Miserables Testergebnis für Kreditberatung von Filialbanken

Berlin (dpa) - Wer bei der Suche nach einem Kredit auf seine Bankfiliale baut, ist nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest oft schlecht beraten. Bei den Kreditangeboten fehlten häufig wichtige Angaben, die Kunden könnten sie deshalb nicht mit denen anderer Banken vergleichen.

Im Gegensatz dazu bewerteten die Verbraucherschützer die Internet-Kreditangebote von Direktbanken überwiegend mit „sehr gut“. Schlecht eingestufte Filialbanken räumten am Dienstag Schwächen ein. Sie stellten aber auch fest, dass die Regeln für die Kundeninformation nicht so eindeutig seien wie von der Stiftung Warentest dargestellt.

Zehn von zwölf Filialbanken erhielten für ihre Kreditangebote an Testkunden die Note „mangelhaft“, die anderen beiden „ausreichend“. Dieses Ergebnis sei eine Katastrophe, sagte „Finanztest“-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen in Berlin. Zentraler Kritikpunkt: Die Bankberater hätten es in vielen Fällen versäumt, dem Kunden ein Formblatt mit Kreditkosten, effektivem Zins und Monatsraten auszufüllen und zu überreichen. Jede Bank sei aber gesetzlich verpflichtet, diese Europäische Standardinformation für Verbraucherkredite bei Kreditanfragen zu erstellen.

Bei den Filialbanken führten 23 kreditwürdige Männer und Frauen jeweils fünf Gespräche. Sie zeigten Interesse an einem Kredit über 4000 Euro. Die Warentester prüften die Qualität des Angebots und die Umstände des Gesprächs. In einigen Fällen seien die Kunden auch zum Abschluss einer teueren Kreditausfallversicherung gedrängt worden, die hier nicht sinnvoll sei. Der effektive Jahreszins schwankte zwischen 3,95 und 10,99 Prozent. Diese Unterschiede gingen nicht in die Test-Bewertung ein.

Durch fehlerhafte Anfragen bei der Kreditauskunftei Schufa sei sogar die Bonität einiger Tester heruntergestuft worden, so die Stiftung. Bankmitarbeiter hätten an die Schufa einen Kreditantrag statt einer unverbindliche Kreditanfrage gemeldet - mit entsprechend negativer Wirkung. So etwas sollte „ohne Zweifel“ nicht passieren, räumte der Spitzenverband der Banken und Sparkassen ein.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderte die Bundesregierung auf, die Kreditberatung von Banken wirksamer zu kontrollieren. „Es ist offensichtlich, dass viele Banken handeln, wie es ihnen passt“, sagte der Bankenexperte Frank-Christian Pauli der Nachrichtenagentur dpa.

Die Kreditwirtschaft wies darauf hin, dass die EU-Standardinfo mit „rechtzeitig vor Vertragsabschluss“ ausgehändigt werden müsse. Bei mehreren Banken hieß es, diese Vorschrift sei auslegbar. Es sei nicht klar, zu welchem Zeitpunkt eines Beratungsgesprächs das Formblatt dem Kunden gegeben werden müsse, sagten mehrere Sprecher.

Die Kreditwirtschaft teilte mit, der Testbericht zeige auch, „dass die Banken die Anfragen zumindest teilweise als sehr allgemeine Kreditanfrage verstanden haben und nicht als direkte Vorbereitung auf einen Vertragsabschluss“. Wenn das EU-Formblatt nicht im ersten Gespräch ausgehändigt werde, bedeute das nicht automatisch einen Verstoß gegen gesetzliche Vorgaben.

Die Direktbank ING-Diba zeigte sich „von dem schlechten Ergebnis überrascht. Unsere Prozesse sind klar strukturiert. Wir werden kurzfristig prüfen, wo es gehakt hat und den Fehler beseitigen“. In dem Test erhielt die Kreditberatung der ING-Diba nur die Note „ausreichend“. Die Berliner Volksbank stellte fest, jeder Kunde bekomme bei einer Kreditanfrage eine Angebotsübersicht mit allen gesetzlich vorgeschriebenen Informationen und bei Vertragsabschluss dann das EU-Formblatt.

Die Berliner Sparkasse war „nicht zufrieden“ mit dem Testergebnis. In drei von fünf Fällen soll sie nicht die Standardinfos gegeben haben. „Wir haben auch schon vielfach bewiesen, dass wir es besser können“, sagte eine Sprecherin. Bei der Sparkasse würden die EU-Standardformulare schon mit dem Kreditangebot automatisch ausgedruckt.

Vier von fünf Internetbanken bekamen in dem Test die Note „sehr gut“. Sie erzielten demnach so gute Resultate, weil ihre Kreditangebote standardisiert erstellt werden. Der Kunde bekommt nur dann eine Offerte, wenn er online die nötigen Fragen zur seiner Person und zu seinen Finanzen beantwortet.