dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Nach VW-Skandal: Bekommt Deutschland eine staatliche Prüfstelle?

Berlin (dpa) - Das Bundesverkehrsministerium nimmt als Konsequenz aus dem Abgas-Skandal bei Volkswagen gleich mehrere Neuregelungen in den Blick. Technische Prüfdienste, die für einen Autohersteller tätig sind, sollten sich künftig in einer Rotation abwechseln, teilte ein Sprecher am Montag in Berlin mit. Die VW-Untersuchungskommission des Ministeriums habe zudem vorgeschlagen, staatliche Prüfstände für Emissions-Nachmessungen aufzubauen. Damit könnten nach Ansicht von Experten wirtschaftliche Abhängigkeiten zwischen Prüfinstituten und Herstellern vermieden werden. Außerdem sollen Hersteller dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) künftig ihre Motorsoftware offenlegen. Dadurch wäre es leichter, etwaige Abschaltvorrichtungen, mit denen ein Fahrzeug „merkt“, ob gerade ein Abgastest läuft, zu erkennen. Nicht geplant sei dagegen, bei der Zulassung neuer Fahrzeugtypen, die beim KBA liegt, Kompetenzen an das Umweltbundesamt abzugeben, betonte der Sprecher.

VW-Sparkurs: Betriebsratschef Osterloh kritisiert Management

Wolfsburg (dpa) - Bei Volkswagen bahnt sich neuer Streit zwischen Management und Betriebsrat über den Sparkurs des Autokonzerns an. Betriebsratschef Bernd Osterloh äußerte in einem Interview mit einem internen Mitarbeiterportal zum Teil scharfe Kritik am Vorgehen des Chefs der Konzern-Kernmarke VW, Herbert Diess. Ein von Diess vorgeschlagenes 12-Punkte-Programm zur Zukunft der Marke schaffe „Unruhe“, sagte Osterloh in dem Interview, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Die VW-Kollegen seien wegen des Abgas-Skandals ohnehin „verunsichert“. Volkswagen hatte auch als Folge der immensen Kosten des Skandals seinen Sparkurs verschärft. Investitionen wurden bereits gekürzt. Die ertragsschwache Konzern-Kernmarke VW mit Modellen wie dem Golf und dem Passat soll außerdem profitabler werden. Der mächtige Betriebsrat hatte in den vergangenen Monaten wiederholt Kritik an der neuen VW-Führung geäußert.

Zukunftssorgen in der Wirtschaft wachsen - Ifo-Index sinkt deutlich

München/Frankfurt (dpa) - Die Furcht vor einem Abwärtssog in der Weltwirtschaft macht sich auch in den deutschen Chefetagen breit. Zum Start ins Jahr fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex überraschend deutlich von 108,6 Punkten im Dezember auf 107,3 Punkte im Januar. Das ist der tiefste Stand seit Februar vergangenen Jahres. Viele Experten hatten mit einem weniger deutlichen Rückgang des Konjunkturbarometers gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft blickt erschrocken ins neue Jahr“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Ihre aktuelle Geschäftslage schätzten die Unternehmen im Januar zwar nur etwas schlechter ein. Der entsprechende Index sank von 112,8 auf 112,5 Punkte. Auf die kommenden sechs Monate blicken die Firmen deutlich skeptischer - der Erwartungsindex sank von 104,6 auf 102,4 Zähler.

Kreditwirtschaft pocht auf mehr Zeit für „Girokonto für Jedermann“

Berlin (dpa) - Banken und Sparkassen pochen beim geplanten „Girokonto für Jedermann“ auf mehr Zeit für die Umsetzung. Die Regelungen zum Basiskonto sollten wie die Vorgaben zum Kontowechsel erst am 18. September 2016 in Kraft treten, forderten die Verbände der Kreditwirtschaft am Montag in Berlin bei einer Anhörung des Finanzausschusses des Bundestages. „Ein Vorziehen des Regelungskomplexes „Basiskonto“ würde nicht nur mittelständische Institute vor teils unlösbare Probleme stellen“, argumentieren die im Bankenverband zusammengeschlossenen privaten Institute. Auch sollte der Katalog der Ablehnungs- und Kündigungsgründe erweitert werden.

Rekord-November bei Aufträgen am Bau

Wiesbaden (dpa) - Nach einem schwachen Oktober haben sich die Auftragsbücher im deutschen Bauhauptgewerbe kräftig gefüllt. Die Bestellungen legten im November 2015 real um 15,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Es war demnach das stärkste Plus in einem November seit Beginn der Zeitreihe 1991. Sowohl im Wohnungsbau als auch im gewerblichen Hoch- und Tiefbau seien mehr Aufträge eingegangen, sagte ein Sprecher der Wiesbadener Behörde. Nach Angaben des Bauindustrieverbandes profitierte die Branche neben dem anhaltenden Boom im Wohnungsbau vor allem von Großaufträgen im Gewerbebau. Stärkster Treiber sei der Wirtschaftstiefbau gewesen. Dank voller Auftragsbücher bekräftigte der Verband seine Einschätzung, wonach der Umsatz der Branche 2016 nominal um 3 Prozent zulegen soll.

Wincor Nixdorf vor Übernahme wieder auf Erfolgskurs

Paderborn (dpa) - Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller Wincor Nixdorf findet vor der vereinbarten Übernahme durch den US-Konkurrenten Diebold wieder in die Erfolgsspur zurück. Nach einem starken Auftaktquartal erhöhte die im MDax notierte Gesellschaft am Sonntagabend ihre Jahresprognose. Der Umbau des Unternehmens entwickle sich besser als geplant, sagte Vorstandschef Eckard Heidloff. Damit könne Wincor selbstbewusst mit Diebold zusammengehen. Rechnet man die Kosten für den noch laufenden Konzernumbau heraus, erwarten die Ostwestfalen für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr jetzt ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) von 160 bis 190 Millionen Euro. Bisher hatte die Zielmarke bei 150 Millionen Euro gelegen.

Ökonomen: Karlsruhe muss Signal gegen ausufernden EZB-Kurs senden

Frankfurt/Main (dpa) - Führende deutsche Volkswirte fordern vom Bundesverfassungsgericht bei der erneuten Verhandlung über den Anti-Krisen-Kurs der EZB ein klares Signal gegen ein Ausufern der Rolle der Notenbank. Karlsruhe sollte sein Urteil zum umstrittenen Beschluss der Notenbank zum unbegrenzten Staatsanleihenkauf (OMT-Programm) aus dem Sommer 2012 zumindest dazu nutzen, deutsche Vorbehalte festzuschreiben, mahnte der „Kronberger Kreis“, der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Marktwirtschaft, am Montag. Die Karlsruher Richter befassen sich am 16. Februar erneut mit dem sogenannten OMT-Programm („Outright Monetary Transactions“) der Europäischen Zentralbank (EZB).

Ifo-Daten und Ölpreis-Rückfall schicken Dax ins Minus

Frankfurt/Main (dpa) - Der Dax hat am Montag im nervösen Handel nachgegeben. Das deutlich eingetrübte Ifo-Geschäftsklima, wieder gesunkene Ölpreise und ein etwas schwächer erwarteter Handelsstart in den USA setzten der jüngsten Erholung vorerst ein Ende. Bis zum Nachmittag gab der Leitindex um 0,61 Prozent auf 9704,96 Punkte nach. Am Donnerstag und Freitag hatte er noch um insgesamt fast 4 Prozent zulegen können, allerdings im Zuge eines verpatzten Jahresstarts auch mehr als 12 Prozent eingebüßt. Der MDax trat am Nachmittag mit minus 0,02 Prozent bei 19 213,50 Punkten auf der Stelle. Der Technologiewerte-Index TecDax hingegen stieg um 0,77 Prozent auf 1681,81 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zugleich 0,81 Prozent. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,31 Prozent am Freitag auf 0,30 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,07 Prozent auf 140,89 Punkte. Der Bund Future legte um 0,11 Prozent auf 161,44 Punkte zu. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0815 (Freitag: 1,0808) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9246 (0,9252) Euro.