Kramer ist neuer Arbeitgeber-Präsident
Berlin (dpa) - Chefwechsel bei den Arbeitgebern nach der Ära Hundt: Der Unternehmer Ingo Kramer ist neuer Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Der 60-Jährige wurde am Montag in Berlin einstimmig von der Mitgliederversammlung zum Nachfolger von Dieter Hundt gewählt. Kramer warnte Union und SPD vor einem gesetzlichen Mindestlohn und mehr Regulierung bei der Zeitarbeit. Die Politik werde dann sehr schnell die Quittung bekommen. „Bestellen Sie nichts, was sie nicht auch bezahlen können.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte die von Union und SPD geplanten schärferen Regeln bei Zeitarbeit und Werkverträgen. Es habe sich gezeigt, dass die deutsche Wirtschaft jede Flexibilisierung des Arbeitsmarktes letztlich auch missbraucht habe: „Je mehr sowas vorkommt, umso gefährlicher wird es, dass wieder alles reguliert wird.“ Unternehmen versuchten immer wieder, durch Leiharbeit und Werkverträge reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu umgehen. Zu den Sorgen vor teuren neuen Ausgaben meinte die CDU-Chefin, sie sei sich der „Gefährnisse“ bewusst.
Der 75-jährige Hundt, Mitinhaber eines Autozulieferers und Ex-Aufsichtsratschef des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart, hatte nicht mehr kandidiert. Er war 17 Jahre lang Stimme der Unternehmer in Deutschland und prägte die Wirtschaftspolitik entscheidend mit.
Merkel würdigte Hundt als glaubwürdigen Manager, der unzählige Tariflösungen ermöglicht habe. „Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen gelebt und eingefordert.“ Die soziale Marktwirtschaft habe viele Stürme überstanden. „Wir sind Stabilitätsanker und Wachstumsmotor.“ Nur so sei Deutschland in der Lage, Europa helfen zu können. Es sei ein Irrtum zu glauben, wenn alle schwach seien, wäre die Solidarität schöner, betonte Merkel. Auch Altkanzler Helmut Kohl dankte Hundt vor mehreren hundert Gästen aus Politik und Wirtschaft für dessen jahrelang erfolgreiche Tarifarbeit.
Kramer, der in Bremerhaven als Familienunternehmer in dritter Generation einen Anlagenbauer mit rund 260 Mitarbeitern führt, übernimmt die BDA in schwierigen Zeiten. Zwar hatte Vorgänger Hundt sich nach der Wahl ausdrücklich für eine große Koalition von Union und SPD ausgesprochen - viele schwarz-rote Projekte beunruhigen jetzt aber die Wirtschaft.
Dazu zählen ein gesetzlicher Mindestlohn, eine Frauenquote in Führungsetagen oder schärfere Regeln für Zeitarbeit und Werkverträge. Positiv dürfte bei den Arbeitgebern ankommen, dass Union und SPD die Macht von Splitter-Gewerkschaften einschränken und die Tarifeinheit stärken wollen. Kramer lobte Kanzlerin Merkel ganz persönlich: „Wir fühlen uns von ihnen sehr gut regiert.“