dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Verbraucher in Sommerlaune - aber EZB-Chef warnt vor Brexit-Folgen

Nürnberg (dpa) - Das Vertrauen der Verbraucher in die deutsche Wirtschaft hellt sich nach einer Delle um den Jahreswechsel weiter auf. Der Konsumklima-Index legt zum Juli das dritte Mal in Folge zu, wie das Marktforschungsinstitut GfK am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Der Wert stieg um 0,3 Punkte auf 10,1 Zähler. Die Einkommenserwartung der Deutschen schnellte sogar auf einen Bestwert seit der Wiedervereinigung. Einzig die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ging im Vergleich zum Vormonat leicht zurück. Allerdings könnte die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, die weitere Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone dämpfen. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, warnte, dass das Wachstum in den nächsten drei Jahren deshalb zusammen um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen könnte als bisher angenommen.

Bundesrichter: Mindestlohn auch für Bereitschaftsdienste fällig

Erfurt (dpa) - Arbeitnehmer haben nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts auch bei Bereitschaftsdiensten Anspruch auf den Mindestlohn von derzeit 8,50 Euro pro Stunde. Das hat das Bundesarbeitsgericht am Mittwoch in Erfurt in seinem zweiten Grundsatzurteil seit Mindestlohn-Einführung vor eineinhalb Jahren entschieden (5 AZR 716/15). Das Mindestlohngesetz differenziere nicht zwischen regulärer Arbeitszeit und Bereitschaftsstunden, sondern sehe eine einheitliche Lohnuntergrenze vor, hieß es zur Begründung. Für den Präzedenzfall sorgte ein Rettungssanitäter aus dem Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Bauernpräsident: „Haben viele Steine aus dem Weg zu legen“

Hannover (dpa) - Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht seine Branche zu Unrecht in der Kritik. Zum Auftakt des zweitägigen Deutschen Bauerntages in Hannover erklärte er in einer betont kämpferischen Rede: „Die Angriffe in letzter Zeit sind schärfer geworden.“ Sowohl Umweltverbände wie den Bund, aber auch den grünen Spitzenpolitiker Anton Hofreiter ging er unter dem Applaus der 600 Delegierten scharf an. Er warnte davor, die deutsche Landwirtschaft mitten in der Marktkrise durch ein immer enger werdendes Regulierungs-Korsett zu ersticken: „Wir brauchen keine Agrarwende - die deutschen Bauern wirtschaften nachhaltig.“ Sie hätten auch das Tierwohl im Blick. Derzeit leiden Bauern unter niedrigen Preisen und wegbrechenden Märkten. Dies hat bei vielen Betrieben zu heftigen finanziellen Einbußen geführt.

Insolvenzen: Weniger Fälle, aber Milliardenschäden und Jobverluste

Düsseldorf (dpa) - Trotz insgesamt weiter gesunkener Insolvenz-Zahlen sind im ersten Halbjahr 2016 wieder mehr als 100 000 Beschäftigte in Deutschland von der Pleite ihres Arbeitgebers betroffen gewesen. Während die Unternehmensinsolvenzen um 6,8 Prozent auf 10 750 Fälle zurückgingen, nahm die Zahl der Mitarbeiter, auf die sich dies direkt auswirkte, lediglich um 1,8 Prozent auf 110 000 ab. Das berichtete die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Mittwoch in Düsseldorf. Hinzu gekommen sei noch eine hohe Zahl von Betroffenen in Zulieferfirmen, die jedoch nicht genau beziffert werden könne, sagte Creditreform-Sprecher Michael Bretz. Auch die Höhe der durch nicht beglichene Forderungen angerichteten Insolvenzschäden sei mit einem Minus von 0,8 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahres geblieben.

Kuka-Vorstand sieht gute Wachstumschanchen mit chinesischem Investor

München (dpa) - Nach einer möglichen Übernahme durch den chinesischen Investor Midea sieht der Vorstand des Roboterbauers Kuka bessere Wachstumsperspektiven für die nächsten Jahre. Kuka-Chef Till Reuter betonte am Mittwoch in München insbesondere die Möglichkeiten, noch mehr Produkte in Fernost absetzen zu können. „Der Wachstumsmarkt für die nächsten Jahre wird China sein“, sagte er. Dort könne Kuka von Midea profitieren. Vorstand und Aufsichtsrat des Roboter- und Logistikspezialisieren hatten eine Empfehlung an die Aktionäre abgegeben, ihre Papiere an den chinesischen Hausgerätehersteller zu verkaufen. Midea hält bislang bereits mehr als 13 Prozent an dem Augsburger Unternehmen und bietet den anderen Aktionären 115 Euro pro Anteilsschein, die Frist zur Annahme läuft bis Mitte Juli. Am Mittwoch notierten die Kuka-Papiere an der Börse bei 107 Euro.

Flüchtlings-Betreuung sorgt für neue Jobs - Brexit-Folgen noch unklar

ürnberg (dpa) - Einerseits belastet sie die öffentlichen Kassen mit Milliardenbeträgen - andererseits sorgt die Flüchtlingszuwanderung vom Vorjahr auch für neue Jobs. Neue Stellen entstünden im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsmanagent etwa bei Behörden und Sicherheitsdiensten. Auch Bauunternehmen sowie Sprach- und Volkshochschulen hätten im Juni mehr freie Stellen gemeldet als vor einem Jahr im Vorjahr, berichtete die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch. Allein die Zahl der offenen Verwaltungsstellen habe im Juni um 86 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen. Wach- und Sicherheitsdienstes hatten zuletzt 59 Prozent mehr freie Stellen als vor einem Jahr, berichtete die BA bei der Veröffentlichung ihres Stellenindex BA-X.

BGH: Lange Standzeit eines jungen Gebrauchten kann Rückgabegrund sein

Karlsruhe (dpa) - Eine ungewöhnlich lange Standzeit vor der Erstzulassung kann bei einem Gebrauchtwagen ein Rückgabegrund sein - aber nur, wenn das Auto noch sehr neu ist. Dabei kommt es immer auf die Umstände im konkreten Fall an, wie der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe am Mittwoch entschied. Eine Rolle spielt demnach zum Beispiel, wie viele Vorbesitzer das Auto hat und wie viele Kilometer schon auf dem Tacho sind. Ein Mann, der erst nachträglich erfahren hatte, dass sein rund 35 000 Euro teurer Audi fast 20 Monate vor der Zulassung hergestellt wurde, scheiterte mit seiner Klage. Das Auto war beim Kauf im Juni 2012 seit zwei Jahren und vier Monaten zugelassen und hatte knapp 40 000 Kilometer als Mietwagen zurückgelegt. Angesichts dieser Nutzung werteten die Richter die lange Standzeit zu Beginn nicht mehr als Mangel (Az. VIII ZR 191/15).

Dax bleibt auf Erholungskurs

Frankfurt/Main (dpa) - Der Dax hat sich am Mittwoch weiter vom Brexit-Schock erholt. Bis zum Nachmittag gewann der deutsche Leitindex 1,30 Prozent auf 9569,88 Punkte, nachdem er bereits am Dienstag fast 2 Prozent zugelegt hatte. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen hielt sich am Mittwochnachmittag mit plus 1,40 Prozent auf 19 547,13 Punkte nahe an seinem Tageshoch. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann 1,58 Prozent auf 1579,34 Punkte und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholte sich um weitere 2,02 Prozent auf 2814,53 Punkte. Der Kurs des Euro stieg: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1090 (Dienstag: 1,1073) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9017 (0,9031) Euro.