Universalbanken auf dem Prüfstand
SPD-Chef Gabriel fordert eine Trennung zwischen Alltagsgeschäft und Investment.
Frankfurt. Kritikern gelten Investmentbanker als Zocker, die ganze Banken in Schieflage bringen können. SPD-Chef Sigmar Gabriel möchte die normalen Bankgeschäfte nun von dem risikoreicheren Geschäft mit Wertpapieren, Fusionen und Börsengängen trennen. Wie sinnvoll ist eine Trennung von Geschäftsbanken und Investmentbanken?
Große Firmenkunden, aber auch mittelständische Unternehmen, die weltweit aktiv sind, bekommen alle Leistungen aus einer Hand. Universalbanken können Verluste zwischen einzelnen Sparten ausgleichen und Risiken theoretisch somit stärker streuen.
Damit gelten sie als weniger krisenanfällig als Institute, die sich auf einen Geschäftsbereich konzentrieren. „Das Universalbankensystem hat sich bei uns als sehr stabil erwiesen“, sagt Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Uni Hohenheim.
Kritiker bemängeln, dass der Staat Banken retten muss, weil riskante Spekulationen von Investmentbankern möglicherweise eine ganze Großbank gefährden können. Aus Sicht von Bankenexperten löst eine Aufspaltung der Geldhäuser das Problem allerdings nicht. „Auch eine Investmentbank kann systemisch sein, so dass sie vom Staat gerettet werden muss“, sagt Martin Faust von der Frankfurt School of Finance & Management.
Für den normalen Bankkunden würde eine Aufspaltung wohl keinen großen Unterschied machen — ohnehin dominieren die Sparkassen und Genossenschaftsbanken den Markt für Spareinlagen, Girokonten und andere Geschäfte des Alltags. Für Firmenkunden könnten die Folgen dagegen gravierender sein. „Mittelständler, die international tätig sind, brauchen häufiger große Geschäftsbanken, die ihnen auch einen Zugang zum Kapitalmarkt bieten“, sagt Bankenexperte Burghof. Bei einer Trennung von Investment- und Geschäftsbank werde die Leistungsfähigkeit der Institute sinken.
Bankenexperte Wolfgang Gerke spricht von einer „populistischen Scheinlösung“. Statt einer Zerschlagung fordern Experten eine stärkere Regulierung zum Beispiel des risikoreichen Eigenhandels. Dort betreiben die Banken auf eigene Rechnung Geschäfte.