Wirtschaft „Die Wetternadel für das Handwerk steht auf Hochdruck“

Stimmung bei Betrieben erreicht Allzeit-Gipfelwert. Vor allem das Baugewerbe boomt. Auch Bäcker, Fleischer und Konditoren sind zufrieden.

Düsseldorf. „Die Wetternadel im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper steht unverändert auf Hochdruck.“ Der Wetterbericht, den Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, da gibt, ist eher noch eine zurückhaltende Zustandsbeschreibung. Die aktuelle Konjunkturumfrage bei Betrieben im Kammerbezirk Düsseldorf (wozu neben Düsseldorf unter anderem auch Krefeld, Mettmann, Mönchengladbach, Neuss, Remscheid, Solingen, und Wuppertal gehören), zeigt: Die Stimmung bei den Unternehmen ist prächtig. Ehlert: „Das Branchenklima, das im Handwerk seit nunmehr vier Jahren kontinuierlich von Rekord zu Rekord eilt, erreicht in diesem Frühjahr erneut einen Allzeit-Gipfelwert.“ Es gebe einen für die Wintersaison ungewöhnlichen Nachfrageschub. Nur sieben Prozent der Handwerksunternehmen, so wenige wie noch nie, erwarten für die kommenden Monate einen schwächeren Geschäftsgang.

Negativ sehen die Betriebe jedoch die Aussicht, den steigenden Fachkräftebedarf zu decken. Jedes fünfte Unternehmen meldet offene Stellen. Es werde zunehmend schwieriger, das gestiegene Auftragsvolumen abzuarbeiten.

Die Aufwärtsbewegung hat laut Ehlert „im Grunde alle Branchen des Handwerks erfasst“. Besonders aber brummt es im Bauhauptgewerbe (Maurer, Straßenbauer, Dachdecker und andere) und im Ausbaugewerbe (Installateure, Tischler und andere), wo der Geschäftsklimaindex geradezu hochgeschossen sei. Der angekurbelte Wohnungs- und Straßenbau sorge für zusätzliche Impulse. Doch auch in den Lebensmittelhandwerken (Bäcker, Fleischer, Konditoren) stieg die Stimmung. Trotz der starken Konkurrenz von Supermärkten setze sich hier eine Renaissance zur Qualität und Nachhaltigkeit durch, sagt Ehlert.

In einem Nebensatz fügt er hinzu, dass die Anbieter die gestiegene Nachfrage durchaus zu „Preisanpassungen“ nutzen. Was schön fürs Handwerk ist, ist freilich auch ein anderes Wort für höhere Verbraucherpreise.

Personenbezogene Dienstleistungen wie Friseure, Kosmetiker oder auch Fotografen beurteilen ihr Branchenklima dagegen verhaltener.

Unter regionalen Aspekten ist die Stimmung im Handwerkskammerbezirk Düsseldorf am linken Niederrhein am besten, im Bergischen Land (Wuppertal, Remscheid, Solingen) ist der Wert schwächer, dazwischen liegt Düsseldorf und das westliche Ruhrgebiet.

Ehlert belässt es nicht beim Loblied auf das Erreichte, sondern mahnt auch bessere Rahmenbedingungen an. So kritisiert das Handwerk wie früher schon zu hohe Gewerbesteuerhebesätze, zu viel Bürokratie (Stichwort Hygiene-Ampel), nicht ausbildungsreife Schulabgänger (verursacht durch Unterrichtsausfall und Fachlehrermangel) und drohende Dieselfahrverbote. PK