dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Wirtschaft will Flüchtlinge gewinnen - Integration braucht Zeit

München/Berlin (dpa) - Die deutsche Wirtschaft will angesichts der guten Konjunktur verstärkt Flüchtlinge als Auszubildende und Arbeitskräfte gewinnen. Nach dem Zentralverband des Deutschen Handwerks starteten am Donnerstag auch die Industrie- und Handelskammern in Berlin ein groß angelegtes Aktionsprogramm. Jede einzelne IHK werde dafür aktiv bei der Beratung von Unternehmen sowie bei der beruflichen Orientierung und Ausbildungsvermittlung von Flüchtlingen, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Dafür stünden 20 Millionen Euro in diesem Jahr bereit, 170 Mitarbeiter in den Kammern kümmerten sich darum. Jungen Flüchtlingen müsse auch gezeigt werden, dass es in Deutschland besser sei, eine berufliche Ausbildung zu absolvieren als einen Job für den Mindestlohn von 8,50 Euro anzunehmen, hieß es.

Schäuble vor G20-Treffen: „Sind nicht im Krisenmodus“

Shanghai (dpa) - Die Finanzmarkt-Turbulenzen und Rückschläge für die Konjunktur in vielen Ländern beschäftigen die Top-Wirtschaftsmächte - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble warnt vor dem G20-Treffen in Shanghai aber vor Panikmache. „Wir sind nicht im Krisenmodus“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag vor Beratungen der Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer. Dies sehe auch sein US-Kollege Jack Lew so. Schäuble mahnte die G20 jedoch, bisherige Beschlüsse konsequent umzusetzen. Schäuble zeigte sich vor den Gesprächen der G20-Finanzminister und -Notenbankchefs an diesem Freitag und Samstag in der chinesischen Metropole zuversichtlich, dass Europa die Flüchtlingskrise lösen werde

GfK meldet stabiles Konsumklima - Kauflaune ungebrochen

Nürnberg (dpa) - Deutschlands Verbraucher lassen sich auch von Terrorwarnungen und der Debatte über Flüchtlinge ihre Kauflaune nicht verderben. Vor allem der stabile Arbeitsmarkt und die weiter wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften wirken sich derzeit positiv auf den Konsum aus, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Zwar haben die Erwartungen der Bürger an die konjunkturelle Entwicklung demnach zuletzt wieder etwas abgenommen, die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen blieb aber stabil. Die Einkommenserwartung nahm spürbar zu. Der von der GfK ermittelte Konsumklimaindex für März stieg deshalb erstmals im neuen Jahr leicht, von 9,4 auf 9,5 Punkte.

Kreise: Diesel-Ausschuss von VW beruft weitere Kanzlei für Aufklärung

Wolfsburg (dpa) - Der Volkswagen-Aufsichtsrat zieht weitere juristische Expertise für die Aufklärung des Abgas-Skandals hinzu. Der sogenannte Sonderausschuss Dieselmotoren, den die VW-Kontrolleure zur Aufarbeitung der Krise einsetzten, hat eine der führenden deutschen Kanzleien für Fragen des Gesellschaftsrechts verpflichtet. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Hannover am Donnerstag aus Kreisen der Aufseher. Damit bemüht sich Volkswagen nun auch, die Dimension einer möglichen Haftung des Konzerns bewerten zu können. Die Helfer sollen die Arbeit der US-Kanzlei Jones Day ergänzen. Diese hatte der Aufsichtsrat im Herbst engagiert.

Deutsche Telekom legt 2015 stark zu - US-Geschäft immer wichtiger

Bonn (dpa) - Die Deutsche Telekom wird immer abhängiger von ihrem einst ungeliebten US-Mobilfunkgeschäft. Im vergangenen Jahr sorgte die mit Milliarden aus Bonn aufgepeppelte Tochter T-Mobile US für starke Anstiege bei Umsatz und Ergebnis. Auch 2016 setzt Telekom-Chef Tim Höttges auf die Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Zugleich aber stagniert der deutsche Heimatmarkt auch nach der Konsolidierung in der Branche, wie die am Donnerstag vorgelegten Jahreszahlen des Dax-Konzerns zeigen. Das Europageschäft bremst weiter. Und die IT-Tochter T-Systems tut sich nach wie vor schwer. Auf Konzernebene stand 2015 dank des brummenden US-Mobilfunkgeschäfts beim Umsatz ein Plus von 10,5 Prozent auf 69,22 Milliarden Euro. Das war das stärkste Wachstum seit mindestens zehn Jahren, wenn Zukäufe nicht einbezogen werden, wie ein Sprecher erklärte.

Henkel-Chef Rorsted präsentiert Rekordergebnis zum Abschied

Düsseldorf (dpa) - Henkel-Chef Kasper Rorsted verabschiedet sich mit einem Rekordergebnis. Der operative Gewinn des Konzerns stieg im vergangenen Jahr um knapp 13 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, auch unter dem Strich verdiente der Konsumgüterriese (Persil, Schwarzkopf) deutlich mehr. Im laufenden Jahr will Henkel weiter zulegen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld werde allerdings weiterhin schwierig bleiben, sagte Rorsted am Donnerstag. Im vergangenen Jahr hatte die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft bei den Düsseldorfern für einige Holperer gesorgt. Alles in allem hinterlässt Rorsted seinem designierten Nachfolger Hans Van Bylen aber ein gut bestelltes Haus. Henkel kann vor allem auf starke Marken wie Persil, Schwarzkopf oder Loctite bauen. Im vergangenen Jahr machten die zehn wichtigsten Marken im Henkel-Reich über 60 Prozent des Umsatzes aus.

Bayer-Chef Dekkers verabschiedet sich mit Rekord

Leverkusen (dpa) - Bayer-Chef Marijn Dekkers verabschiedet sich mit einem Rekordjahr und einem optimistischen Ausblick für 2016 vom Leverkusener Gesundheits- und Agrarchemiekonzern. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt“, sagte Dekkers bei seiner letzten Bilanzvorlage für Bayer am Donnerstag in Leverkusen. Dank gut laufender Gesundheitsgeschäfte und der Euro-Schwäche legten Umsatz und Gewinn 2015 kräftig zu. Auch für das laufende Jahr zeigte sich der nur noch gut zwei Monate amtierende Konzernchef zuversichtlich. Er hatte zuletzt beim Umbau des Dax-Schwergewichts zum reinen Gesundheits- und Agrarchemiekonzern mit dem Börsengang der Kunststofftochter Covestro Anfang Oktober und einer neuen Organisationsstruktur zum Jahreswechsel entscheidende Weichen gestellt und den Dax-Konzern zwischenzeitlich zum wertvollsten Dax-Konzern gemacht.

Apple-Partner Foxconn zögert mit Übernahme von Sharp

Tokio/Taipeh (dpa) - Der taiwanische Apple-Auftragsfertiger Foxconn zögert mit der Übernahme des angeschlagenen Elektronikkonzerns Sharp. Die Unterzeichnung des Vertrages mit den Japanern sei aufgeschoben, „bis ein Konsens erzielt ist“, teilte Foxconn am Donnerstag in Taiwan mit. Als Grund wurden neue Informationen über mögliche Risiken angeführt. Nur Stunden zuvor hatte Sharp in Osaka bekanntgegeben, das Angebot von Foxconn über rund sechs Milliarden Dollar (5,4 Mrd Euro) anzunehmen. Der Deal wäre die größte Übernahme eines japanischen Elektronikkonzerns durch ein ausländisches Unternehmen. Foxconn versucht bereits seit längerem, Sharp zu kaufen. Um zu verhindern, dass der Elektronikriese in ausländische Hände gerät, hatte der japanische Staat über einen Fonds jedoch ein Gegenangebot abgegeben.

Anlagenbauer Dürr erwartet weiter gute Geschäfte in China

Stuttgart/Bietigheim-Bissingen (dpa) - Der Lackieranlagenspezialist Dürr sieht die Turbulenzen der chinesischen Wirtschaft gelassen. Das Automobilgeschäft laufe dort weiter stark, sagte Vorstandschef Ralf Dieter am Donnerstag in Stuttgart. In den letzten Jahren habe es immer zwischen 10 bis 15 neue Projekte gegeben. Ein ähnliches Volumen erwartet Dieter auch in diesem Jahr. Insgesamt rechnet der Anlagen- und Maschinenbauer 2016 nach einem Rekordgeschäft im vergangenen Jahr mit einem leichten Umsatzrückgang. 2016 werde ein Erlös zwischen 3,4 und 3,6 Milliarden Euro erwartet. 2015 legte der Umsatz dank der 2014 erfolgten Übernahme des Holzmaschinenbauers Homag und guter Geschäfte in Amerika und China um 46 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro zu.

Roboter „Pepper“ bald auch in Europa im Einsatz

Barcelona (dpa) - Acht Monate nach der Markteinführung des Roboters „Pepper“ in Japan bereiten die Entwickler einen Europastart vor. Einige Modelle sollen in den nächsten Monaten bei der französischen Bahn SNCF, der Supermarktkette Carrefour sowie auf Schiffen von Aida Cruises und Costa Crociere zum Einsatz kommen, erklärte Nicolas Boudot von Aldebaran Robotics am Donnerstag auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Die 1,20 Meter große Plastikfigur spricht aktuell 20 Sprachen und ist darauf programmiert, Emotionen von Menschen durch deren Mimik oder Stimme zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. In Japan seien seit Juni vergangenen Jahres 10 000 „Pepper“-Roboter abgesetzt worden, sagte Aldebaran-Europachef Boudot der Deutschen Presse-Agentur.

Kengeter: Deutsche Börse verkauft sich teuer bei Fusion mit LSE

Frankfurt/London (dpa) - Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter ist vom Wert der angestrebten Fusion mit der Londoner Börse für den Finanzplatz Frankfurt überzeugt. „Mir würde es im Traum nicht einfallen, irgendetwas unter Wert zu verkaufen. Ich glaube, das ist eine faire Angelegenheit sowohl quantitativ als auch qualitativ“, sagte Kengeter am Donnerstag in Frankfurt. „Ich würde diese Gespräche nicht führen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass das für den hiesigen Standort und für die Deutsche Börse Gruppe das absolut Beste ist.“ Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) hatten nach Marktgerüchten am Dienstag ihre Absicht zu einem Zusammenschluss auf Augenhöhe öffentlich gemacht. Bis spätestens 22. März muss nun nach britischen Vorgaben entweder ein bindendes Angebot gemacht oder der Deal vorerst abgeblasen werden.

Dax erholt sich nach trüben Tagen

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach zwei schwachen Tagen am Donnerstag wieder gefangen. Positive Impulse kamen von der starken Wall Street und soliden deutschen Konjunkturdaten. Der Dax legte zuletzt um 1,68 Prozent auf 9321,85 Punkte zu. An den beiden Handelstagen zuvor war der deutsche Leitindex um insgesamt mehr als 4 Prozent eingeknickt. Der MDax für die Aktien mittelgroßer Unternehmen gewann am Donnerstag 2,13 Prozent auf 19 006,54 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 2,64 Prozent auf 1576,93 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 1,98 Prozent vor. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,04 Prozent am Vortag auf 0,05 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,12 Prozent auf 142,30 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,08 Prozent auf 165,80 Punkte zu. Für den Kurs des Euro ging es nach oben: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1027 (Mittwoch: 1,0981) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9069 (0,9107) Euro.