dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Bundesweite Warnstreiks in Metallindustrie angelaufen
Saarlouis/Berlin (dpa) - Nach ergebnislosen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall in der Nacht zum Freitag bundesweit mit Warnstreiks begonnen. Um Mitternacht war die Friedenspflicht ausgelaufen, die Streiks nicht gestattet. Auf Versammlungen vor vielen Werkstoren unterstützten Streikende die Forderung der Gewerkschaft nach einer Anhebung der Entgelte um fünf Prozent. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann nannte auf einer Kundgebung bei den Ford-Werken in Saarlouis vor rund 3000 Menschen das Tarifangebot der Arbeitgeber „Magerkost“ für die Beschäftigten. Profite seien offenbar wichtiger. Die Gewerkschaft hoffe, dass so Bewegung am Verhandlungstisch entsteht. Die dritte Verhandlungsrunde war am Donnerstag ergebnislos beendet worden.
Nach interner Kritik: Aufsichtsrat Thoma wirft bei Deutscher Bank hin
Frankfurt/Main (dpa) - Der umstrittene Chefaufklärer im Aufsichtsrat der Deutschen Bank gibt auf. Wirtschaftsanwalt Georg Thoma werde zum 28. Mai das Kontrollgremium verlassen, teilte das Institut am späten Donnerstagabend mit. Zudem gebe Thoma mit sofortiger Wirkung die Leitung des Integritätsausschusses ab. In dieser Rolle sollte der Jurist die vielen Skandale der Bank aufarbeiten und den Kulturwandel vorantreiben. Zuletzt war ihm öffentlich vorgeworfen worden, er sei dabei über das Ziel hinausgeschossen und lähme damit die Bank. „Er überzieht, wenn er immer breitere Untersuchungen fordert und immer noch mehr Anwälte aufmarschieren“, zitierte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ den Konzernbetriebsratschef und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, Alfred Herling. Zuletzt hieß es in Berichten, Thoma sei im Aufsichtsrat isoliert.
Wirtschaft in Eurozone zeigt sich überraschend robust
Luxemburg (dpa) - Die Wirtschaft im Euroraum ist überraschend robust. Das europäische Statistikamt Eurostat konnte am Freitag Zahlen über ein solides Wachstum und die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 2011 veröffentlichen. Experten warnten allerdings vor übertriebener Euphorie. Immerhin rutschte die Inflation im gemeinsamen Währungsraum wieder in den negativen Bereich. Für die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Signale daher durchwachsen. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Eurostat in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Zeitraum davor um 0,6 Prozent. Volkswirte hatten mit einem schwächeren Zuwachs um 0,4 Prozent gerechnet. Im Schlussquartal 2015 hatte das Wachstum noch bei 0,3 Prozent gelegen. Experten bewerteten die Zahlen positiv, für Euphorie sehen sie aber keinen Grund.
Conti-Chef erteilt raschem E-Auto-Erfolg klare Absage
Hannover (dpa) - Continental-Chef Elmar Degenhart sieht den Traum vom umweltfreundlichen Autofahren noch in weiter Ferne. Der Weg zu echter grüner Mobilität sei lang und steinig, und die Elektromobilität spiele noch auf Jahre nur eine Nischenrolle, sagte Degenhart am Freitag bei der Hauptversammlung in Hannover. Mehrfach wies er - als Chef eines der weltgrößten Autozulieferer - das angeblich grüne Image batteriebetriebener Autos als derzeit falsch zurück. „Ohne rein grüne Stromquellen sind Elektrofahrzeuge kein sinnvoller Beitrag zum Umweltschutz.“ Von den Aktionären erhielt Degenhart Szenenapplaus. Pünktlich zum Freitag erhöhte Conti auch seine Jahresprognose leicht. Generell zweifelt Degenhart an der Erfolgsfahrt des E-Autos vor dem Jahr 2025.
VW-Eigner Porsche SE will trotz Dieselkrise zurück in Erfolgsspur
Stuttgart (dpa) - Die VW-Dachgesellschaft Porsche SE rechnet nach einem herben Verlustjahr wegen des Abgas-Skandals für 2016 wieder mit einem Milliardengewinn. Das Unternehmen verfüge „unverändert über ein erhebliches Wertsteigerungspotenzial“, sagte PSE-Chef Hans Dieter Pötsch am Freitag in Stuttgart. Die Finanzholding hält die Mehrheit der Stimmrechte an VW, wegen der Abgaskrise musste auch die PSE einen Verlust von 273 Millionen Euro für 2015 hinnehmen - ein herber Absturz nach dem Drei-Milliarden-Gewinn des Vorjahres. Doch weil das VW-Kerngeschäft „gesund und robust“ sei, rechnet Pötsch für 2016 auch für die PSE wieder mit einem Gewinn zwischen 1,4 bis 2,4 Milliarden Euro. VW-Chef und PSE-Vorstandsmitglied Matthias Müller ist der Ansicht, dass Volkswagen alles getan habe, um das Geschäft wieder in die Spur zu bringen.
BASF dank geringer Steuerlast mit Gewinnsprung - Ziele bestätigt
Mannheim/Ludwigshafen (dpa) - Ein wegen des Ölpreisverfalls reduzierter Steueraufwand hat dem Chemieriesen BASF zu Jahresbeginn einen Gewinnsprung verschafft. Im ersten Quartal 2016 stieg der Jahresüberschuss nach Anteilen anderer Gesellschafter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro, wie die BASF SE am Freitag mitteilte. Demnach wirkte sich der gesunkene Ölpreis günstig auf die hohe Steuerlast für die Öl- und Gasproduktion in Norwegen aus. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen ging dagegen um 8 Prozent auf 1,90 Milliarden Euro zurück. Der Konzernumsatz schrumpfte um 29 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Auch 2016 werde kein einfaches Jahr, sagte Vorstandschef Kurt Bock vor Beginn der Hauptversammlung in Mannheim.
Shoppingfreudige Frauen helfen Puma bei Neuausrichtung
Herzogenaurach (dpa) - Der Sportartikelhersteller Puma hat dank einer starken Nachfrage nach Schuhen und dem gut laufenden Geschäft mit Frauenmode zum Jahresstart weiter zugelegt. Der SDax-Konzern steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,7 Prozent auf 852 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs um 10,1 Prozent auf 41,3 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Puma 25,8 Millionen Euro, was einer Steigerung von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. „Die Entwicklung im ersten Quartal 2016 entsprach unseren Erwartungen“, sagte Konzernchef Bjørn Gulden am Freitag am Firmensitz im fränkischen Herzogenaurach. Mit seinen weltweit rund 10 000 Mitarbeitern entwickelte sich Puma damit allerdings nicht so stark wie die Konkurrenz.
Amazon erzielt Rekordgewinn dank Cloud-Geschäft
Seattle (dpa) - Amazon profitiert von seinem boomenden Geschäft mit Cloud-Diensten mit einem Rekordgewinn. Der weltgrößte Online-Händler verdiente im vergangenen Quartal 513 Millionen Dollar. Der Gewinn war nahezu doppelt so hoch wie von Analysten erwartet, im Vorjahresquartal hatte Amazon noch 57 Millionen Dollar verloren. Die Aktie sprang am Donnerstag nachbörslich um rund 13 Prozent hoch. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 29,1 Milliarden Dollar. Die Cloud-Sparte AWS erwies sich erneut als starker Geldbringer. Bei einem Umsatz von gut 2,5 Milliarden Dollar fuhr sie einen operativen Gewinn von 604 Millionen Dollar ein. Amazon bietet Unternehmen Rechenleistung aus dem Netz, viele Start-ups und auch etablierte Firmen greifen auf Cloud-Dienste von AWS zurück.
Medien: Fiat Chrysler an Googles Roboterauto-Technik interessiert
New York (dpa) - Die bei Google seit Jahren entwickelte Technik für selbstfahrende Autos könnte laut Medienberichten bei Fahrzeugen von Fiat Chrysler zum Einsatz kommen. Der Autobauer verhandele mit der der Google-Mutter Alphabet über eine Zusammenarbeit, schrieben das „Wall Street Journal“ und die „Financial Times“ am späten Donnerstag. Während der Internet-Konzern eine Flotte aus mehreren Dutzend zum Teil selbstentwickelter Roboterwagen auf die Straßen schickt, erklärten die zuständigen Manager stets, man suche nur eine Partnerschaft mit etablierten Herstellern. Fiat Chrysler galt in der Branche schon länger als Kandidat für eine solche Kooperation mit Google. Der Konzern liegt bei der Entwicklung eigener Systeme für autonomes Fahren hinter Konkurrenten wie Ford oder General Motors.
Unbequemer Investor Carl Icahn steigt bei Apple aus
New York (dpa) - Der als aggressiver Investor bekannte Milliardär Carl Icahn hat sich von seiner Apple-Beteiligung getrennt. Der Grund sei vor allem die Sorge um das Geschäft des iPhone-Konzerns in China gewesen, sagte Icahn am Donnerstag im TV-Sender CNBC. Die Behörden könnten „einschreiten und es für Apple sehr schwierig machen, dort zu verkaufen“, erklärte er. Vor kurzem war bekannt geworden, dass das Film- und E-Book-Angebot von Apple in China blockiert wurde. Die Regierung machte insgesamt deutlich, dass sie stärker gegen westlichen Einfluss vorgehen wolle. Der chinesische Markt ist für Apple immer wichtiger geworden, der Konzern macht dort inzwischen rund ein Viertel seines Geschäfts. Apple-Chef Tim Cook kündigte zuletzt an, er werde auch ungeachtet der aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen in China die Investitionen dort nicht zurückfahren.
Dax fällt deutlich vor dem Wochenende
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt taumelt am Freitag mit klaren Kursverlusten Richtung Wochenende. Aus Europa seien nur durchwachsene Konjunkturdaten gekommen und am Nachmittag hätten frische Wirtschaftsdaten aus den USA den Druck noch einmal verstärkt, hieß es am Markt. Der Dax stand am Nachmittag 2,22 Prozent tiefer bei 10 092,06 Punkten auf seinem bisherigen Tagestief. Bisher verlor der Leitindex in dieser Woche damit fast 3 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte fiel um 1,25 Prozent auf 20 162,17 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax verlor 1,28 Prozent auf 1627,97 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte um 2,39 Prozent auf 3050,72 Punkte ab. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,13 (Vortag: 0,11) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 141,89 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,31 Prozent auf 161,95 Punkte. Der Euro legte weiter zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1403 (1,1358) US-Dollar. Der Dollar kostete 0,8770 (0,8804) Euro.