dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Zinstief setzt Sparkassen unter Druck: Höhere Gebühren wahrscheinlich

Frankfurt/Main (dpa) - Sparkassen-Kunden müssen sich auf höhere Gebühren einstellen. „Die Zeit von weiten Angeboten kostenloser Kontoführung ist aus meiner Sicht vorbei“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, am Dienstag in Frankfurt. „Wir werden Leistungen bepreisen müssen - und zwar verursachergerecht.“ Alle Marktteilnehmer müssten angesichts der „falschen Zinspolitik“ der Europäischen Zentralbank (EZB) neue Ertragsquellen erschließen. Die EZB hatte den Leitzins im Euroraum am vergangenen Donnerstag auf Null gesenkt. Strafzinsen, die die EZB für geparkte Gelder von Banken verlangt, wird die Branche nach Fahrenschons Einschätzung zunehmend an gewerbliche Kunden mit hohen Einlagen weiterreichen.

Chefwechsel beim Rückversicherer Munich Re: Wenning folgt auf Bomhard

München (dpa) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re bekommt nach mehr als einem Jahrzehnt einen neuen Chef. Der 51-jährige Joachim Wenning werde Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard im kommenden Jahr an der Vorstandsspitze ablösen, teilte der Dax-Konzern am Dienstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats in München mit. Der 59-jährige von Bomhard lege seinen Posten auf eigenen Wunsch zur Hauptversammlung im April 2017 nieder. Wenning ist derzeit für das weltweite Lebensversicherungsgeschäft sowie das Personalressort der Munich Re zuständig. Ihm sei bewusst, dass er in große Fußstapfen trete und den Posten in schwierigen Zeiten antrete: „Die anhaltende Niedrigzinsphase lastet schwer auf der Branche und uns.“ Neben Wenning war Medienberichten zufolge auch noch Vorstandsmitglied Thomas Blunck im Rennen für den Spitzenposten.

Atomkonzerne pochen in Karlsruhe auf Milliarden-Schadensersatz

Karlsruhe (dpa) - Die großen Energiekonzerne haben vor dem Bundesverfassungsgericht ihren Anspruch auf Schadensersatz in Milliardenhöhe für den deutschen Atomausstieg untermauert. Die Lasten dieser politischen Entscheidung müssten solidarisch von der gesamten Gesellschaft getragen werden, forderte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen am Dienstag in Karlsruhe zum Auftakt der zweitägigen Verhandlung. „Es geht am Ende um eine faire Entschädigung.“ Deutschlands größte Energieunternehmen Eon und RWE sowie der schwedische Staatskonzern Vattenfall sehen sich durch die Kehrtwende der Bundesregierung in der Atompolitik 2011 faktisch enteignet. Der vierte große Versorger EnBW teilt nach eigener Darstellung diese Rechtsauffassung, klagt aber nicht selbst, weil er zu mehr als 98 Prozent in öffentlicher Hand ist. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) verteidigte den beschleunigten Atomausstieg hingegen.

Private Konsumausgaben steigen so stark wie seit 2000 nicht

Wiesbaden (dpa) - Deutschlands Verbraucher haben ihre Konsumausgaben im vergangenen Jahr so stark gesteigert wie seit 15 Jahren nicht. Preisbereinigt gab es zum Vorjahr ein Plus von 1,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag anlässlich des Weltverbrauchertages mitteilte. Das war der stärkste Zuwachs seit dem Jahr 2000 (plus 2,1 Prozent). Vor allem der stabile Arbeitsmarkt und die weiter wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften wirken sich nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK derzeit positiv auf den Konsum aus. Wegen der extrem niedrigen Sparzinsen sitzt vielen Menschen das Geld locker, auch der geringe Anstieg der Verbraucherpreise beflügelt die Kauflaune. Gemessen in jeweiligen Preisen - also einschließlich der Inflation - stiegen die privaten Konsumausgaben 2015 um 2,6 Prozent auf 1,63 Billionen Euro.

Großinvestoren reichen Milliardenklage gegen Volkswagen ein

Braunschweig/Berlin (dpa) - Für VW wird es nun auch im Streit mit Großinvestoren um die Folgen der Abgas-Affäre ernst: Eine Gruppe von 278 institutionellen Profi-Anlegern reichte am Braunschweiger Landgericht eine Klage auf 3,255 Milliarden Euro Schadenersatz ein. Eine Sprecherin des Gerichts bestätigte am Dienstag den Eingang. Knapp ein halbes Jahr nach dem Ausbruch des Skandals um manipulierte Stickoxid-Messwerte bei Abgastests wird - neben mehreren Verfahren privater VW-Kunden - damit auch der Konflikt um die rechtzeitige Mitteilung der Probleme im September 2015 zu einer juristischen Großbaustelle für den Autobauer in Deutschland. In den USA, wo das Diesel-Debakel begonnen hatte, drohen bereits Sammelklagen.

Japanische Zentralbank behält Billiggeld-Kurs bei

Tokio (dpa) - Japans Zentralbank hält die Geldschleusen unverändert weit geöffnet. Die Bank von Japan (BoJ) beschloss am Dienstag nach dem Abschluss zweitägiger Beratungen, die Geldmenge wie gehabt um jährlich 80 Billionen Yen (rund 632 Mrd Euro) auszuweiten. Auch an den im Januar überraschend eingeführten Negativzinsen zur Ankurbelung der Preise und des Wirtschaftswachstums halten die Notenbanker fest. Auch die Europäische Zentralbank kämpft mit allen Mitteln gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche: Die Währungshüter senkten erst vor wenigen Tagen den Leitzins von 0,05 Prozent auf null Prozent. Zugleich pumpt die EZB noch mehr Geld in den Markt und brummt Finanzinstituten, die Geld bei ihr parken, höhere Strafzinsen auf.

Merkel will mehr Tempo beim digitalen Wandel

Hannover (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert mehr Tempo beim digitalen Umbau der Wirtschaft in Europa ein. „Die Zeit drängt“, sagte die Kanzlerin bei ihrem traditionellen Rundgang auf der Technologiemesse am Dienstag in Hannover. Die Verschmelzung heutiger Angebote mit dem Internet müsse schneller kommen - denn das Potenzial bei der Effizienz sei beträchtlich. vDie Digitalisierung der gesamten Wirtschaft ist ein zentrales Thema der diesjährigen CeBIT. Die Messe wurde zuletzt stark auf Fachbesucher ausgerichtet, deswegen geht es in Hannover noch bis Freitag vor allem um Produkte für Unternehmen.

Anleger bremsen Dax vor US-Zinsentscheid aus

Frankfurt/Main (dpa) - Die Zurückhaltung der Anleger vor dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Fed hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag nach unten gezogen. Nach der jüngsten Erholungsrally mit vier Gewinnwochen in Folge stand der Leitindex Dax zuletzt 0,72 Prozent tiefer bei 9918,33 Punkten. Durchwachsene US-Konjunkturdaten hatten keinen erkennbaren Einfluss auf die Kurse. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor zuletzt 0,83 Prozent auf 19 889,03 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax gab um 0,86 Prozent auf 1630,66 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 1,06 Prozent auf 3059,34 Punkte. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,14 Prozent auf 0,16 Prozent. Der Euro fiel: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1109 (Montag: 1,1119) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9002 (0,8994) Euro.