dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Lokführer wollen streiken - Bahn vorbereitet
Berlin (dpa) - Bahnfahrer warten ab Wochenbeginn möglicherweise vergeblich auf ihren Zug: Die Lokführer wollen vorübergehend die Arbeit niederlegen. Unklar ist aber noch, wann und wo mit den Warnstreiks begonnen wird. Als sicher galt am Sonntag nur, dass von Montag an bundesweit Aktionen geplant sind. „Dies ist und bleibt gültig“, sagte der Bezirkschef der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) für Berlin und Brandenburg, Frank Nachtigall, der dpa. Es gebe noch keine andere Aussage oder Entscheidung. Die Bahn rüstete sich sicherheitshalber schon mal für den Ernstfall: Um die Auswirkungen für die Reisenden so gering wie möglich zu halten, will sie mehrere Hundert zusätzliche Mitarbeiter einsetzen. Über die Warnstreiks informiert sie auch im Internet und über kostenlose Servicenummern.
Kampf gegen künftige Krisen: G20 legt Kriterien fest
Paris (dpa) - Die führenden Wirtschaftsnationen der Erde (G20) krempeln ihr Krisenmanagement um. Erstmals einigte sich die sogenannte Gruppe der 20 auf Messgrößen, um gefährliche Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft rechtzeitig erkennen und bekämpfen zu können. Die in der G20 zusammengeschlossenen Industrie- und Schwellenländer machen 85 Prozent der globalen Wirtschaftskraft aus. Im nächsten Schritt wird es nun darum gehen, Alarmschwellen für jeden Indikator zu finden. Dies soll bis April geschafft sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll sich darum kümmern, die Leitlinien umzusetzen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte sich zufrieden. „Es ist ein Ergebnis, mit dem wir alle leben können“, sagte er.
Zahl der Klagen gegen Middelhoff wächst
Essen (dpa) - Noch mehr Schadenersatzklagen gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff: Am Wochenende wurde eine weitere Millionenforderung gegen Middelhoff und andere Ex-Manager des 2009 zusammengebrochenen Konzerns bekannt. Kläger ist ein weiteres Mal Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Middelhoff bestreitet alle Vorwürfe und will Görg sogar wegen Prozessbetrugs verklagen. Der Insolvenzverwalter habe nach einer Schadenersatzforderung von 175 Millionen Euro eine zweite Klage beim Landgericht Essen hinterhergeschoben, bestätigte Görg-Sprecher Thomas Schulz Berichte von „Bild am Sonntag“ und „Spiegel“. Diesmal geht es um 24 Millionen Euro.
Mega-Börse droht Gefahr: Spekulationen über Gegenangebot
New York (dpa) - Zwei Rivalen könnten die Fusion zwischen Deutscher Börse und New York Stock Exchange nach einem Zeitungsbericht torpedieren. Die beiden US-Marktbetreiber Nasdaq OMX und IntercontinentalExchange (ICE) berieten derzeit, ob sie ein gemeinsames feindliches Übernahmeangebot für die NYSE Euronext abgeben wollten, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person. Zwar relativierte die Zeitung ihre eigene Meldung gleich wieder, indem sie von einer geringen Wahrscheinlichkeit und hohen Hürden für ein Gegenangebot sprach. Doch die Nachricht passt in das derzeitige negative Stimmungsbild: In Deutschland und den USA herrschen Sorgen, bei der Fusion unter die Räder zu kommen.
Tauziehen um deutschen Einfluss bei EADS
Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will den möglichen Teilausstieg von Daimler aus dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS laut „Spiegel“ noch verhindern. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zufolge ist sogar eine staatliche Verkaufsprämie für Elektroautos im Gespräch, sollte Daimler im Gegenzug auf seine Anteils-Verkaufspläne verzichten. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums bestätigte den Bericht nicht. Sie verwies darauf, dass Minister Rainer Brüderle (FDP) sich wiederholt gegen Verkaufsprämien für Elektroautos ausgesprochen habe. Der Bund fördert Forschung und Entwicklung der Elektromobilität bereits mit einer halben Milliarde Euro.
Großbank Barclays zahlt Traum-Steuersatz von 1 Prozent
London (dpa) - Die britische Großbank Barclays steht in ihrem Heimatland als Steuerflüchtling in der Kritik. Die Bank musste zugeben, 2009 lediglich 113 Millionen Pfund (rund 134 Mio Euro) an Unternehmenssteuern an das britische Finanzamt abgeführt zu haben - bei einem Bruttogewinn von 11,6 Milliarden Pfund. Das geht aus einem Brief von Barclays-Chef Bob Diamond an den Labour-Abgeordneten Chuka Umunna hervor. Dieser bezeichnete die Zahlen laut Berichten in britischen Medien als „schockierend“. Niedrigverdiener müssen in Großbritannien 20 Prozent Steuern zahlen, der normale Satz für Unternehmenssteuern liegt derzeit bei 28 Prozent. Barclays generiert seine Gewinne jedoch nicht ausschließlich im Heimatland, sondern auch im Ausland - unter anderem in Steueroasen.