Bankier: „Vollkaskomentalität“ nach der Krise

Frankfurt/Main (dpa) - Die Rettungsaktionen von Staaten und Zentralbanken in der Finanzkrise haben nach Einschätzung der Privatbank Metzler eine gewisse Sorglosigkeit genährt.

„Das Risikobewusstsein in der gesamten Branche ist gewachsen. Allerdings haben viele Marktteilnehmer auch eine Art Vollkaskomentalität entwickelt“, sagte Metzler-Partner Johannes Reich in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

Der Kopf des fast 340 Jahre alten Instituts, Friedrich von Metzler, erklärte das auch damit, dass in der Finanzwelt seit dem Schock nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 klar sei: „Es wird jede relevante Bank aufgefangen, die in Schwierigkeiten kommt.“

Aber auch viele Anleger dächten nach wie vor „eher kurzfristig“, befand von Metzler. „Man muss dem Sparer mehr erklären, wie er sein Risiko in liquiden Wertpapieren streuen kann. Da hilft nur eine langfristige Strategie“, sagte der Bankier. „Wenn ein Kunde mit unrealistischen Renditeerwartungen zu uns kommt, dann ist er nicht unser Kunde. Der kurzfristig denkende Anleger passt nicht zu uns.“

Insgesamt sei das Bankhaus Metzler, dessen Wurzeln ins Jahr 1674 zurückreichen, mit dieser Strategie auch in der Krise gut gefahren. „Alle unsere fünf Geschäftsbereiche entwickelten sich in den schwierigen Zeiten erfreulich. Für 2011 sehe ich weiteres Potenzial“, sagte von Metzler. Reich ergänzte: „Wir haben in wesentlichen Teilen unseres Geschäftes 2010 deutliches Wachstum gehabt.“

Besonders gut liefen den Angaben zufolge Private Banking (Vermögensverwaltung), Asset Management (Investmentberatung, Publikumsfonds) und Financial Markets (Fremdwährungsmanagement, Devisenhandel). Im Asset Management verwaltete die Bank zum Jahresende ein Volumen von 47,1 (Vorjahr: 43,8) Milliarden Euro.

Zu seiner Zukunft in der Bank sagte der 67-jährige von Metzler: „Ich habe keinen operativen Marktbereich mehr und konzentriere mich jetzt auf strategische Fragen, Kundenbetreuung und Kundenakquise. Die Familie will und wird auch künftig eine entscheidende Rolle im Bankhaus Metzler spielen. Wir sehen das Haus gut aufgestellt für die Zukunft. Die Bank verdient ordentlich; alles, was wir darüber hinaus haben, dient der Unabhängigkeit des Bankhauses.“