Deutschland: Das Land der Brillenträger
40 Millionen Deutsche tragen eine Sehhilfe. Pro Jahr werden elf Millionen verkauft. Im Schnitt kostet sie 342 Euro.
München. Die Alterung der Gesellschaft spielt den Augenoptikern in Deutschland in die Hände. Denn eins ist im Alter so gut wie sicher: die Brille. 93 Prozent aller Menschen über 60 Jahren haben einer Allensbach-Studie zufolge eine Brille. Auch wer als junger Mensch keine braucht, muss meist ab Mitte 40 beim Lesen zur Brille greifen. Damit geht den Optikern und Brillenherstellern die Kundschaft nicht so schnell aus.
40 Millionen Menschen in Deutschland tragen ein Sehgestell und lassen es sich im Schnitt 342 Euro kosten. Für zusätzliches Geschäft sorgen in diesen Wochen die Sonnenbrillen. Anders als erwartet wirken sich auch die Augen-Korrekturen per Laser kaum auf das Geschäft der Optiker aus.
„Das hat sich bislang nicht als die große Konkurrenz zur Augenoptik entwickelt“, sagt Ingo Rütten vom Zentralverband der Augenoptiker. Pro Jahr verkaufen sie rund elf Millionen Brillen — zuletzt legte die Zahl leicht zu. Auch Deutschlands größter Brillenhersteller Rodenstock und die Optikkette Fielmann sehen keine Konkurrenz durch den Laser.
„Das nehmen wir in unserer Entwicklung nicht wahr“, erklärt ein Fielmann-Sprecher. Das Unternehmen ist nach Umsatz- und Gewinnsteigerungen 2012 derzeit auf der Suche nach neuen Immobilien, um sein Filialnetz zu erweitern.
Die Werbung für die Augenoperationen ist aber kaum zu übersehen: Einige Anbieter locken mit Pauschalpreisen für die Augenlaserkorrektor: „Maximal 1250 Euro pro Auge“, verspricht etwa das Unternehmen Care Vision — und bietet auch gleich eine einjährige Garantie und eine Null-Prozent-Finanzierung.
Eine deutliche Zunahme dieser Eingriffe stellt die Branche aber trotz der offensiven Werbung nicht fest. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, eine wissenschaftliche Vereinigung der deutschen Augenärzte, hat nach eigenen Angaben keine genauen Zahlen — schätzt die Zahl der Eingriffe aber auf rund 100 000 pro Jahr. In den vergangenen Jahren ging sie eher zurück.
Damit bleibt Deutschland ein Land der Brillenträger: Rein rechnerisch gehört jeder Zweite dazu. Hinzu kommen noch „Nerd-Brillen“ ohne optische Gläser, die nur als Accessoire getragen werden — oder einen gebildeten Eindruck machen sollen. „Intelligenzverstärker“, nannte Günther Fielmann diesen Effekt in einem Interview.