dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Japanische Notenbank pumpt Milliarden in die Wirtschaft
Tokio (dpa) - Die japanische Notenbank pumpt Milliarden in den heimischen Finanzmarkt, um die Wirtschaft nach dem Jahrhundertbeben zu stützen. Umgerechnet mehr als 130 Milliarden Euro wurden als kurzfristige Notfall-Geldspritze bereitgestellt, weitere mehr als 40 Milliarden Euro für zusätzliche Wertpapierankäufe. Die Notenbank stehe bereit alles zu tun, um die Auswirkungen des Bebens zu mildern, sagte ihr Präsident Masaaki Shirakawa am Montag. Er stellte weitere Maßnahmen in Aussicht, sollten diese erforderlich sein. Experten werteten die Entscheidungen der Bank of Japan angesichts der Erdbeben- und Atomkatastrophe als besonnen und umsichtig. Unterdessen boten andere Notenbanken ihre Unterstützung an.
IW: Produktion in Japan wird länger beeinträchtigt sein
Köln (dpa) - Das verheerende Erdbeben wird die Industrieproduktion in Japan nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für längere Zeit beeinträchtigen. Dies gelte wahrscheinlich auch für Unternehmen, die außerhalb der Katastrophenregion liegen. Denn diese litten ebenfalls unter ausbleibenden Zulieferungen und Energieengpässen, teilte das arbeitgebernahe Institut am Montag in Köln mit. Dass viele Menschen durch die Katastrophe ihr Zuhause und ihre Arbeit verloren haben, werde sich negativ auf den Konsum auswirken. Andererseits werde der demnächst beginnende Wiederaufbau einen gewaltigen Investitionsschub auslösen und die Konjunktur wieder ankurbeln.
Versicherer vor Milliardenschäden
München/Boston (dpa) - Die Versicherungsbranche muss sich nach dem verheerenden Erdbeben in Japan auf Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe einstellen. Allein an Gebäuden dürfte das Beben versicherte Schäden von bis zu 35 Milliarden Dollar angerichtet haben, wie die Experten des auf Risikoanalysen spezialisierten Versicherungsdienstleisters AIR Worldwide am Wochenende errechnet haben. Die Folgen des Tsunami sowie Schäden an Straßen und Produktionsausfälle in der Industrie kommen noch hinzu. Die höchsten Belastungen hätten voraussichtlich die größten Rückversicherer zu tragen, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie der Ratingagentur Moody's. Dabei werden ausdrücklich Marktführer Munich Re sowie die Rückversicherer Swiss Re und Hannover Rück genannt.
Erneuerbare Energie-Aktien mit kräftigen Kursgewinnen
Frankfurt/Main (dpa) - Erneuerbare Energiewerte, speziell Solartitel, haben am Montag an der Frankfurter Börse als Folge der Erdbeben- und Nuklearkatastrophe in Japan kräftig zugelegt. Im frühen Handel stiegen einige Titel der Branche mit hohen zweistelligen prozentualen Zuschlägen, im weiteren Verlauf bröckelten die Steigerungsraten aufgrund von Gewinnmitnahmen leicht. Experten sehen in der drohenden Nuklearkatastrophe in Japan Chancen für die Solarindustrie. In der Politik könnte es zu einem Umdenken bei der Nutzung von Kernenergie kommen, hieß es. Die Rolle der Solarenergie dürfte stärker in den Mittelpunkt rücken.
Schäuble verteidigt Gipfel-Kompromiss zu Euro
Brüssel (dpa) - Bundesfinanzmister Wolfgang Schäuble hat den Kompromiss des EU-Gipfels zur Euro-Reform verteidigt. „Wir sind weiter vorangekommen als die allermeisten vorher erwartet hätten“, sagte er am Montag in Brüssel am Rande von Beratungen mit seinem Amtskollegen. Die Minister verhandelten über die Ausgestaltung des dauerhaften Rettungsfonds für kriselnde Mitgliedstaaten, der von 2013 an stehen soll. Sie debattierten auch, welche Auswirkungen die Katastrophe in Japan auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte haben dürfte. Die Staats- und Regierungschefs hatten am Samstag beschlossen, den Rettungsfonds EFSF auszuweiten. So soll der Fonds auch Staatsanleihen von Krisen-Ländern kaufen können.
Portugal lehnt weiter Finanzhilfen ab
Brüssel (dpa) - Das hochverschuldete Portugal lehnt weiter milliardenschwere Finanzhilfen der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds ab. „Wir wollen weiter an die Märkte gehen, um das Geld zu leihen, das wir zur Finanzierung unseres Haushalt brauchen“, sagte Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos am Montag in Brüssel vor Beratungen mit seinen Amtskollegen des Eurogebiets. Lissabon hatte pünktlich zum Euro-Gipfel am vergangenen Freitag ein neues Sparprogramm vorlegt, das von EU-Kommission und Europäischer Zentralbank begrüßt wurde. Das ärmste Land Westeuropas muss hohe Risikoaufschläge für seine Staatsanleihen zahlen.
Private Autokäufe 2010 eingebrochen
Wiesbaden (dpa) - Im Jahr eins nach der Abwrackprämie haben sich die Verbraucher in Deutschland beim Autokauf zurückgehalten. Insgesamt gaben die Privathaushalte in Deutschland 2010 rund 61 Milliarden Euro für ein neues Auto aus. Damit brachen die Käufe um 16,7 Prozent auf das Niveau von 2008 ein, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Die Zurückhaltung nach dem Ende der staatlichen Kaufanreize führte dazu, dass die privaten Konsumausgaben insgesamt nur um 2,4 Prozent im Vergleich zum Krisenjahr 2009 anzogen. Ohne Berücksichtigung der Autokäufe hätte sich der private Konsum rein rechnerisch um 3,4 Prozent erhöht.
Sorgen um Japan drücken Dax ins Minus
Frankfurt/Main (dpa) Die Sorgen um eine drohende Nuklearkatastrophe in Japan haben den Dax am Montag weiter ins Minus gedrückt. Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex 1,11 Prozent tiefer bei 6904 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 1,18 Prozent auf 9894 Punkte. Für den TecDax ging es hingegen dank fulminanter Kursgewinne für Aktien aus der Erneuerbare-Energien- Branche um 0,73 Prozent auf 876 Punkte hoch. Zuletzt hat sich die Nachrichtenlage zu den japanischen Kernkraftwerken wieder verschärft. Der Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3948 (Freitag: 1,3773) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7169 (0,7261) Euro.