dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Ermittlungsverfahren gegen Anton Schlecker - Durchsuchungen

Stuttgart (dpa) - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat wegen der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker ein Ermittlungsverfahren gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte eingeleitet. Es gehe um den Verdacht der Untreue, Insolvenzverschleppung und des Bankrotts, sagte eine Sprecherin am Mittwoch in Stuttgart. Zudem würden seit dem Morgen 18 Wohnungen und 4 Geschäftsräume im ganzen Bundesgebiet durchsucht. „In unserer Vorprüfung hat sich ein Anfangsverdacht bestätigt“, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth. Bei den Durchsuchungen stellten die rund 160 Ermittler nach Polizeiangaben bis zum Mittag umfangreiche Unterlagen und Dateien sicher. Zu den durchsuchten Wohnungen und Geschäftsräumen wollte die Polizei zunächst keine Einzelheiten nennen.

Versandhändler Neckermann.de stellt Insolvenzantrag

Frankfurt/Main (dpa) - Der Versandhändler Neckermann.de steht vor dem Aus. Das Unternehmen mit seinen bundesweit rund 2400 Arbeitsplätzen stellte am Mittwoch Insolvenzantrag, wie Neckermann.de in Frankfurt mitteilte. Der Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, werde keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung stellen. „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in seiner bestehenden Form damit nicht fortgeführt werden“, teilte das Unternehmen mit. Geplant war, den Eigenhandel mit Textilien einzustellen und das Frankfurter Zentrallager aufzugeben. Dem Umbau sollten 1380 Stellen zum Opfer fallen. Im wochenlangen Ringen hatten sich Management und die Gewerkschaft Verdi zwar in letzter Minute auf eine Lösung geeinigt, wie beide Seiten mitteilten: Sozialplan, Abfindungen in begrenztem Umfang und eine Transfergesellschaft. Sun Capital halte das Ergebnis aber nicht für tragfähig.

IWF stellt Eurozone verheerendes Zeugnis aus

Washington (dpa) - Mehr als zwei Jahre nach Ausbruch der Schuldenkrise in Euro stellt der Internationale Währungsfonds (IWF) der Europäischen Union ein verheerendes Zeugnis der Krisenbewältigung aus. Im jährlichen IWF-Bericht zur Eurozone kommt der IWF zu dem Schluss, dass der Eurozone nach wie vor die „grundlegenden Werkzeuge“ fehlten, um mit einem der Kernprobleme der Schuldenkrise fertig zu werden - dem Teufelskreis zwischen schwachen Banken und den knappen Kassen der Regierungen. Zugleich forderte der IWF „ehrgeizige“ Maßnahmen zur Wachstumsförderung. In der Eurozone bestehe die Gefahr einer Deflation, also der Kombination von Preisverfall und Wirtschaftskrise. Besonders den krisengeschüttelten Euro-Ländern wie Griechenland, Spanien oder Italien könne dies schwer schaden. In der Eurozone gebe es „ungefähr eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit“, dass es bis zum Frühjahr 2014 dazu kommen könnte, schreibt der IWF in seinem Bericht.

Monti befürchtet Pleite Siziliens - Krise der „Schlaraffen-Insel“

Rom/Palermo (dpa) - Italiens Regierungschef Mario Monti befürchtet eine Pleite der hoch verschuldeten Region Sizilien mitten in der Finanz- und Schuldenkrise des Landes. In einem Brief hat er den Gouverneur der Insel, Raffaele Lombardo, deshalb aufgefordert, seinen öffentlich bereits angekündigten Rücktritt zum 31. Juli jetzt zu bestätigen. Wie der Mailänder „Corriere della Sera“ am Mittwoch berichtete, könnte ein Finanzkollaps der Südregion Montis Spar- und Reformplänen schaden. Die Insel müsste kommissarisch regiert werden. Eine schlagkräftige Politik gegen die Krise auf Sizilien hänge auch von „der Situation der Regierung auf regionaler Ebene ab“, machte Monti die Notwendigkeit eines Wechsels deutlich. Aus römischer Sicht sind nicht zuletzt die regionalen Behörden für die in Sizilien drohende Pleite verantwortlich.

HSBC-Skandal wirft britische Bankenbranche zurück

Washington/London (dpa) - Der in den USA ausgelöste Geldwäsche-Skandal um die Londoner Großbank HSBC hat in Großbritannien zu einem Aufschrei über die Situation der Finanzbranche geführt. „Das zeigt uns die großen Schwierigkeiten, die unser Bankensystem im Nachklapp der Bankenkrise hat“, sagte Finanzstaatssekretär Danny Alexander am Mittwoch. „Die Kultur, die es damals gab, führte zu allen möglichen Arten widerwärtigen und unverantwortlichen Verhaltens“, betonte er. Das ganze Land leide unter den Konsequenzen „dieser Fehler“, sagte der Liberaldemokrat. HSBC soll über Jahre Geldwäsche unterstützt haben.

Schwaches Europa-Geschäft belastet Puma - Gewinnwarnung

Herzogenaurach (dpa) - Der Sportartikelhersteller Puma kommt wegen des schwachen Europa-Geschäfts ins Straucheln und muss seine Prognose für 2012 nach unten revidieren. Im ersten Halbjahr seien das operative Ergebnis (EBIT) und der Konzerngewinn nach vorläufigen Berechnungen um etwa 11 beziehungsweise 13 Prozent niedriger ausgefallen als im Vorjahr, teilte Puma am Mittwoch überraschend mit. Zugleich stieg der Umsatz um 8,8 Prozent. Das Management will deshalb nun den Sparkurs verschärfen und den Konzernumbau beschleunigen. Dies wird sich auch in der Bilanz des Gesamtjahres niederschlagen: Puma reduzierte sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnprognose für 2012.

Opel baut Vorstand weiter um

Rüsselsheim (dpa) - Der kriselnde Autobauer Opel baut seinen Vorstand weiter um. Zum 1. September 2012 werden zwei Topmanager ersetzt: Zum neuen Finanzvorstand und Opel/Vauxhall Vize-Präsident Finanzen soll der bisherige VW-Manager Michael Lohscheller ernannt werden, wie die Adam Opel AG am Mittwoch in Rüsselsheim mitteilte. Er löst den 50-jährigen Finanzchef Mark N. James (50) ab. Der 43 Jahre alte Diplom-Kaufmann ist nach den Angaben derzeit Executive Vize-Präsident und Finanzvorstand bei der Volkswagen Group of America. Dort habe er in den vergangenen vier Jahren einen erfolgreichen Turnaround geleitet.

Bauern müssen Getreideernte wegen Regenwetters unterbrechen

Berlin/Worms (dpa) - Wegen des durchwachsenen Sommerwetters mit immer neuen starken Regenfällen muss die Getreideernte in weiten Teilen Deutschlands unterbrochen werden. Durchnässte Felder können vielerorts nicht mehr befahren werden, wie der Deutsche Bauernverband am Mittwoch in Berlin mitteilte. „Für einen Fortgang der Ernte sind mehr trockene Tage dringend erforderlich.“ Vor allem Wintergerste sei erntereif. Angesichts weiter unbeständiger Wetteraussichten wächst bei vielen Landwirten die Sorge vor zusätzlichen Verlusten durch abgeknickte Ähren. Nach erheblichen Frostschäden rechnet die Branche in diesem Jahr ohnehin nur mit einer unterdurchschnittlichen Ernte.

Einkommen bisher stärker gestiegen als im Vorjahr

Düsseldorf (dpa) - Gute Nachrichten für mehr als 15 Millionen Beschäftigte: Die tariflichen Einkommen sind in Deutschland dieses Jahr bisher deutlich stärker gestiegen als im Vorjahr. Das teilte ein Sprecher der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch in Düsseldorf in einer Halbjahresbilanz mit. „In den meisten Branchen wurden für dieses Jahr Tarifsteigerungen von 3 bis 4 Prozent und mehr vereinbart“, zitierte der Sprecher aus den Daten des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Im Schnitt aller vereinbarten Lohnsteigerungen gab es 2,7 Prozent mehr Geld, hieß es in der Mitteilung.

Neuer VW-Finanzchef in den USA

Wolfsburg/Rüsselsheim (dpa) - Das Personalkarussell bei Volkswagen dreht sich weiter: Neuer Finanzchef des größten europäischen Autobauers in den USA wird der 38 Jahre alte Manager Hardy Brennecke. Er soll die Nachfolge von Michael Lohscheller (43) antreten, der Finanzvorstand beim kriselnden Autobauer Opel wird. Das teilte Volkswagen am Mittwoch mit. Brennecke arbeitete zuletzt als Assistent von VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch.

DGB wirft Betrieben Versäumnisse bei Weiterbildung Älterer vor

Saarbrücken/Berlin (dpa) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht erhebliche Versäumnisse bei der betrieblichen Weiterbildung älterer Mitarbeiter. So hatten 2008 lediglich sieben Prozent der Betriebe mit Beschäftigten zwischen 50 und 64 Jahren diese auch in eine Weiterbildung einbezogen, wie die „Saarbrücker Zeitung“ (Mittwoch) unter Berufung auf den DGB berichtet. „Inzwischen hat sich dieser Anteil leicht verbessert, er liegt aber immer noch bei unter zehn Prozent“, sagte der Arbeitsmarktexperte beim DGB-Bundesvorstand, Wilhelm Adamy, der Zeitung.

Bank of America berappelt sich dank Einsparungen

Charlotte (dpa) - Die Bank of America arbeitet sich langsam hoch. Das ehemals größte Kreditinstitut der USA hat nach gigantischen Verlusten wegen missratener Hypothekengeschäfte zuletzt wieder einen satten Gewinn geschrieben. Beim Weg aus der Krise sind allerdings Tausende Mitarbeiter auf der Strecke geblieben. Im zweiten Quartal verdiente die Großbank unterm Strich 2,1 Milliarden Dollar (1,7 Mrd Euro), wie sie am Mittwoch bekanntgab. Das war mehr als Analysten erwartet hatten. Vorbörslich stieg die Aktie ein gutes Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte vor allem ein teurer Vergleich wegen windiger Hypothekengeschäfte dem Institut einen Verlust von 9,1 Milliarden Dollar eingebrockt.

Nach Warnschuss stärkt Credit Suisse die Eigenkapitalbasis

Zürich (dpa) - Nach scharfer Kritik durch die Schweizer Nationalbank (SNB) stärkt die Credit Suisse ihre Eigenkapitaldecke. Insgesamt soll Kapital in Höhe von 15,3 Milliarden Franken (12,74 Milliarden Euro) beschafft werden, teilte Credit Suisse (CS) am Mittwoch bei der Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal mit. Zugleich will die CS kräftig sparen. Wie viele Arbeitsplätze das kosten könnte, wurde zunächst nicht gesagt. Im zweiten Quartal machte die CS einen Reingewinn von 788 Millionen Franken.

Handelspakt mit Japan soll Jobs und Wachstum bringen

Brüssel (dpa) - Ein Freihandelsabkommen der Europäer mit Japan soll mehr Jobs und Wirtschaftswachstum auf dem alten Kontinent bringen. EU-Handelskommissar Karel De Gucht schlug den 27 EU-Staaten am Mittwoch in Brüssel vor, die Verhandlungen zu beginnen. „Zusammen kommen die EU und Japan auf mehr als ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung“, sagte der Belgier. „Japan ist unser zweitgrößter Handelspartner in Asien.“ Mit dem Handelspakt könnte die EU-Wirtschaft um fast einen Prozentpunkt mehr wachsen, sagte De Gucht. 400 000 neue Arbeitsplätze allein in der EU seien möglich.