Die Kluft in der Autoindustrie wird tiefer

Die Krise in Europa hat viele Fahrzeugbauer erwischt. Nur wer global aufgestellt ist, hat weniger Sorgen.

Berlin. Ende der Autoproduktion 2016 in Bochum bei Opel, Sonderschichten bei BMW: Die Kluft in der Autoindustrie wird tiefer. Hersteller, die stark vom kriselnden Markt in Europa abhängig sind, kämpfen ums Überleben. Den Lkw-Bauern macht die Rezession in vielen Euro-Ländern das Leben schwer.

Die Schwäche bei den Herstellern belastet wiederum die Zulieferer. All das trifft zunehmend auch die Beschäftigten der Vorzeigebranche in Deutschland. Werksferien zu Weihnachten werden verlängert. Tausende Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.

Die Bundesregierung trifft bereits Vorsorge für den Fall eines Abschwungs: Sie will das Kurzarbeitergeld auf zwölf Monate verlängern. In der schweren Krise 2008/09 hatte die Ausdehnung bis auf 24 Monate zahlreiche Jobs gerettet. Derzeit hat die Branche nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie rund 750 000 Mitarbeiter, 18 700 mehr als vor einem Jahr. Anders als während der Krise 2009 sei die Zahl der Kurzarbeiter zuletzt mit etwa 58 000 Menschen noch relativ niedrig gewesen, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Im Mai 2009 waren es 1,4 Millionen Beschäftigte.

Beim kriselnden Autobauer Opel beispielsweise soll im Fahrzeugwerk Rüsselsheim im Januar an drei Tagen kurzgearbeitet werden, in Bochum an zehn Tagen. Das gilt für mehrere tausend Mitarbeiter.

Am Montag wurde angekündigt, dass in Bochum nur noch bis 2016 Opel-Fahrzeuge vom Band laufen sollen. Die Hiobsbotschaft kam kurz vor dem Weihnachtsurlaub.

Auch die Lkw-Hersteller kämpfen: Spediteure halten sich mit Bestellungen zurück. MAN hatte bereits im November Mitarbeiter in den Urlaub geschickt, auch zwischen den Jahren ruht die Produktion. 5300 Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit.

Die Oberklassehersteller und Europas Branchenprimus VW profitieren dagegen von ihrer globalen Aufstellung. Sie kämpfen zwar auch mit den Absatzrückgängen vor allem in Südeuropa. Sie können das aber mit Verkäufen anderswo ausgleichen — etwa in China und den USA. In diesem Jahr wollen die Oberklassehersteller Absatzrekorde feiern. Mercedes hat seine Werksferien verkürzt, BMW Sonderschichten eingeplant.