Digitalisierung Digitale Wirtschaft soll in NRW als Chance begriffen werden

Land richtet Tagung zur NRW-Wirtschaft in Düsseldorf aus - Die Digitalisierung der Wirtschaft soll vorangetrieben werden. Viele Unternehmen in Deutschland sehen sich nicht betroffen.

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Düsseldorf. Die Digitalisierung stellt die Wirtschaft vor viele Herausforderungen — und dennoch gibt ein Viertel der deutschen Unternehmen laut Informationen des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) an, nicht von der Digitalisierung betroffen zu sein. Im Mittelstand sagen das sogar 35 Prozent.

Dass dies ein Trugschluss ist, davon ist das NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie überzeugt und richtete deshalb am Mittwoch in Düsseldorf den Tag der Digitalen Wirtschaft, den DWNRW-Summit, aus. Erklärtes Ziel: „Die innovativen Ideen von Start-ups mit der althergebrachten Wirtschaft zusammenzubringen“, sagte Christoph Dammermann, der Staatssekretär des Ministeriums.

Im Rahmen des Fachtages mit Vorträgen, Diskussionen und Infoständen betrat auch Jens Redmer, Manager von Google Deutschland, das Podium und sprach über die Digitale Bildung als Wirtschaftsmotor. Der Tenor: Die Digitalisierung nützt jedem, auch dem japanischen Gurkenbauern, dessen Beispiel er anführte, denn dieser hat ein Programm entwickelt, das die Form seiner Gurken scannt und je nach Kategorie vom Fließband in die richtige Kiste fallenlässt. Jetzt müsse die Mutter des Farmers die mühsame Sortierung nicht mehr vornehmen. Das Ganze funktioniere auf Basis des Machine-Learnings: Programme mit so vielen Daten füttern, dass sie Muster erkennen.

Nicht nur in Japan könne die Digitalisierung Unternehmen für die Zukunft fitmachen, so Redmer. In den nächsten drei Jahren würden den Erwartungen zufolge in Deutschland vier Millionen neue Nutzer online gehen. Eine große Chance für die Wirtschaft. Gerade bei der Aus- und Weiterbildung des Personals gebe es auch in Deutschland noch erhebliche Defizite. Die Europäische Kommission spricht sogar von 900 000 IT-Fachkräften, die bis 2020 im europäischen Raum fehlen könnten. Außerdem würden fast 50 Prozent der Bevölkerung über unzureichende digitale Kompetenzen für die heutige Arbeitswelt verfügen. Tage wie der am Mittwoch seien jedoch ein Impuls in die richtige Richtung, findet Redmer.

Für diese richtige Richtung hat das Land sechs „Digital-Hubs“ für die großen Regionen eingerichtet. Die sollen als Bindeglied und Vermittler zwischen Start-ups und Unternehmen fungieren.

Unter den Start-ups, die sich am Mittwoch in Düsseldorf präsentierten, war auch das ursprüngliche Produkt einer Masterarbeit der Westfälischen Universität Gelsenkirchen: die Kommunikations-Plattform Quvert. „Wir bieten Unternehmen die Art von Kommunikation, wie man es aus dem Privaten kennt, etwa mit Messengerdiensten“, sagt der 27-jährige Mitbegründer Armin Al-Failee. „Allerdings mit deutlich höheren Sicherheitsstandards und mehr Möglichkeiten.“ Noch sei man ganz am Anfang, in Düsseldorf suche man nun Kundenkontakte.

Ein Start-up, das 16 Mitarbeiter zählt und in diesem Jahr, dem zweiten Geschäftsjahr, fast eine Million Euro Umsatz verbuchen kann, ist Oculavis aus Aachen. Dieses hat eine Software entwickelt, mit der produzierende Unternehmen Wartungs- und Reparaturarbeiten an Maschinen mit den Vorzügen der Digitalisierung vornehmen kann: „Ein Beispiel: unsere intelligenten Brillen. Die zeigen dem Mechaniker technische Daten an, der Arbeitsprozess wird dokumentiert und eine Konferenzschaltung ist auch möglich“, erklärt Geschäftsführer Markus Große Böckmann.