Die IG Metall wechselt ihre Führungsmannschaft
Außerordentlicher Gewerkschaftstag soll Detlef Wetzel zum Nachfolger von Berthold Huber wählen.
Frankfurt. Die IG Metall verjüngt ihre Führungsspitze. Nach sechs Jahren als Erster Vorsitzender gibt der 63 Jahre alte Berthold Huber zwei Jahre vor der Zeit das Ruder bei Deutschlands mächtigster Gewerkschaft aus der Hand. Auf einem eigens für die Personalentscheidung einberufenen außerordentlichen Gewerkschaftstag soll am Montag in Frankfurt sein bisheriger Stellvertreter Detlef Wetzel (60) zum neuen Chef gewählt werden.
Mit dem bisherigen Stuttgarter Bezirkschef Jörg Hofmann (57) tritt zudem der nächste designierte IG-Metall-Vorsitzende als vorläufiger Vize auf die Bundesebene. Eine abrupte Kurswende ist unter dem bedächtigen Siegerländer Wetzel nicht zu erwarten. Mit Huber gemeinsam steht er für eine pragmatische Tarif- und Gewerkschaftspolitik, die sich mehr um neue Mitglieder und ökonomisch vernünftige Tarifabschlüsse gesorgt hat als um politische Grundsatzdiskussionen.
Längst genießen die Vertreter der mit 2,3 Millionen Mitgliedern größten und mächtigsten Einzelgewerkschaft in der politischen Spitze des Landes großen Einfluss und Vertrauen.
Für Huber-Abschied und Wetzel-Wahl haben sich mit SPD-Chef Sigmar Gabriel und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Spitzen der angestrebten großen Koalition in Berlin angesagt, von der sich die IG Metall in der kommenden Legislaturperiode politisch einiges über den gesetzlichen Mindestlohn hinaus erhofft.
Vor allem die erfolgreichen Kampagnen gegen Leiharbeit und für die fristlose Übernahme von Auszubildenden werden dem 60 Jahre alten Zweiten Vorsitzenden Wetzel zugerechnet, der 2007 aus dem mitgliederstärksten Bezirk NRW in die Frankfurter Zentrale wechselte. Gemeinsam mit dem Politflüsterer und Strategen Huber hat Wetzel den jahrelangen Mitgliederschwund gestoppt und kann zudem auf eine prall gefüllte Streikkasse zurückgreifen.
Der Gewerkschaftssatzung zufolge gilt die Wahl nur für zwei Jahre, bis die IG Metall im Herbst 2015 in ihren Vierjahres-Rhythmus der ordentlichen Gewerkschaftstage einschwenkt.
Im Nebel bleibt bislang, ob sich in zwei Jahren der dann 62-jährige Wetzel noch einmal zur Wahl als Erster Vorsitzender stellen würde. In den DGB-Gewerkschaften gilt es bislang als unschicklich, über die selbst geforderte Ruhestandsgrenze von 65 Jahren hinaus am eigenen Sessel zu kleben.
Wetzel könnte auf einen Sinneswandel hoffen oder müsste bereits den nächsten außerordentlichen Gewerkschaftstag zur Wahl seines Nachfolgers einplanen.