe sich nach intensiven Beratungen auf den 54-jährigen Deutschen geeinigt. Papst Benedikt XVI. habe den Auswahlprozess aus der Nähe verfolgt und sein „volles Einverständnis“ gegeben.
Der Deutsche übernimmt nun eine schwierige Aufgabe bei dem undurchsichtigen Institut: Der studierte Jurist von Freyberg ist nach Vatikanangaben Mitglied mehrerer Aufsichtsräte und Beiräte - darunter unter anderem bei einem verbliebenen Teil der Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss und dem Personaldienstleister Manpower. Der 54-Jährige lebt den Angaben zufolge in Frankfurt und ist zudem Mitglied des Malteserordens. Benedikt kenne den künftigen IOR-Chef nicht, betonte Lombardi.
Der Führungsposten bei der Vatikanbank war seit Monaten vakant, nachdem der damalige IOR-Präsident Ettore Gotti Tedeschi nach einem Misstrauensvotum des Aufsichtsrats im Mai 2012 seinen Hut hatte nehmen müssen. Als Grund war genannt worden, dass Gotti Tedeschi trotz wiederholter Mahnungen „bestimmte Aufgaben von vordringlicher Wichtigkeit“ nicht erfüllt habe. Er erklärte daraufhin seinen Rücktritt. Medien spekulierten daraufhin über Zusammenhänge mit der „Vatileaks“-Affäre um gestohlene Dokumente aus dem Vatikan. Seitdem leitete mit Ronaldo Hermann Schmitz bereits ein Deutscher das Geldinstitut als Interimspräsident.
Die Bank war in der Vergangenheit wegen ihres Finanzgebarens wiederholt in die Kritik geraten, unter anderem wegen des Vorwurfs der Geldwäsche. Der Vatikan hat aber jede Verwicklung der Bankleitung in dunkle Machenschaften bestritten.
Benedikt hatte sich für mehr Transparenz eingesetzt und Experten des Europarates um eine Überprüfung gebeten. Das sogenannte „Moneyval“-Gremium kam im vergangenen Sommer in einem ersten Bericht zu dem Schluss, dass die Vatikanbank bei der Transparenz ihrer Geschäfte 9 von 16 internationalen Kernstandards erfülle und auf einem guten Weg sei. Der Heilige Stuhl solle jedoch unter anderem sein Aufsichtssystem im Finanzbereich noch verstärken, hielten die unabhängigen Experten seinerzeit fest.