Doppelschlag bei Metro: Auch Aufsichtsratschef geht
Düsseldorf (dpa) - Die Führungskrise bei Deutschlands größtem Handelskonzern Metro weitet sich aus. Nur gut eine Woche nach der Rückzugsankündigung des Vorstandsvorsitzenden Eckhard Cordes gab auch Aufsichtsratschef Jürgen Kluge seinen Abschied bekannt.
Damit müssen in vergleichsweise kurzer Zeit gleich zwei Schlüsselpositionen neu besetzt werden. Außerdem soll es Medienberichten zufolge Spannungen zwischen den beiden Metro-Großaktionären Haniel und Schmidt-Ruthenbeck geben.
Der neue Metro-Chef solle zügig ausgewählt werden, verlautete in Eigentümerkreisen. Die Gespräche mit Kandidaten würden intensiviert. Der Repräsentant des Familienclans Haniel, Franz Markus Haniel, will in den Metro-Aufsichtsrat zurückkehren. Wer neuer Chefkontrolleur werde, entscheide das Kontrollgremium, hieß es bei dem Duisburger Familienunternehmen und Metro-Großaktionär. Franz Markus Haniel war bis Mai 2010 Aufsichtsratschef und gab das Amt dann an Kluge ab.
Nach Informationen von „Capital“ gehen jedoch Teile des zweiten Metro-Großaktionärs, der Familie Schmidt-Ruthenbeck, auf Distanz zu Franz Markus Haniel. Er sei nicht mehr der richtige Gesprächspartner, wenn der Pool-Vertrag Bestand haben solle, berichtete das Magazin am Montag vorab. Der Vertrag legt fest, dass die beiden Familien bei Metro im Einklang handeln und so die Mehrheit besitzen.
Zuvor hatte das „Handelsblatt“ berichtet, die Familie Schmidt-Ruthenbeck überlege intern, ob sie aus dem Pool-Vertag mit den Haniels aussteige. Dies sei kein Thema, hieß es dagegen bei dem Familienunternehmen Haniel.
„Nach den Auseinandersetzungen um die Führung der Metro AG ist es jetzt Zeit für einen echten Neuanfang“, erklärte Kluge in Duisburg. Mit dem Rückzug wolle er dafür sorgen, dass die Sacharbeit an der Konzernspitze wieder in den Mittelpunkt rückt. Kluge scheidet im November aus dem Kontrollgremium aus.
Laut „Capital“ sind weitere Veränderungen wahrscheinlich. Bei der Sitzung am 2. November könnten mehrere Aufsichtsratsmandate neu vergeben werden. Diskutiert wird dem Magazin zufolge über Ex-Eon-Chef Wulf Bernotat und den ehemaligen Daimler-Manager Klaus Mangold, die als Kritiker von Cordes gelten.
Ausgangspunkt der Personalquerelen war die Frage, ob der bis Ende Oktober 2012 laufende Vertrag mit Cordes verlängert wird. Cordes geriet gleich von zwei Seiten unter Druck: In Eigentümerkreisen war Unzufriedenheit zu vernehmen. Cordes hatte die Warenhaustochter Kaufhof vor Jahren zum Verkauf gestellt, konnte aber bisher keinen Vollzug melden. Auch der Aktienkurs bereitete keine Freude. In Kreisen der Arbeitnehmervertreter stand Cordes wegen seines rigiden Sparkurses in der Kritik. Weltweit wurden 19 000 Stellen gestrichen.
Großaktionär Haniel ließ lange Zeit Gerüchte unkommentiert, wonach Cordes gehen solle. Haniel und Schmidt-Ruthenbeck sprachen sich dann zwar für eine Vertragsverlängerung mit Cordes aus. Dafür steht dieser aber inzwischen nicht mehr zur Verfügung. Medienberichten zufolge gelang es Haniel nicht, für Cordes eine Mehrheit im Aufsichtsrat zu organisieren. Wann der Metro-Chef genau geht, ist bislang unklar.
Zur Metro AG gehören die gleichnamigen Großhandelsmärkte für Gewerbetreibende, die Elektronikketten Media Markt und Saturn, der Lebensmittelhändler Real und die Kaufhof-Warenhäuser. Der Konzern hat weltweit rund 280 000 Mitarbeiter, davon 110 000 in Deutschland.