Die Folgen der Mini-Zinsen

Private Vorsorge lohnt sich kaum noch. Junge Leute besonders betroffen.

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Berlin. Es gab Zeiten, da gehörten satte Sparzinsen zur Kindheit wie Freibad und BMX-Räder. Die Sparkassen verteilten am Weltspartag „Sparen trägt Früchte“-Aufkleber und nette Geschenke an ihre kleinen Kunden. Beim Zuwachssparen winkten hohe Zinsen, und es gab die Erkenntnis für die Anleger von morgen, dass es sinnvoll sein kann, das Geld einfach für sich arbeiten zu lassen. Seit Ausbruch der Euro-Staatsschuldenkrise ist das alles passé — wer es noch nicht mitbekam, den hat jetzt die Europäische Zentralbank (EZB) aus den letzten Zinsträumen gerissen. Sie senkte am Donnerstag den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15 Prozent und beschloss erstmals Strafzinsen für EZB-Bankeneinlagen.

Es zeichnet sich ab, dass der Vorgang über den Tag hinaus Folgen haben dürfte — vor allem für junge Leute und ihre Altersvorsorge. Vermehrt macht das Gespenst der Altersarmut die Runde.

Von den aktuell mehr als 42 Millionen Beschäftigten in Deutschland haben viele nur eine befristete Stelle, einen Minijob oder sind Leiharbeiter. Viele junge Leute verdienen zudem wenig. Deshalb können sie auch nur mit einer kleinen Rente rechnen, zumal das Rentenniveau weiter absinkt. Aktuell sind nur etwa 2,5 Prozent der Ruheständler auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Doch diese Quote wird längerfristig steigen. Im Kampf gegen Altersarmut setzen alle Bundesregierungen seit 1998 auf die Stärkung der zweiten und dritten Säule der Alterssicherung. Doch der extreme Niedrigzins macht Betriebsrenten oder die staatlich geförderte Riesterrente jetzt schon Probleme haben.

Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon schätzt den Verlust der Sparer, die fürs Alter vorsorgen, allein in Deutschland auf 15 Milliarden Euro pro Jahr: „Das sind vom Baby bis zum Großvater 200 Euro pro Kopf. Und das Geld fehlt. Es ist weg.“

Dazu kommt die große Unsicherheit bei Lebensversicherungen. Die Branche bot früher hohe Garantiezinsen. Doch die sind im Sinkflug. Nun soll der Garantiezins zum 1. Januar 2015 von 1,75 auf 1,25 Prozent gedrückt werden.

Bleibt noch die gesetzliche Rentenversicherung. Die sichert schon lange nicht mehr den gewohnten Lebensstandard. Langfristig weist die Rentenversicherung aber immer noch Renditen zwischen zwei und drei Prozent aus. Jedoch müssen sich Jüngere auf steigende Rentenbeiträge und ein niedriges Rentenniveau einstellen.

Was sind — neben dem Kauf von Aktien und Risiko-Anleihen — die Alternativen? Wer Glück hat, erbt Vermögen oder Immobilien — oder wagt sich angesichts historisch niedriger Hypothekenzinsen an den Kauf eines eigenen Hauses heran.