dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

BGH stärkt Mieterrechte bei Betriebskosten-Vorauszahlungen

Karlsruhe (dpa) - Der Bundesgerichtshof hat die Rechte von Mietern bei der Erhöhung von Betriebskosten-Vorauszahlungen gestärkt. Demnach dürfen Vermieter die Vorauszahlung nur dann erhöhen, wenn die bisherige Abrechnung auch inhaltlich korrekt war. Bislang genügte es für eine Erhöhung, wenn die Betriebskosten-Abrechnung formell ordnungsgemäß war. Mit der am Dienstag verkündeten Entscheidung änderte der Bundesgerichtshof seine bisherige Rechtsprechung zugunsten der Mieter (Az. VIII ZR 245/11 u.a.). Der Deutsche Mieterbund begrüßte die Kehrtwendung aus Karlsruhe. „Der Vermieter handelt pflichtwidrig, wenn er eine falsche Abrechnung erstellt“, sagte der Vorsitzende Richter zur Begründung. Die frühere Rechtsprechung, nach der eine formell ordnungsgemäße Abrechnung ausreichte, könnte „im Extremfall dazu führen, dass der Vermieter kündigen kann, weil er eine falsche Abrechnung erstellt hat“.

Deutsche Wirtschaft wieder mit Schwung - Stagnation im Euroraum

Frankfurt/Luxemburg (dpa) - Europas Konjunkturlokomotive Deutschland nimmt wieder Fahrt auf. Nach dem Dämpfer zum Jahresende ist die Wirtschaft im Auftaktquartal 2012 überraschend kräftig gewachsen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Die Konjunktur in den Euroländern insgesamt lahmt hingegen. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent zu. Volkswirte hatten - wenn überhaupt - ein kleineres Plus von bis zu 0,2 Prozent erwartet. Positive Impulse lieferte von Januar bis März vor allem der Export, obwohl die Nachfrage aus einigen Euro-Krisenländern schwächelte. Nach einer ersten Schätzung der Europäischen Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg kam Deutschlands Nachbar Frankreich im ersten Quartal nicht vom Fleck. Dort herrschte wie in der Eurozone insgesamt mit 0,0 Prozent zum Vorquartal Stagnation. Schlusslicht Italien musste ein Minus von 0,8 Prozent hinnehmen, im kriselnden Spanien sank die Wirtschaftsleistung wie im Vierteljahr zuvor um 0,3 Prozent.

ThyssenKrupp prüft Verkauf von Stahlwerken in Brasilien und USA

Essen (dpa) - Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp prüft den Verkauf seiner verlustreichen Stahlwerke in Brasilien und den USA. Der Vorstand habe entschieden, für die Werke strategische Optionen in alle Richtungen zu prüfen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Dies könne eine Partnerschaft oder auch einen Verkauf umfassen, hieß es. Hintergrund seien strategische Risiken. Die Stahlwerksprojekte in USA und Brasilien hatten das Unternehmen zuletzt im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs tief in die roten Zahlen gedrückt. “Es gibt Themen, die uns Kopfzerbrechen bereiten. Da ist das Thema ganz oben Steel Americas“, sagte ThyssenKrupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger in Essen.

Athen zahlt an internationale Gläubiger - Spekulanten erfolgreich

Athen (dpa) - Griechenland wird Staatsmedien zufolge 435 Millionen Euro an internationale Gläubiger auszahlen. Am Dienstag wurde eine griechische Staatsanleihe fällig, die vor zehn Jahren unter britischem Recht aufgelegt wurde und deshalb nicht dem Schuldenschnitt unterliegt. Einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur ANA zufolge wird Athen die Schulden begleichen. Allerdings stelle die Auszahlung keine Sicherheit für Gläubiger der restlichen Anleihen unter internationalem Recht dar, an ihr Geld zu kommen, hieß es. Insgesamt geht es um Staatspapiere im Volumen von mehr als sechs Milliarden Euro. In der vergangenen Woche waren bereits fällige Zinsen an die Halter eines 20 Milliarden Yen (192 Millionen Euro) schweren griechischen Staatspapiers geflossen.

Metalltarifkonflikt - auch Experten bringen keine Annäherung

Sindelfingen/Osnabrück (dpa) - Die von IG Metall und Metall-Arbeitgebern eingesetzte Expertenkommission hat nach dpa-Informationen keine Wege aus dem festgefahrenen Tarifkonflikt gefunden. Auch nach den Bemühungen der „betrieblichen Praktiker“ um eine Annäherung seien die Positionen bei den Themen Übernahme und Leiharbeit nach wie vor weit voneinander entfernt, hieß es am Dienstag. Insofern sei eine Einigung noch lange nicht in Sicht. Die Tarifvertragsparteien haben am Dienstag in Sindelfingen bei Stuttgart die letzte Chance, Lösungen zu finden und so einen Streik in der Metall- und Elektroindustrie abzuwenden. Sie treten im traditionellen Pilottarifbezirk am frühen Nachmittag zu ihrer fünften Gesprächsrunde zusammen. Die IG Metall fordert für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche 6,5 Prozent mehr Lohn, die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten und mehr Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeitern. Die Arbeitgeber lehnen die qualitativen Forderungen ab und bieten drei Prozent mehr Lohn für 14 Monate an.

EU-Staaten schreiben Banken strengere Kapitalregeln vor

Brüssel (dpa) - Die Banken in Europa müssen ihre Geschäfte künftig mit mehr Eigenkapital absichern, um besser gegen Krisen gewappnet zu sein. Die EU-Finanzminister unterstützten bei ihrem Treffen am Dienstag in Brüssel einstimmig schärfere Kapitalregeln für die 8300 Banken und Kreditinstitute in der EU. Das sagte die dänische Wirtschaftsministerin Margrethe Vestager, die derzeit die Treffen leitet, nach der Debatte. Die strengeren Kapitalregeln sollen von Anfang 2013 an gelten. Die EU-Staaten erreichten den Kompromiss erst nach einem monatelangen Tauziehen. Insbesondere Großbritannien mit dem Finanzplatz London hatte bis zuletzt Änderungswünsche angemeldet. Die britische Regierung verlangte mehr Spielraum für nationale Aufseher und will deutlich höhere Kapitalpuffer für seine Geldhäuser als in den sogenannten Basel-III-Regeln festsetzen. Nationale Vorgaben sind nun möglich.

Facebook verteuert Aktien wegen hoher Nachfrage

New York (dpa) - Facebook wird zu seinem Börsengang von Anlegern überrannt. Die Nachfrage nach den Aktien des boomenden sozialen Netzwerks ist derart groß, dass die Anteilsscheine nun zu höheren Preisen verkauft werden. Der Aufschlag füllt vor allem einem Mann das Konto: Mark Zuckerberg. Der Gründer und Firmenchef ist auch der größte Anteilseigner. Er wird eigene Aktien unters Volk bringen. Das soziale Netzwerk erhöhte die Preisspanne auf 34 bis 38 Dollar je Anteilsschein. Bislang waren 28 bis 35 Dollar angepeilt. Der Anteil von Zuckerberg wird mit jedem zusätzlichen Dollar beim Aktienkurs rund 500 Millionen Dollar mehr wert. Schon jetzt gehört der 28-Jährige zu den reichsten Menschen der Welt. Die erwarteten Gesamteinnahmen der Aktienplatzierung steigen durch die neue Preisspanne im äußersten Falle um 1 Milliarde auf 12,8 Milliarden Dollar.

Allianz erwartet neue Schocks für die Finanzmärkte

München (dpa) - Europas größter Versicherer Allianz erwartet von den Schuldenstaaten neue Hiobsbotschaften für die Finanzmärkte. Obwohl das erste Quartal in der Versicherung sehr gut gelaufen sei, werde der Konzern seine Jahresprognose nicht erhöhen, sagte Finanzvorstand Oliver Bäte am Dienstag in München: „Wir rechnen mit weiteren Schocks und sind deshalb nach wie vor sehr vorsichtig“, erklärte er. Im übrigen lief es im ersten Quartal aber gut für den Konzern. Der Umsatz stieg leicht auf über 30 Milliarden Euro. Weil Naturkatastrophen ausblieben, legte das operative Ergebnis um 40 Prozent auf 2,3 Milliarden zu und der Gewinn um 58 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatten der Tsunami in Japan, das Erdbeben in Neuseeland und andere Katastrophen das Ergebnis verhagelt.

Air Berlin startet besser als erwartet - Gewinnschwelle im Blick

Berlin/London (dpa) - Die Fluggesellschaft Air Berlin will sich von der geplatzten Eröffnung des Hauptstadtflughafens nicht das Jahr verderben lassen. Nach einem verbesserten Jahresstart peilt der Vorstand um Chef Hartmut Mehdorn im operativen Geschäft weiterhin die Gewinnschwelle an, auch wenn die Mehrkosten durch die verschobene Flughafeneröffnung noch nicht feststehen. „Wir gehen davon aus, dass der Flughafen zu dieser Panne steht und den Schaden reguliert“, sagte Mehdorn. Die Mehrkosten dürften die Bilanz der zweitgrößten deutschen Airline nicht belasten. Summen will Air Berlin in den nächsten Tagen bekanntgeben. Die Eröffnung des Hauptstadtflughafens war am vergangenen Dienstag knapp vier Wochen vor dem Termin geplatzt, als Grund wurden hatten die Betreiber Probleme beim Brandschutz genannt.

Yahoo-Chef Thompson muss ohne Abfindung gehen

Sunnyvale/New York (dpa) - Der Abschied von Yahoo fällt für den gestrauchelten Konzernchef Scott Thompson besonders bitter aus. Der Manager, dem ein falscher Uni-Titel zum Verhängnis geworden war, bekommt keine Abfindung. Ihm bleiben allerdings die Millionen in bar und Aktien, die er nach seinem Wechsel von seinem früheren Arbeitgeber Ebay erhalten hatte. Das geht aus einer Börsenmitteilung vom späten Montag hervor. Yahoo nannte nicht die Summe, die Thompson behalten kann. Laut früheren Mitteilungen dürfte es um rund sieben Millionen Dollar gehen - einen Antrittsbonus von 1,5 Millionen Dollar und 5,5 Millionen Dollar in Aktien. Thompson war am Sonntag aus dem Unternehmen ausgeschieden, nachdem ein Großaktionär einen falschen Abschluss in Computerwissenschaften in seinem Lebenslauf entdeckt hatte und ihn damit öffentlich unter Druck setzte.

Deutsche Milliardärsfamilie bläst Angebot für Avon ab

New York (dpa) - Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann hat ihr Angebot für den US-Kosmetikkonzern Avon zurückgezogen. Nachdem Avon sich zwei Monate lang vor Gesprächen gedrückt habe, sei es Zeit, andere Möglichkeiten zu verfolgen, hieß es in einem in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Brief an das Avon-Management. Der öffentlichkeitsscheue Clan aus dem Rhein-Neckar-Raum hatte am vergangenen Donnerstag das Angebot von 10 auf rund 10,7 Milliarden Dollar erhöht und Avon eine Frist bis Montag gesetzt. Die Amerikaner wollten noch eine Woche mehr haben. Da machte die Reimann-Firma Coty, über die der Übernahmeversuch lief, nicht mehr mit. Avon habe sich so wenig kooperativ gezeigt, „dass wir glauben, dass Sie weiterhin unwillig sind, ein freundliches, ausgehandeltes Zusammengehen zu einem vernünftigen Zeitplan zu prüfen“, schrieb Coty-Verwaltungsratschef Bart Becht.

Finanzmärkte reagieren mit heftigen Abschlägen auf Griechenland

Frankfurt/Main (dpa) - Die Finanzmärkte haben schockiert auf das endgültige Scheitern einer Regierungsbildung im pleitebedrohten Griechenland reagiert. Nachdem ein Sprecher des griechischen Präsidenten Karolos Papoulias Neuwahlen angekündigt hatte, setzte an den Märkten eine Verkaufswelle ein. Der deutsche Leitindex Dax stürzte um 1,41 Prozent auf 6361,30 Punkte und markierte damit den tiefsten Stand seit Ende Januar. Sichere Anlagen wie deutsche Staatsanleihen erhielten indes Zulauf. Der Kurs des Euro sank im Nachmittagshandel unter die Marke von 1,28 US-Dollar auf 1,2769 Dollar. Damit erreichte der Euro den tiefsten Stand seit Mitte Januar. An den Anleihemärkten waren die Reaktionen ebenfalls heftig: Im richtungweisenden zehnjährigen Laufzeitbereich kletterten die Renditen für Papiere aus Spanien und Italien am Nachmittag um zehn beziehungsweise zwölf Basispunkte auf zuletzt 6,280 und 5,792 Prozent.