DGB-Studie: Jeder zweite Azubi fühlt sich stark belastet

Berlin (dpa) - Zehntausende Azubis leiden laut einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) unter Überstunden, Leistungsdruck und dem Fehlen von jeglicher Anleitung. So gibt mehr als jeder Dritte an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen, wie der DGB-Ausbildungsreport 2016 zeigt.

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Davon muss fast jeder Fünfte nach eigenen Angaben mehr als fünf Überstunden pro Woche leisten, die anderen lediglich bis zu fünf Stunden.

In der Gastronomie, dem Handel und im Handwerk sind die Zustände laut DGB oft schlechter als in anderen Branchen. Viele Probleme gibt es demnach bei Köchen, Malern und Lebensmittel-Fachverkäufern. So gaben 55 Prozent der angehenden Köche an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen. Insgesamt kommen fast 60 Prozent der Azubis auch trotz Krankheit zur Arbeit.

Für die Studie wurden laut Gewerkschaftsbund mehr als 13 000 Azubis befragt. Bei einem Drittel fehlt demnach ein Ausbildungsplan, bei 13 Prozent findet überhaupt oder fast keine fachliche Anleitung statt. Mehr als jeder Zweite fühlt sich durch schlechte Arbeitsbedingungen oder hohe Anforderungen stark belastet. Jeder Fünfte fühlt sich hohem Leistungs- und Zeitdruck ausgesetzt.

Mit knapp 72 Prozent der Azubis ist aber die Mehrheit mit der Ausbildung zufrieden. Der Wert ist in den vergangenen zwei Jahren leicht gestiegen, davor aber deutlich gefallen. Einen Rückgang gab es bei regelmäßigen Überstunden von 41 Prozent vor fünf Jahren auf 35 Prozent.

Der DGB forderte schärfere gesetzliche Vorgaben durch ein novelliertes Berufsbildungsgesetz. „Der Gesetzgeber kann nicht mehr zusehen, wie die duale Ausbildung vor die Wand fährt“, sagte Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller.

Vize-DGB-Chefin Elke Hannack forderte die Wirtschaft zu mehr Plätzen auf - auch für die vielen Flüchtlinge. Mit 522 200 Ausbildungsverträgen im vergangenen Jahr sei der Ausbildungsmarkt erstmals seit 2011 nicht geschrumpft. Doch nur jeder fünfte Betrieb bilde aus. In der Allianz für Aus- und Weiterbildung habe sich die Wirtschaft zu jährlich zusätzlich 20 000 Plätzen verpflichtet. „2015 hat die Wirtschaft gerade mal 7300 zusätzliche Plätze geschaffen“, kritisierte Hannack. Nötig sei ein steuerfinanziertes Bund-Länder-Programm für Problemregionen.

Hannack warf den Unternehmen zudem eine „Bestenauslese“ vor. Jugendliche mit Hauptschulabschluss würden oft ausgeschlossen.