Hamburg-Süd wird verkauft Dr. Oetker verkauft Reederei Hamburg Süd nach Dänemark
Hamburg/Bielefeld (dpa) - Wegen der anhaltenden Flaute in der Container-Schifffahrt verkauft der Oetker-Konzern seine Reederei Hamburg Süd an den dänischen Konkurrenten Maersk. Das teilten beide Unternehmen mit.
Oetker verliert damit rund die Hälfte seines Umsatzes von rund 12 Milliarden Euro. Details zum geplanten Geschäft nannten beide Seiten nicht. Bislang sei ein Vorvertrag unterzeichnet worden. Wenn die Kartellbehörden zustimmen, soll der Verkauf bis Ende 2017 umgesetzt werden.
Die Belegschaft von Hamburg Süd wurde am Donnerstag von der Geschäftsführung über den Verkauf informiert. A.P. Møller-Maersk wolle die Marke Hamburg Süd erhalten, weil sie einen „sehr persönlichen Touch“ habe, berichtete eine Sprecherin von Hamburg Süd. Sie verwies darauf, dass Maersk die Mitarbeiter mit „all ihren Rechten und Pflichten aus ihren Verträgen“ übernehmen werde. Hamburg Süd beschäftigt weltweit rund 6000 Mitarbeiter. Für das Unternehmen fahren 189 Schiffe, davon 48 eigene. Die Flottenkapazität liegt bei 625 000 TEU (Standardcontainern). Nach Angaben von Dr. Oetker zählt Hamburg Süd damit zu den zehn größten Containerreedereien der Welt.
Nach Gesprächen mit mehreren Interessenten habe sich Dr. Oetker für den Verkauf an den Marktführer aus Dänemark entschieden, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns. Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Oetker-Sprecher Jörg Schillinger der Deutschen Presse-Agentur. Dänische Banken gehen von einer Summe zwischen zwei und vier Milliarden Dollar (1,8 bis 3,7 Milliarden Euro) aus.
2015 hatte der Oetker-Konzern 12,2 Milliarden Euro umgesetzt, Hamburg Süd steuerte rund die Hälfte der Erlöse zu, die Nahrungsmittelsparte mit Tiefkühlpizzen, Backmischungen und Puddingpulver erzielte im vergangenen Jahr knapp ein Viertel des Konzernumsatzes.
Zu den Gründen des Verkaufs verweist das Oetker-Management auf den seit Jahren laufenden Konsolidierungsprozess in der Branche. Die gebeutelten Reedereien suchen ihr Heil in Zusammenschlüssen. Seit rund acht Jahren leidet die Branche unter Überkapazitäten auf den Weltmeeren. Um mithalten zu können, so Dr. Oetker laut Mitteilung, sei ein höherer Kapitalbedarf notwendig. Man hätte also viel Geld in die Hand nehmen müssen, Erfolg ungewiss.
Der geplante Verkauf zeigt nach Ansicht des Verbands der Deutschen Reeder, dass der Standortwettbewerb noch härter wird. „Die durch die langjährige Schifffahrtskrise ausgelöste Konsolidierung und Internationalisierung der Branche ist in vollem Gange“, sagte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, in Hamburg. „Neue Kapitalgeber - vor allem aus Europa, den USA und China - vergleichen Standorte weltweit.“ Gebraucht würden zusätzliche gemeinsame Anstrengungen aus Politik und Wirtschaft, um Deutschland als Schifffahrtsstandort dauerhaft im Spitzenfeld zu halten.