dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Rezession hat Italien weiter fest im Griff
Rom (dpa) - Das krisengeschüttelte Italien steckt weiter tief in der Rezession. Zwischen April und Juni ging die Wirtschaftsleistung in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone um 0,7 Prozent zurück und damit das vierte Quartal in Folge. Dies geht aus ersten Schätzungen des nationalen Statistikamts Istat hervor, die am Dienstag in Rom veröffentlicht wurden. Im Jahresvergleich fiel die italienische Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 2,5 Prozent zurück. Weiterer Beleg für die Krise: Auch die Industrieproduktion sank im Juni überraschend deutlich.
Wirtschaftskapitäne in Euro-Krise gegen Polemik
München (dpa) - Führende Wirtschaftsvertreter kritisieren die polemischen Töne deutscher Politiker in der Euro-Krise. Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re, Nikolaus von Bomhard, mahnte, die Eurokrise nicht durch einfache und kernige Aussagen zu verschlimmern. Er bedaure, dass es manchen in der Debatte vor allem um Polarisierung gehe. Für einfache Lösungen sei die Situation zu komplex und die Lösung der Krise zu wichtig. „Dann sind solche extremen Aussagen nicht hilfreich“, sagte von Bomhard am Dienstag in München bei der Vorlage der Halbjahreszahlen.
Zahl der Aktionäre in der Schuldenkrise deutlich gestiegen
Frankfurt/Main (dpa) - Die Euro-Schuldenkrise treibt die eher börsenscheuen Deutschen zurück an den Aktienmarkt. Das Interesse der Kleinanleger an Aktien und Fonds ist im ersten Halbjahr 2012 deutlich gestiegen, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am Dienstag in Frankfurt berichtete. Durchschnittlich 10,2 Millionen Anleger steckten hierzulande direkt und/oder indirekt Geld in Aktien. Das sind 1,9 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum und 1,5 Millionen mehr als Ende 2011. Einen stärkeren Zuwachs - um 3,6 Millionen neue Anleger - hatte es nur im Ausnahmejahr 2000 gegeben. Damals beflügelte der Börsengang der Telekom die Fantasie der Deutschen.
Munich Re mit wachsender Zuversicht
München (dpa) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re ist nach einem überraschend starken zweiten Quartal deutlich zuversichtlicher für den Rest des Jahres. Zwischen April und Juni verdiente der Konzern unter dem Strich 808 Millionen Euro, knapp 10 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Unser konservativer Geschäftsansatz erweist sich in diesen unsicheren Zeiten als robust“, teilte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Dienstag mit. Dabei profitierte der Konzern davon, dass es weniger Naturkatastrophen gab. Im ersten Halbjahr wuchs der Gewinn auf 1,6 Milliarden Euro, nachdem vor allem wegen der Erdbeben- und Flut-Katastrophe in Japan das Ergebnis ins Minus gerutscht war.
Lanxess erwartet Rekordjahr - höhere Dividende angekündigt
Leverkusen (dpa) - Der Chemiespezialist und potenzielle DAX-Aufsteiger Lanxess erwartet dank guter Geschäfte in Asien ein Rekordjahr. Im ersten Halbjahr baute Lanxess Gewinn und Umsatz aus. Im zweiten Halbjahr erwartet das Unternehmen eine leichte Abschwächung der Geschäfte. Trotzdem soll das gesamte Geschäftsjahr noch einmal besser ausfallen als 2011, kündigte Vorstandschef Axel Heitmann am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen an. Den Aktionären versprach der Manager angesichts der erwarteten Ergebnissteigerung schon jetzt eine Erhöhung der Dividende. Für das vergangenen Jahr hatte Lanxess 0,85 Euro je Aktie ausgeschüttet.
Markt für Waschanlagenbauer bleibt schwierig
Augsburg (dpa) - Der Markt für Autowaschanlagen schwächelt weiter. Wegen der Euro-Schuldenkrise seien die Kunden verunsichert und verzichteten zum Teil auf Investitionen oder müssten diese verschieben, teilte der Augsburger Autowaschanlagen-Hersteller Washtec am Dienstag mit. Es gebe jedoch große regionale Unterschiede: eine teils stark rückläufige Tendenz in Südeuropa, Frankreich und den Niederlanden und eine positive Marktentwicklung in Osteuropa. Die Märkte in Kerneuropa hätten sich deutlich schlechter entwickelt als erhofft. Der schwache Auftragseingang des ersten Quartals setzte sich nach Unternehmensangaben zwischen April und Juni teilweise fort.
Standard Chartered wegen Iran-Geschäften unter Druck
London/New York (dpa) - Die Vorwürfe gegen britische Großbanken reißen nicht ab: Die New Yorker Finanzaufsicht rückte nun das bisherige Vorzeige-Institut Standard Chartered wegen Geschäften mit dem Iran in den Fokus. Ermittlungen der Behörde zufolge soll die Bank über Jahre Transaktionen im Umfang von 250 Milliarden US-Dollar (202 Mrd Euro) für iranische Banken abgewickelt haben. Dies sei wegen der geltenden Sanktionen gegen das Land illegal. Standard Chartered wies die Vorwürfe am Dienstag zurück, der Aktienkurs brach bis zum Nachmittag aber um fast 20 Prozent ein. Die Bank verdiente mit den illegalen Geschäften laut der US-Finanzaufsicht Hunderte Millionen Dollar an Gebühren.
Eon macht Gewinnsprung dank Gazprom-Einigung
Düsseldorf (dpa) - Der größte deutsche Energieerzeuger Eon hat im ersten Halbjahr stark von verbesserten Konditionen für den Gasbezug vom russischen Staatskonzern Gazprom profitiert. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss sei von rund 900 Millionen Euro auf etwa 3,3 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mit. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 56 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro zu. Eon begründete den deutlichen Ergebnisanstieg mit den niedrigeren Gaspreisen sowie dem Wegfall von einmaligen Belastungen aus dem Atomkraftausstieg, die noch im ersten Halbjahr 2011 angefallen waren. Der Energieversorger bestätigte zudem die Anfang Juli angehobenen Gewinnprognosen.
Leoni verdient unter dem Strich ein Viertel weniger
Nürnberg (dpa) - Probleme im operativen Geschäft haben dem Kabel- und Bordnetzspezialisten Leoni im zweiten Quartal den Gewinn verhagelt. Verschiebungen im Produktmix, unerwartet hohe Integrationskosten für den Anfang des Jahres komplett übernommenen südkoreanischen Bordnetzhersteller Daekyeung sowie Sonderfaktoren hätten sich negativ ausgewirkt, teilte das MDax-Unternehmen am Dienstag in Nürnberg mit. Unterm Strich ging der Konzernüberschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 45,7 Millionen auf 34,5 Millionen Euro zurück. Der Umsatz stieg trotz der erstmaligen Konsolidierung von Zukäufen nur leicht von 944 auf 968 Millionen Euro.
BMW mit Absatzrekord im Juli
München (dpa) - BMW hat im Juli erneut einen Absatzrekord eingefahren. Weltweit verkaufte der Münchner Autobauer im letzten Monat 135 537 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, das ist ein Plus von 5 Prozent verglichen mit dem Juli 2011. Damit hat BMW erstmals bereits nach sieben Monaten mehr als eine Million Autos abgesetzt, wie der Konzern am Dienstag in München mitteilte. Seit Januar stiegen die Verkaufszahlen um 7,6 Prozent auf 1,036 Millionen Autos. Trotz der Eurokrise und der sich abschwächenden Konjunktur rechnet Vertriebsvorstand Ian Robertson weiter mit steigenden Zahlen. „Wir sind zuversichtlich, auch in der zweiten Jahreshälfte solide Zuwächse zu erzielen.“ Vor allem legte BMW in Asien, dort in China, Japan und Korea zu. In Europa ging der Absatz leicht um 2,4 Prozent zurück, in den USA leicht nach oben.
Erneut Börsenpanne: In Tokio steht Derivatehandel zwei Stunden still
Tokio (dpa) - Die Serie von technischen Problemen bei Börsenbetreibern reißt nicht ab. In der Nacht zum Dienstag musste der Derivatehandel in Tokio gestoppt werden. Terminkontrakte auf den Topix-Index, japanische Staatsanleihen sowie auf alle Optionen konnten fast zwei Stunden nicht gehandelt werden. Inzwischen läuft der Handel wieder. Wegen einer Panne in dem erst vor Kurzem neu installierten System hätten Händler die offenen Positionen nicht einsehen können, sagte ein Sprecher der Börse am Dienstag. In der vergangenen Woche hatte ein falsch programmiertes System eines Brokers Chaos an den US-Börsen ausgelöst. An der spanischen Börse musste am Montag der Handel für mehrere Stunden ausgesetzt werden.