Die Zeichen stehen 2014 auf Lohnplus

Für rund 10,8 Millionen Arbeitnehmer wird bald neu verhandelt.

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Berlin. Über ein Lohn- und Gehaltplus von immerhin durchschnittlich 2,8 Prozent konnten sich die Tarifbeschäftigten in Deutschland im vergangenen Jahr freuen.

Und geht es nach den Gewerkschaften, dann muss ein solcher Zuwachs auch 2014 mindestens drin sein. Die Chancen dafür stehen gut. Schließlich sagen Wirtschaftsforscher ein Wachstum von bis zu 1,9 Prozent voraus.

Außerdem ist die Erwerbslosigkeit vergleichsweise niedrig, und schon jetzt werden Arbeitskräfte vielerorts gesucht. Das kann die Verhandlungsposition der Arbeitnehmervertreter nur stärken.

Zwar sind die ganz großen Branchen in diesem Jahr außen vor. In der Metall- und Elektroindustrie zum Beispiel läuft der Flächentarif erst Ende Dezember aus. Aber für insgesamt 10,8 Millionen Arbeitnehmer werden die Vergütungsstrukturen neu festgelegt.

Das heißt, fast jeder vierte Beschäftigte kann von der Tarifrunde 2014 profitieren. Darunter fallen das Bauhauptgewerbe, die Bahn sowie die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Den Anfang macht die chemische Industrie mit ihren rund 550 000 Mitarbeitern.

Bei der für Mitte Januar geplanten Auftaktrunde will die IG BCE einen Gehaltszuwachs von 5,5 Prozent fordern. Diese „Hausnummer“ wird wenige Wochen später auch auf dem Tisch liegen, wenn die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi um eine Anschlussregelung für die gut 50 000 Angestellten der Telekom und ihrer Tochtergesellschaften ringt.

Und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten geht gar mit einer Forderung von fünf bis sechs Prozent mehr ins Rennen.

Unklar ist noch, was die 1,3 Millionen Angestellten des Bundes und der Kommunen erwarten können. Darüber wollen sich Verdi und der Beamtenbund erst im kommenden Monat verständigen. Bei ihrer letzten Tarifrunde vor zwei Jahren war mit den Arbeitgebern eine schrittweise Aufstockung um insgesamt 6,3 Prozent vereinbart worden.

Der Trend zu solchen Stufenmodellen, verbunden mit einer längeren Vertragslaufzeit, ist übrigens auch in anderen Branchen zu beobachten. Nach Angaben des gewerkschaftsnahen WSI-Tarifarchivs liegt der durchschnittliche Gültigkeitszeitrum tariflicher Abmachungen bei 20 bis 24 Monaten.

Wer nicht tarifgebunden ist, hat allerdings häufig das Nachsehen. Und davon sind immer mehr Arbeitnehmer betroffen. Während 1998 noch Tarifverträge für 76 Prozent der Beschäftigten in Westdeutschland und 63 Prozent in Ostdeutschland galten, lag die Tarifbindung 2013 nur noch bei 61 Prozent im Westen und 48 Prozent im Osten.

Zu berücksichtigen ist auch die Inflationsrate, die den Lohnanstieg schmälert. So stand der nominalen Tariferhöhung von 2,8 Prozent im Vorjahr eine Teuerungsrate von 1,5 Prozent gegenüber. Im Saldo haben die Tariflöhne also nur um gut ein Prozent zugelegt.

Noch kümmerlicher ist die Bilanz außerdem, wenn man alle Bruttolöhne in die Rechnung einbezieht, also auch die nicht tarifgebundenen. Bei dieser Betrachtung zeichnet sich nach einer vorläufigen Erhebung des Statistischen Bundesamtes für das Vorjahr sogar ein Reallohnverlust ab. In den ersten drei Quartalen des Jahres überstieg demnach die Inflationsrate den jeweiligen Lohnzuwachs.