dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Griechenland: 155 Ja-Stimmen für Sparprogramm
Athen/Berlin (dpa) - Das griechische Parlament hat bei der mit Spannung erwarteten Abstimmung das drastische Sparprogramm der Regierung gebilligt. Damit machten die Parlamentarier den Weg für weitere internationale Milliardenhilfen frei und wandten die Gefahr eines Staatsbankrotts vorerst ab. Für die Reform stimmten am Mittwoch 155 der insgesamt 300 Abgeordneten. 138 votierten dagegen, 5 enthielten sich und 2 nahmen an der weltweit beachteten Abstimmung nicht teil, wie Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos bekanntgab. Der sozialistische Regierungschef Giorgos Papandreou verfügt im Parlament über eine Mehrheit von 155 der insgesamt 300 Sitze. Er will bis 2015 gut 78 Milliarden Euro einsparen. In Athen kam es erneut zu Ausschreitungen.
Berlusconi plant Milliarden-Sparpaket
Rom (dpa) - Um nicht auch in den Sog der europäischen Schuldenkrise zu geraten, plant die italienische Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi ein milliardenschweres Sparpaket. Nach Medienberichten sollen in den kommenden Jahren 47 Milliarden Euro eingespart werden. Die Details lägen jedoch noch nicht vor, berichten italienische Medien. Am Donnerstag solle der Plan offiziell vorgestellt werden. Italien gehört mit Spanien zu den EU-Ländern, die nach Irland, Portugal und Griechenland als Kandidaten für den EU-Schuldensumpf gehandelt werden. Hohe Schulden bei strukturellen Defiziten und niedrigem Wachstum machen das Land angreifbar. Nach Griechenland hat Italien den zweithöchsten Schuldenstand in der Euro-Zone.
Japans Industrieproduktion zieht wieder an
Tokio (dpa) - Japans Industrieproduktion erholt sich nach dem Katastrophen-Einbruch wieder. Wie die Regierung am Mittwoch bekanntgab, stieg der Ausstoß im Mai um saisonbereinigt 5,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Damit beschleunigte sich der Aufwärtstrend: im April hatte der Anstieg lediglich 1,6 Prozent betragen. Im März war die Produktion in Folge des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März um beispiellose 15,5 Prozent eingebrochen. Viele Fertigungsstätten waren durch die Katastrophe zerstört und Lieferketten unterbrochen worden. Die Industrie erwartet auch für die Monate Juni und Juli einen weiteren Anstieg um 5,3 Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent.
Nachfrage nach Arbeitskräften steigt auf Rekordwert
Nürnberg (dpa) - Wer einen neuen Job sucht, hat aktuell beste Chancen: Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland ist im Juni auf einen Rekordwert gestiegen. Grund sei vor allem die gute wirtschaftliche Lage, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mit. Zum einen stellten die Unternehmen derzeit neue Mitarbeiter ein, um die Auftragsbücher abzuarbeiten. Zum anderen nutzten viele Arbeitnehmer die günstige Konjunkturphase, um sich einen neuen Job zu suchen - die Betriebe müssen die jeweiligen Stellen dann neu ausschreiben. Und nicht zuletzt bleibe so manche Stelle unbesetzt, weil einige Betriebe Probleme hätten, entsprechende Fachkräfte zu finden.
DIW: Wachstum im zweiten Quartal schwächer
Berlin (dpa) - Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal nach Einschätzung des DIW bei weitem nicht so stark zugelegt wie noch zu Jahresbeginn. Nach einem Wachstum von 1,5 Prozent im ersten Quartal sei von April bis Juni mit einer Rate von 0,4 Prozent zu rechnen, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin mit. Im Mai war das Institut noch von einem etwas stärkeren Zuwachs um 0,6 Prozent ausgegangen. Im Gegensatz zur guten Unternehmensstimmung deuteten Zahlen aus der Realwirtschaft auf eine spürbare Abschwächung hin. Bremsen würde zum einen der Bausektor, wo nach dem starken zweistelligen Wachstum im ersten Quartal mit einer Gegenbewegung zu rechnen sei. Zum anderen dürfte die Aktivität im Groß- und Einzelhandel zurückgehen. Das DIW geht aber davon aus, dass sich das Wachstum nur vorübergehend abschwächt.
Schon wieder Rückrufaktion bei Toyota
Köln (dpa) - Toyota muss schon wieder Autos wegen fehlerhafter Teile zurückrufen. Weltweit geht es um mehr als 100 000 Fahrzeuge, in Deutschland allerdings nur um 1667. Dabei handelt es sich ausschließlich um das Modell Lexus RX 400h aus dem Produktionszeitraum 24. September 2004 bis 9. August 2006. Dort kann es zu einer Überhitzung im Hybridsystem kommen. Das japanische Unternehmen erklärt die Häufung von Rückrufaktionen mit größerer Akribie bei der Suche nach Fehlern. Ausgangspunkt sei die Debatte um angeblich klemmende Gaspedale in den USA gewesen. Weltweit betrifft die Rückrufaktion 61 362 Fahrzeuge vom Typ Lexus RX 400h und 49 986 Toyota Highlander HV. Die Überprüfung des Bauteils dauert laut Toyota nur etwa zehn Minuten. Sollte eine Reparatur notwendig werden, würde dies etwa vier Stunden dauern.
Manteltarifvertrag in Druckindustrie soll länger gelten
Berlin (dpa) - Einigung im Tarifkonflikt der Druckindustrie: Für die rund 160 000 Beschäftigten soll der Manteltarifvertrag für drei Jahre unverändert verlängert werden. Darauf verständigten sich der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) und die Gewerkschaft Verdi in der Nacht zum Mittwoch in Berlin. Wie beide Tarifparteien mitteilten, wurde zudem vereinbart, im September 2011 den Beschäftigten einmalig 280 Euro zu zahlen und im August 2012 die Löhne um zwei Prozent zu erhöhen. Im Juli 2013 soll dann eine weitere Einmalzahlung von 150 Euro erfolgen. Auszubildende erhalten nach Angaben des BVDM - neben der vereinbarten Lohnerhöhung - Einmalzahlungen von 140 Euro und 75 Euro. Der Tarifabschluss muss nun noch von den Tarifkommissionen abgesegnet werden.
Deutsche Reeder rüsten auf - Waffen gegen Piraten
Hamburg (dpa) - Die deutschen Reeder rüsten sich mit bewaffneten Sicherheitsdiensten gegen die Bedrohung durch Piraten. Nach einer am Mittwoch in Hamburg verbreiteten Studie der Unternehmensberatung PwC haben mittlerweile 27 Reedereien bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord, weitere sechs beschäftigen Schutzkräfte ohne Waffen. Das Konzept ist bislang aufgegangen; keines dieser Schiffe wurde erfolgreich von Piraten attackiert. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) bestätigte die Tendenz zu eigenen bewaffneten Kräften, bezeichnete sie aber als „zweitbeste Lösung“. Die Bekämpfung der Piraterie sei laut Seerecht eine hoheitliche Aufgabe; bewaffnete Kräfte auf See sollten einen staatlichen Status haben.
Nach Sex-Skandal: Ergo entschuldigt sich in Großformat
Düsseldorf (dpa) - Nach Sex-Skandal und 14 000 fehlerhaften Riester-Verträgen hat sich die Ergo-Versicherung in großen Zeitungsanzeigen entschuldigt. Es sei eine einmalige Aktion, ehe in der kommenden Woche die zunächst zurückgefahrene Werbekampagne weitergehe, sagte ein Ergo-Sprecher am Mittwoch in Düsseldorf. Ergo war durch eine Sex-Party mit Prostituierten als Belohnung für Versicherungsvertreter in die Schlagzeilen geraten. In der Anzeige ist der Vorfall mit „Incentive-Reise nach Budapest im Jahr 2007“ umschrieben. Auch „fehlerhafte Angaben auf Riester-Rente-Formularen 2005“ werden erwähnt.
Medien: „FarmVille“-Macher Zynga vor Milliarden-Börsengang
New York (dpa) - Der „FarmVille“-Anbieter Zynga steht kurz davor, die virtuellen Bauernhöfe seiner Mitglieder in echte Milliarden umzumünzen. Bereits am Mittwoch könnte der Spezialist für Onlinespiele die Unterlagen für einen Milliarden-Börsengang einreichen, berichteten das „Wall Street Journal“ und der Wirtschaftssender CNBC am späten Dienstag (Ortszeit) übereinstimmend. Demnach könnte Zynga versuchen, in einem ersten Schritt 1,5 bis 2,0 Milliarden Dollar bei Investoren einzusammeln. Inklusive der Anteile, die bei den Altbesitzern verbleiben, würde Zynga dann auf einen Gesamtwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar kommen. Zum Vergleich: Die beiden etablierten Videospiele-Anbieter Electronic Arts und Activision Blizzard bringen aktuell zusammen knapp 21 Milliarden Dollar auf die Waage.
Dax legt zu
Frankfurt/Main (dpa) - Die Hoffnung auf eine Zustimmung des griechischen Parlaments zum Sparpaket der Regierung hat die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch in die Höhe getrieben. Der Dax kletterte zuletzt um 1,72 Prozent auf 7294 Punkte, kein Einzelwert notierte im Minus. Zeitweise lag der Leitindex sogar über der Marke von 7300 Punkten. Für den MDax ging es um 2,03 Prozent auf 10 753 Punkte nach oben, der TecDax rückte sogar um 2,27 Prozent auf 878 Punkte vor. Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,70 (Dienstag: 2,60) Prozent. Der Euro legte kräftig zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4425 (1,4261) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6932 (0,7012) Euro.