Die Konjunktur brummt: RWI erhöht Prognose
Essen (dpa) - Die Konjunktur in Deutschland hat weiter an Fahrt gewonnen und auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) schraubt seine Prognose für das laufende Jahr kräftig nach oben.
Für 2011 rechnen die Forscher nach der am Donnerstag in Essen veröffentlichen Vorhersage nun mit einem Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent. Im März war das RWI noch von 2,9 Prozent ausgegangen. Für 2012 erwartet das Institut jedoch bereits wieder eine deutliche Abschwächung auf plus 2,3 Prozent.
Noch im März hatte das RWI für das kommende Jahr ein Wachstum von 2,4 Prozent vorhergesagt. Auf dem Arbeitsmarkt rechnen die Konjunkturforscher mit einer zunehmenden Personalknappheit und deutlich steigenden Tariflöhnen.
Erst in der vergangenen Woche hatte das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland von 3,5 Prozent im laufenden Jahr vorausgesagt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hatte seine Prognose für 2011 auf 3,6 Prozent angehoben.
Nach einem guten Start in das laufende Jahr werde der Aufschwung nicht nur von der Auslandsnachfrage, sondern auch von steigenden Investitionen im Inland getragen, so der RWI-Konjunkturexperte Roland Döhrn. Aber auch bei den privaten Konsumausgaben sei ein stetiger Anstieg zu beobachten.
Aufgrund der guten Konjunktur und der anziehenden Inflation könnten auch die öffentlichen Haushalte mit beträchtlichen Mehreinnahmen rechnen. Bereits im kommenden Jahr sei mit einem annähernd wieder ausgeglichenen öffentlichen Haushalt zu rechnen, sagte Döhrn. Nach der RWI-Prognose soll sich die Finanzierungslücke im Staatshaushalt von 34 Milliarden Euro im laufenden Jahr auf nur noch fünf Milliarden Euro im kommenden Jahr verringern.
Auf dem Arbeitsmarkt rechnet das RWI vor allem in der Industrie und im Handwerk mit einer zunehmenden Knappheit an qualifiziertem Personal. Die Arbeitslosenquote soll nach der Prognose von erwarteten 7,0 Prozent in diesem Jahr auf 6,3 Prozent im kommenden Jahr weiter sinken. Eine ähnlich niedrige Quote sei zuletzt Anfang der 90er Jahre erreicht worden, sagte Döhrn.
Bereits im kommenden Jahr könnten viele Beschäftigte mit einem deutlichen Anstieg der Tariflöhne rechnen, sagte Döhrn. Auch im laufenden Jahr sorgten Überstunden, außertarifliche Zulagen oder auch von manchen Arbeitgebern vorgezogene Tariferhöhungen bei vielen Beschäftigten für mehr Geld in der Kasse.