dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
VW will Vorstand für Krisenjahr 2015 entlasten - neue Aufsichtsrätin
Wolfsburg (dpa) - Der VW-Konzern sieht im Abgas-Skandal bisher weiter keine Anzeichen für eine mögliche Mitschuld auf Vorstandsebene. Bei der Hauptversammlung Ende Juni soll daher der komplette Vorstand für das Geschäftsjahr 2015 entlastet werden, wie Volkswagen am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte. Aufsichtsrat und Vorstand betonten aber, dass der Vorschlag unter dem Vorbehalt stehe, dass die weiter laufende Untersuchung bis zum Aktionärstreffen am 22. Juni nichts Belastendes zutage fördere. Mögliche Schadenersatz-Ansprüche blieben erhalten. „Grundlage dieser Empfehlung sind die derzeit vorliegenden Informationen aus der umfassenden, wenngleich noch nicht abgeschlossenen Untersuchung der US-amerikanischen Kanzlei Jones Day zur Diesel-Thematik“, hieß es in der Mitteilung.
Gericht: Weniger Beratungspflicht bei Versicherungs-Kauf im Internet
München (dpa) - Beim Abschluss einer Versicherung über ein Preis-Vergleichsportal im Internet müssen Verbraucher nach Einschätzung des Münchner Landgerichts nicht in jedem Fall so intensiv beraten werden wie bei einem persönlichen Gespräch mit einem Makler. Das Ausfüllen der erforderlichen Abfragemasken im Internet erfordere gewisse geistige Fähigkeiten, sagte die Vorsitzende Richterin der 11. Kammer für Handelssachen, Barbara Clementi, am Mittwoch. Man könne also davon ausgehen, dass der Verbraucher „nicht nur Bahnhof“ verstehe und gar nicht wisse, was für einen Vertrag er abschließe. Dies gelte vor allem für einfache Versicherungsprodukte. Letztlich müsse der Einzelfall geprüft werden.
Bundesagentur-Entgeltatlas zeigt großes Ost-West-Verdienstgefälle
Nürnberg (dpa) - Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung müssen nach neuesten Behördendaten Beschäftigte in Ostdeutschland immer noch mit deutlich geringeren Verdiensten auskommen als ihre Kollegen im Westen Deutschlands. In vielen Berufen verdienten Beschäftigte in den alten Bundesländern 2014 teils bis zu mehreren 100 Euro mehr als ihre Kollegen im Osten, wie ein internetbasierter Entgelt-Atlas der Nürnberger Behörde zeigt. So hätten Lageristen in den alten Bundesländern mit einem mittleren Monatsbruttogehalt von 2604 Euro gut 600 Euro mehr auf ihrem Gehaltskonto als im Osten. Bei Automechanikern beträgt die Differenz rund 800 Euro, bei Krankenpflegerinnen und Verkäufern 300 bis 400 Euro.
Eon rechnet mit Milliarden für Atomausstieg - Talfahrt geht weiter
Essen (dpa) - Deutschlands größter Energiekonzern Eon richtet sich auf hohe Milliardenausgaben für die Finanzierung des Atomausstiegs ein. Das Unternehmen nannte am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen als erster deutscher Atomkonzern eine grobe Schätzung von zehn Milliarden Euro. In etwa diese Summe müsste Eon in den geplanten Staatsfonds für die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll einzahlen, sagte Eon-Finanzchef Michael Sen. Noch sei in den Gesprächen mit Berlin aber vieles offen. Das Alltagsgeschäft läuft unverändert schlecht. Allerdings gab es im ersten Quartal einen kleinen Lichtblick durch einen Einmalgewinn im Gasgeschäft.
„Frankfurt bleibt Stadt des Dax“ - Deutsche Börse wirbt für Fusion
Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Börse treibt die Fusion mit der Londoner Börse LSE ungeachtet eines drohenden Austritts Großbritanniens aus der EU mit Macht voran. Die Entscheidung über die Zukunft Großbritanniens in der Europäischen Union (EU) sei keine Voraussetzung für den milliardenschweren Zusammenschluss zur europäischen Superbörse, sagte Vorstandschef Carsten Kengeter am Mittwoch auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse in Frankfurt. Allerdings könnte es zu einer Umverteilung der Geschäfte in der neuen Gruppe kommen. Davon könne Frankfurt profitieren, sagte Chefaufseher Joachim Faber. „Dieser Zusammenschluss ist nicht nur im Interesse unserer Kunden und unseres Standortes, er ist auch und vor allem im Interesse der Aktionäre“, warb Kengeter für die Fusion.
Toyota fährt Rekordgewinne ein - Yen sorgt für trübe Aussichten
Tokio (dpa) - Nach Rekordgewinnen stellt sich der japanische VW-Erzrivale Toyota wegen des starken Yen erstmals seit fünf Jahren auf deutliche Ertragsrückgänge ein. Wie der Autobauer am Mittwoch bekanntgab, dürfte der Betriebsgewinn in dem noch bis 31. März 2017 laufenden Geschäftsjahr um 40,4 Prozent auf 1,7 Billionen Yen (13,7 Milliarden Euro) sinken. Unterm Strich rechnet Toyota mit einem um 35,1 Prozent geringeren Gewinn von 1,5 Billionen Yen. Die Lage habe sich „gedreht“, sagte Konzernchef Akio Toyoda. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der noch schwache Yen einen Rekordgewinn von netto 2,31 Billionen Yen in die Kassen gespült, 6,4 Prozent mehr.
Empörte Bilfinger-Aktionäre: „Wann werden wir eine normale AG“?
Mannheim (dpa) - Nach mehreren Chefwechseln, einem Rekordverlust und einer gestrichenen Dividende ist die Stimmung unter den Aktionären des Bau- und Industriedienstleisters Bilfinger denkbar schlecht. Auf der Hauptversammlung haben sie am Mittwoch in Mannheim von der Konzernführung eine klare Strategie gefordert. „Das Schlimmste ist die Ungewissheit, und die müssen Sie abstellen“, sagte der Chef der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. „Geben Sie uns einen Fahrplan, der fehlt uns nämlich.“ Den Aufsichtsrat fragte er: „Wann werden wir wieder eine normale AG?“
Dax rutscht wieder unter 10 000 Punkte
Frankfurt/Main (dpa) - Der Dax hat am Mittwoch nach vier Handelstagen mit Kursgewinnen wieder schwächer tendiert. Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex 0,63 Prozent tiefer bei 9982,36 Zählern, nachdem er bereits im frühen Handel unter die 10 000-Punkte-Marke gefallen war. Der am Nachmittag wieder über 1,14 US-Dollar gestiegene Euro dürfte den Dax ebenfalls gehemmt haben. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1409 (Dienstag: 1,1375) US-Dollar fest. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,03 Prozent am Vortag auf 0,02 Prozent.